Gebhard Glück

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gebhard Glück beim Neujahrsempfang der Passauer CSU im Jahr 2008. (Foto: Jäger)
Gebhard Glücks letzter großer öffentlicher Auftritt beim Neujahrsempfang des CSU-Stadtverbands 2009, hier mit Ehrengast Peter Ramsauer. (Foto: Jäger)
Im Jahr 1990 zusammen mit Frau Annemarie im Garten seines Hauses in Haibach. (Foto: Privat)
Weggefährten gratulieren zum 75. Geburtstag im Juni 2005: Dr. Klaus Rose (v.l.), Franz Meyer und Erwin Huber. (Foto: Geisler)
Ministerpräsident Edmund Stoiber überreicht Glück 1995 das Große Bundesverdienstkreuz. (Foto: PNP-Archiv)

Dr. Gebhard Glück (* 18. Juni 1930 in München; † 24. März 2009 in Passau) war Lehrer und bayerischer Politiker (CSU). Er galt als einer der profiliertesten Sozialpolitiker seiner Partei und verantwortete von 1988 bis 1994 als bayerischer Staatsminister das Sozialressort. Gebhard Glück war verheiratet und hatte drei Kinder. Sein Name steht auf dem Ehrenmal der Stadt.

Leben und Wirken

Schule, Studium und Beruf

Geboren wurde Gebhard Glück am 18. Juni 1930 in München. Nach dem Abitur 1949 in seiner Geburtsstadt nahm er ein Studium der Germanistik, Geschichte und des Sports an der Ludwig-Maximilians-Universität auf, das er 1956 mit dem zweiten Staatsexamen beendete. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent an der Universität Erlangen tätig, an der Gebhard Glück im Juli 1962 zum Dr. phil. promovierte.

Glück trat in den Schuldienst ein, arbeitete als Lehrer an der Ohm-Oberrealschule in Erlangen und wurde hier zuletzt zum Oberstudiendirektor befördert. Danach wechselte er nach Passau und war hier als Gymnasiallehrer am Gymnasium Leopoldinum tätig.

Parteilaufbahn

Seit 1963 war Glück Mitglied der CSU. Er war von 1967 bis 1979 Vorsitzender des CSU-Kreisverbandes Passau-Stadt und stellvertretender Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Niederbayern. Außerdem wurde er in den Landesvorstand der Christsozialen gewählt und war von 1969 bis 1991 Vorsitzender der Bundeswahlkreiskonferenz. Von 1997 bis 2005 fungierte er zudem als Vorsitzender der Senioren-Union der CSU, die er maßgeblich aufbaute und weiterentwickelte.

Gebhard Glück war insgesamt über 45 Jahre Mitglied der CSU – und zuletzt auch Ehrenkreisvorsitzender der CSU Passau-Stadt.

Stadtrat und Abgeordneter

Von 1966 bis 1990 und dann noch einmal von 1996 bis 2002 war Gebhard Glück Mitglied des Passauer Stadtrates. Dem Bayerischen Landtag gehörte er von 1970 bis 1998 an. Hier war er von 1974 bis 1984 stellvertretender Vorsitzender der CSU-Fraktion. In dieser Funktion übernahm er 1980 die Aufgabe, zwischen der Staatsregierung und Landtagsfraktion zu koordinieren, das hieß, den Dauerstreit zwischen dem Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß und dem CSU-Fraktionsvorsitzenden Lang beizulegen. Der Erfolg blieb nicht aus und trug Gebhard Glück Beliebtheit und den Ruf eines charakterfesten Politikers ein. Im Landtag arbeitete der Passauer 1970 bis 1984 im Kulturpolitischen Ausschuss mit und brachte unter anderem das Erwachsenenbildungsgesetz mit auf den Weg.

Staatssekretär und -minister

Gebhard Glück amtierte vom 17. Juli 1984 bis zum 14. Juni 1988 als Staatssekretär für Arbeit und Sozialordnung in der von Franz Josef Strauß geführten Staatsregierung. Vom 30. September 1987 bis zum 14. Juni 1988 übernahm er zudem das Amt des Staatssekretärs im Staatsministerium für Unterricht und Kultus.

Nach dem Rücktritt von Karl Hillermeier wurde er im Anschluss daran am 14. Juni 1988 zum Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung ernannt. Er gehörte auch der von Ministerpräsident Max Streibl geleiteten Folgeregierung an und trug hier ab dem 1. Februar 1991 die Amtsbezeichnung Staatsminister für Arbeit, Familie und Sozialordnung. Vom 17. Juni 1993 bis zum 27. Oktober 1994 amtierte er dann als Staatsminister für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit in der von Ministerpräsident Edmund Stoiber geleiteten Landesregierung.

Glück prägte als einer der dienstältesten Minister im Freistaat in den 1990er Jahren maßgeblich die Sozial- und Gesundheitspolitik. Am 24. März 2009 erlag Gebhard Glück im Klinikum Passau einem Gehirntumor. Den Ausbau dieses Krankenhauses hatte er selbst vorangetrieben.

Politische Schwerpunkte

Die Integration und Beschäftigung von Aus- und Übersiedlern, die Aidspolitik und die Finanzierung der Pflegeversicherung, neue Suchtbekämpfungsprogramme und die Reform der Vergütungsregelungen für die Krankenhausleistungen beschäftigten Glücks Ministerium in besonderem Maße. Legendär ist auch Glücks Kampf gegen Kürzungen der Sozialhilfe „nach der Rasenmäher-Methode“ während der Solidarpaktverhandlungen der CDU/CSU/FDP-Bundesregierung gewesen. Stark gemacht hat sich der Passauer CSU-Politiker auch für eine Regionalisierung der Rentenversicherungsträger.

Besonders gewürdigt wurde der Einsatz Glücks für die Passauer Christsozialen bis in die jüngste Zeit: Dies hat sich auch bei seinem letzten großen Auftritt beim Neujahrsempfang der Partei im Januar 2009 in Vilshofen an der Donau gezeigt.

Passau war für Gebhard Glück die liebgewonnene Wahlheimat, Passau hatte seinen bekanntesten Landespolitiker zum Ehrenbürger ernannt.

Der Mensch Gebhard Glück

Sein fester Händedruck war legendär, seine zupackende, geradlinige Art ebenfalls: Mit Gebhard Glück hat die Stadt Passau und die ganze Region einen Mann verloren, dem in vielerlei Hinsicht das Prädikat „besonders verdienstvoll“ zustand. Er war zunächst für seine Familie, seine Freunde und Weggefährten ein liebenswürdiger, hoch achtenswerter Mensch, eine im besten Sinne des Wortes natürliche Respektsperson. Und er war im politischen Leben der Stadt, obwohl als Landespolitiker und Kabinettsmitglied auch dem großen Ganzen verpflichtet, ein wichtiger, ja unverzichtbarer Faktor.

Zu seinen Grundüberzeugungen als gläubiger Mensch stand er, zu seinen politischen Positionen ebenfalls. Als Stadtratsmitglied arbeitete er am Puls der Stadt, als Minister förderte der gebürtige Münchner seine Wahlheimat Passau nach Kräften. Die Erweiterung des Klinikums ist eines der Beispiele seines Engagements, ohne das vieles in Passau gerade im sozialen Bereich nicht diese gute Entwicklung genommen hätte. Die Sanierung des Stadttheaters ist ein weiterer Posten auf der Habenseite dieses herausragenden Passauers. Als 1990 die Ehrenbürgerwürde an Gebhard Glück verliehen wurde, gab es niemanden, der das nicht als konsequenten Schritt einer Stadt gesehen hätte, einem ihrer Bürger etwas von dem zurückzugeben, was er ihr geschenkt hat.

Was Gebhard Glück noch hinterlässt außer dem Gefühl tiefer Dankbarkeit, ist der Beweis, dass eine ernsthafte Politikerpersönlichkeit und die herzliche Nähe zu den Menschen sich nicht gegenseitig ausschließen. Als Sozialpolitiker war Gebhard Glück viel Erfolg beschieden – auch der, stets einer von denen zu sein, für die er sich einsetzte. Er war das, was so vielstrapaziert ein „Mann des Volkes“ genannt wird. Und er war unaufdringlich, fast bescheiden. Als er beim CSU-Neujahrsempfang 2009, seinem letzten Auftritt in der Öffentlichkeit, gefragt wurde, warum er diese Anstrengung denn auf sich nehme, war seine Antwort ganz einfach: „Ja, soll ich mich daheim verkriechen?“ Das wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Gebhard Glück war eine öffentliche Person, ein Ehrenmann. Und ein Glück für Passau.

Politischer Nachruf

„Gebhard Glück war über lange Jahre das soziale Gesicht Bayerns“, sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zum Tod von Gebhard Glück. „Er hat an wichtigen Weichenstellungen der Sozialpolitik in unserem Land entscheidend mitgewirkt und sie geprägt“, meinte Seehofer weiter. Der Ministerpräsident verwies zudem auf Glücks Verdienste um den flächendeckenden Ausbau der Notfallversorgung in den Krankenhäusern. „Auch das Landeserziehungsgeld bleibt mit seinem Namen verbunden und steht für sein unermüdliches Engagement. Mit Gebhard Glück hat der Freistaat eine außergewöhnliche Politikerpersönlichkeit verloren.“

Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) zeigte sich persönlich „sehr betroffen“ vom Tod des ehemaligen Ministers. „Ich durfte ihn als Sozialstaatssekretärin sieben Jahre lang begleiten und habe ihn in dieser Zeit als Menschen, als Politiker und als Ratgeber sehr geschätzt.“ Glück habe sich durch „hohen Sachverstand, menschliche Integrität und eine liebenswerte persönliche Bescheidenheit“ ausgezeichnet „und war über die Grenzen der Fraktionen hinweg allgemein geachtet“, sagte sie. „Der Bayerische Landtag wird den Verstorbenen als einen prägenden Sozialpolitiker in bleibender Erinnerung behalten“, sagte die Landtagspräsidentin weiter.

Auch die Niederbayern-CSU ist traurig über den Tod ihres beliebten Mitglieds. „Wir verlieren mit dem langjährigen Sozialminister des Freistaats Bayern einen herausragenden Vertreter Niederbayerns und der CSU“, sagte Bezirksvorsitzender Manfred Weber. Weiter lobte er den Passauer als einen „prägenden Sozialpolitiker Bayerns“, der sich mit enormem Engagement für die Schwachen und Kranken in der Gesellschaft eingesetzt habe. Für die CSU Niederbayern hat Glück als Stellvertretender Bezirksvorsitzender und Kreisvorsitzender der CSU Passau-Stadt gewirkt. „Die positive Entwicklung unserer Heimat in den vergangenen Jahrzehnten ist damit auch untrennbar mit seinem persönlichen Einsatz für Niederbayern verbunden“, sagte Weber.

„Die Stadt Passau trauert um ihren Ehrenbürger Dr. Gebhard Glück, der sich über Jahrzehnte für die Belange der Stadt und ihrer Bürgerschaft eingesetzt und insbesondere als Inhaber bedeutender politischer Ämter die Interessen seiner Heimatstadt engagiert und mit großem Erfolg vertreten hat. Dr. Gebhard Glück war eine der herausragendsten Persönlichkeiten der Passauer Nachkriegsgeschichte. Die Stadt hat ihm Vieles zu verdanken. Seine Arbeit trug einen wesentlichen Anteil daran, dass Passau zu einer modernen und lebenswerten Universitätsstadt geworden ist“, so Jürgen Dupper. „Besonders zu erwähnen ist seine Hilfe bei der optimalen staatlichen Förderung für die Krankenhaus-Erweiterung, ebenso wie für die Sanierung des Stadttheaters und der Redoutensäle.“ In Würdigung seiner großen Verdienste hat die Stadt Dr. Gebhard Glück im Jahr 1990 das Ehrenbürgerrecht als höchste Auszeichnung Passaus verliehen.

Hörbar betroffen äußerte sich auch Landrat Franz Meyer, der mit Glück von 1990 bis 1998 gemeinsam im Landtag saß. „Der Landkreis trauert um einen engagierten Kämpfer für die Interessen des Passauer Landes. Er hat als Abgeordneter und Staatsminister Großartiges für die Region bewerkstelligt und einen unschätzbaren Beitrag geleistet zur Sanierung unserer Kreiskrankenhäuser. Die geriatrische Klinik in Aidenbach gäbe es ohne ihn nicht“, stellte Meyer heraus. „Ich persönlich verliere einen väterlichen Freund, der mich über viele Jahre begleitet und in seiner menschlichen und ausgleichenden Art geprägt hat. Er ist für mich ein Vorbild.“

„Dr. Glück war ein aufrechter, ehrlicher Mitstreiter für die Anliegen der Stadt Passau, ob Klinikum, Bundeswehrgelände und vieles andere“, verabschiedet sich Alt-OB Willi Schmöller von einem Partner in der Sache. „Er war ein authentischer CSU-ler ohne Fanatismus, nur geprägt von Sachlichkeit. Und er war ein angenehmer, liebenswerter Mensch, willkommener Gesprächs-, Diskussions- sowie exzellenter Golfpartner.“ Auch Fritz Gerstl war mit Glück viele Jahre zusammen im Stadtrat. Gerstl beschreibt seinen langjährigen Weggefährten als „sehr umgänglich und sehr verbindlich“. „Wir hatten immer einen freundschaftlichen Umgang miteinander“, erzählt der 85-jährige SPD-Politiker. „Wenn es Auseinandersetzungen gab, dann lief das immer anständig und fair ab. Er war sehr auf Harmonie bedacht.“

Der ehemalige Verteidigungs-Staatssekretär Dr. Klaus Rose würdigt den Verstorbenen als „ein Vorbild, wie es gerade in der Politik nicht viele gibt“. Rose und Glück hatten beide 1974 auf der Niederbayern-Liste der CSU für den Landtag kandidiert und parallel den Einzug ins Maximilianeum geschafft. „Trotz dieser Konkurrenzsituation waren wir seitdem gute Freunde.“ Beide Politiker habe die Liebe zum Sport verbunden. So spielte Glück früher regelmäßig für die von Rose geleiteten „Passauer Wölfe“ bei Prominenten-Fußballspielen.

Beisetzung

Am Freitag, 27. März 2009 fand in der Kirche St. Gertraud um 18:00 Uhr der Sterberosenkranz und am Samstag, 28. März 2009 im Dom St. Stephan zu Passau der Trauergottesdienst statt.

Unter den mehr als 500 Gästen von Gottesdienst und anschließender Beisetzung auf dem Innstadt-Friedhof war auch Ministerpräsident Horst Seehofer. Seehofer hob Glücks „tiefes soziales Gespür und ausgeprägtes Pflichtgefühl“ hervor. Der Passauer Ehrenbürger habe stets „eine aktive, starke Sozialpolitik als notwendige Ergänzung zum freien Spiel der Kräfte in der Marktwirtschaft“ verstanden. Was das konkret im heutigen Bayern bedeutet, wird aus Seehofers weiteren Worten deutlich: „Der flächendeckende Ausbau der Notfallversorgung in den Krankenhäusern bleibt ebenso mit seinem Namen verknüpft wie die Einführung des Landeserziehungsgeldes.“ Gebhard Glück habe als Politiker viel bewegt, was heute selbstverständlich ist.

Das hob auch Oberbürgermeister Jürgen Dupper hervor, dem Glück ganz persönlich „ein echtes Vorbild“ war. Der verstorbene Haibacher habe seit den 70-er Jahren enorm viel für Passau erreicht. „Ohne Dr. Glück wäre insbesondere das moderne Klinikum Passau nicht in seiner heutigen Größe und Bedeutung entstanden.“ Auch die Universität Passau habe viel von dem Abgeordneten und Stadtrat profitieren können.

Gebhard Glück „gestaltete sein soziales Schaffen aus christlicher Verantwortung heraus“, sagte Diözesanbischof Wilhelm Schraml, der das Requiem im Dom zusammen mit den Domkapitularen Manfred Ertl und Helmut Reiner zelebriert hatte. Der Bischof sprach vielen Menschen aus dem Herzen als er Glücks besonderen Charakter skizzierte: „Sein gesundes Selbstbewusstsein, sein Frohsinn, seine noble Gesinnung und ausgleichende Art, seine Aufrichtigkeit, die kein hinterhältiges Taktieren kannte, die Lauterkeit seines ganzes Wesens wie die Glaubwürdigkeit in seinem Reden und Tun.“ Es sei Glücks Bindung an Gott gewesen, die ihm „seine so sympathische menschliche Souveränität und Freiheit“ verliehen habe.

Nach der Zeremonie im Dom zogen Angehörige und Trauergäste zum Innstadt-Friedhof, wo der Verstorbene in der Gruft der Familie Freislederer, aus der seine Ehefrau Annemarie stammt, seine letzte Ruhestätte fand.

Mitgliedschaften

Neben seinen zahlreichen Aktivitäten innerhalb der CSU war Glück außerdem noch in mehreren anderen Vereinen aktiv. Hier eine Auswahl:

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 22. Juli 2010 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.