Georg Reichenbach

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Georg Reichenbach, ursprünglich Carl Georg von Reichenbach (* 17. April 1872 in München; † 10. Juli 1940 in Nußdorf am Inn) war ein Künstler und Begründer des Dreikönigssingens in Töging am Inn.

Leben und Wirken

Dem „Zwang“ am humanistischen Gymnasium in Neuburg an der Donau entfloh er bald, ging als blinder Passagier eines Handelsschiffes auf große Fahrt, um die Welt kennen zu lernen. Er schlug sich als Mitglied der Dampfer-Besatzung durch. Noch vor dem Tod der Eltern Mitte der 1890er Jahre kehrte er nach München zurück und versöhnte sich mit ihnen.

Durch Unregelmäßigkeiten eines Vermögensverwalters fast mittellos geworden, ging er mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder Konstantin nach Garmisch, wo sie ihre Adelstitel ablegten. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in München und betätigte sich im Bau künstlerisch gestalteter Möbel, entwarf aber auch Gebrauchs- und Ziergläser. Er verkehrte in Künstlerkreisen, schrieb Gedichte und erbaute sich am Tegernsee ein Haus. Aus dieser Zeit sind auch Reisen nach England, Frankreich oder Serbien überliefert.

1914 meldete sich Reichenbach mit 42 Jahren freiwillig zum Militär – eine Flucht aus dem mit vielen materiellen Gütern gesegneten Leben, das ihm zur Last geworden war. Er wurde als Kraftfahrer in Frankreich verwundet. Nach der Rückkehr fand er zunächst beim Bruder Konstantin bei Bad Tölz Aufnahme. 1925 wurde er als Kutscher und Bote des Innwerks in Töging angestellt. Auch hier war er künstlerisch aktiv. Er nannte sich Jürg Reichenbach; so hatte er sich auch bei der Gemeinde angemeldet.

Von ihm stammt das Dreikönigslied, mit dem der Liederkranz noch heute am Dreikönigstag in Töging durch die Straßen zieht. Den Brauch des Dreikönigssingens, den er in Ettal kennen gelernt hatte, etablierte er in Töging mit Gleichgesinnten am 5. Januar 1928. Reichenbach war auch Mitbegründer einer Theatergruppe und zeichnete die Pläne für das „Schwesternhaus“, das noch heute – als Cocktailbar – besteht. Aber auch literarisch betätigte er sich, wie seine „Sage vom Stein von Töging“ zeigt.

1933 zog er in das Altersheim Malseneck bei Kraiburg, ein Jahr darauf wohnte er beim Auerbauern in Nußdorf, wo er 1940 starb. 1946 wurde sein Leichnam nach Oberaudorf in die Familiengrabstätte überführt.

Im Jahr 2015 wurde die bisherige Äußere Steinstraße in Töging ihm zu Ehren in Georg-Reichenbach-Straße umbenannt.

Literatur

Weblinks