Geschichte (Burghausen)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Geschichte von Burghausen reicht vermutlich zurück bis in die Zeit zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert, als am Flussufer der Salzach eine erste Siedlung entstand.

Kaiserin Kunigunde

Die Zeit des Hochmittelalters

Der topografisch herausragende Burgberg von Burghausen und dessen Umgebung stellte bereits in vorgeschichtlicher Zeit einen großen Anziehungspunkt dar. Durch archäologische Grabungen konnte eine „wehrhafte“ Befestigung des Burgberges für die mittlere und späte Bronzezeit (ca. 1500-750 v. Chr.) nachgewiesen werden. Die Anfänge der Siedlung Burghausen liegen vermutlich im Mühlenvorort St. Johann. Der Ortsname Burghausen - Siedlung bei der Burg - drückt die enge topografische und wirtschaftliche Beziehung des Ortes zur Burg aus und verweist auf das 8. Jahrhundert als Entstehungszeit.

Trotz der frühen Besiedelung wurde Burghausen aber erst im Jahr 1025 zum ersten Mal urkundlich genannt. 1024 starb Kaiser Heinrich II. In zwei Schenkungsurkunden an den Salzburger Erzbischof und den Freisinger Bischof von 1025 verteilte seine Gemahlin Kunigunde ihr Witwengut im südlichen Bayern, darunter Burghausen. Sie wollte Altötting, Burghausen und mehrere Forste dem Erzbischof von Salzburg überlassen. Der nachfolgende Herrscher Konrad II. verhinderte dieses etwas außerhalb der Legalität stehende Geschäft und setzte Grafen als Verwalter des Reichsgutes an Inn und Salzach ein. Nach dem Aussterben der Grafen von Burghausen 1163/1164 nahmen zunächst Heinrich der Löwe und ab 1180 die Wittelsbacher die Burg unter direkte herzogliche Verwaltung, seit 1229 auch die Siedlung Burghausen. Bereits im 12. Jahrhundert herrschte reger Schiffsverkehr auf der Salzach. Es gab eine Zollstelle Burghausen sowie einen Brückenübergang. Auch ein Richter „Heinrich von Burghausen“ ist urkundlich genannt. Burghausen war demnach ein zentraler Ort mit der Funktion eines Mittelpunktes für sein Umland, der sich zu einem städtischen Gemeinwesen mit eigener Rechtspersönlichkeit entwickelte. Um 1230 wurde Burghausen Stadt, von 1290 stammt das erste Burghauser Stadtsiegel und 1307 sind die frühesten überlieferten Stadtrechte datiert. Darin schrieben die Burghauser Stadträte das gültige Recht der Stadt nieder. Das Besondere an dieser Stadtrechtsurkunde ist, dass sie nicht vom Stadtherrn, dem bayerischen Herzog, ausgestellt wurde, sondern von den Stadträten selbst. Man darf dies wohl als besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein der Burghauser Bürger werten. 1404 ist erstmals in einer Urkunde der Burghauser Burgfrieden festgelegt. Dies bezeichnet das Stadtgebiet, in dem das Stadtrecht herrschte.

Das Stifterbild in der Äußeren Burgkapelle ist um 1489 in der Zeit von Herzogin Hedwig entstanden.

Glanzzeit unter den Wittelsbachern und Herzogin Hedwig

1229 kam die Siedlung Burghausen unter die Herrschaft der bayerischen Wittelsbacher Herzöge. Wenige Jahrzehnte später erfolgte die erste bayerische Landesteilung in die Herzogtümer Oberbayern-München und Niederbayern-Landshut, zu dem bis 1503 Burghausen gehörte. Unter Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern (er regierte von 1253-1290) wurde die Burg in Burghausen Nebenresidenz der Landshuter Herzöge. Der Herzog ließ große Teile der Hauptburg errichten. Aus jener Zeit stammen die Elisabethkapelle, der Kern des Palas, der Mittelteil der Kemenate und die Außenmauern der Dürnitz.

Unter den so genannten „Reichen Herzögen“ von Niederbayern (Heinrich, Ludwig und Georg) erlebte Burghausen von 1393 bis 1503 politisch wie wirtschaftlich seine Glanzzeit als Herzogstadt. Die Burg wurde ausgebaut und hatte im 14. Jahrhundert bereits ihre heutige Ausdehnung erreicht. Sie diente als Hauptwaffenplatz, als Gefängnis von Staatsgefangenen und Aufbewahrungsort des Staatsschatzes. Burghausen entwickelte sich auch zur Residenz für die herzoglichen Familien. Hier lebten die Frauen und Witwen der Herzöge, hier wurden die Kinder geboren und erzogen.

Der Ausbau der Burg zu ihrem jetzigen Zustand erfolgte im Wesentlichen unter Herzog Georg dem Reichen. Unter dem Eindruck der Bedrohung durch das Osmanische Reich ließ er die Burganlage vor allem in militärischer Hinsicht ausbauen: durch Verstärkung der Burgmauern, Staffelung der Toranlagen, Verbesserung des Verteidigungssystems im Außenbereich und durch den Bau von Geschütztürmen. Des Weiteren entstanden in der Hauptburg die Schatzkammer für den legendären Reichtum der „reichen Herzöge“ sowie das Georgstor und die von Hedwig und Georg gestiftete Hedwigskapelle in den weiteren Burghöfen.

In dieser Epoche erfolgte zugleich die Entwicklung Burghausens zur Stadt. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Ort wohl zur Stadt erhoben, und 1307 schrieben die Stadträte das gültige Recht der Stadt Burghausen nieder.

Berühmteste Bewohnerin der Burg mit einem großen Hofstaat war von 1475 bis 1502 Herzogin Hedwig. Im November 1475 wurde die polnische Königstochter mit dem jungen Herzog Georg von Niederbayern in der Landshuter Hochzeit vermählt. Dieses Fest, das vom Vater des Bräutigams, Herzog Ludwig dem Reichen von Bayern-Landshut, ausgerichtet wurde, gilt als die prunkvollste Hochzeit des Mittelalters. Alle vier Jahre wird in Landshut in der weltberühmten „Landshuter Fürstenhochzeit“ an dieses Ereignis erinnert. Nach der Hochzeit zog das junge Paar in die Burg nach Burghausen, der Familienresidenz der niederbayerischen Wittelsbacher. 1478 wurde die Tochter Elisabeth und zwei Jahre später ihre Schwester Margarethe geboren. 1479, nach dem Tod seines Vaters, übernahm Herzog Georg die Regierungsgeschäfte und begab sich auf den Regierungssitz nach Landshut.

Hedwigs Alltag war festgelegt durch die Hofordnung und den über 100 Personen fassenden Hofstaat. Die weit verbreitete Legende von der Verbannung der unglücklichen polnischen Königstochter nach Burghausen stimmt nicht. Besuche und Geschenke ihres Mannes, gemeinsame Jagdausflüge und Turnierveranstaltungen zeichnen ein anderes Bild. Hedwig führte das standesgemäße Leben einer Fürstin der damaligen Zeit. Sie starb am 18. Hornung (Februar) 1502 und wurde im Kloster Raitenhaslach begraben.

Obgleich das Reichsrecht nur das männliche Erbrecht vorsah, vermachte Herzog Georg 1496 in einem Testament das Herzogtum Bayern-Landshut seiner Tochter Elisabeth und ihrem zukünftigen Gemahl Ruprecht von der Pfalz. Als Herzog Georg am 1. Dezember 1503 in Ingolstadt starb, traten Tochter und Schwiegersohn, unterstützt durch den niederbayerischen Adel und Böhmen, das Erbe an. Dies führte zum Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505, an dessen Ende die Wiedervereinigung der Teilherzogtümer Bayern-Landshut und Bayern-München stand.

Salzhandel brachte Wohlstand in die Stadt

Haupt- und Regierungsstadt Burghausen

Die Stadt Burghausen war von 1392 bis 1802 Sitz eines Rentamtes. Das Herzogtum und spätere Kurfürstentum Bayern war in Verwaltungsbezirke eingeteilt, die Viztümer oder Rentämter. Seit der Wiedervereinigung 1505 war Bayern in das Oberland (Oberbayern) mit den Rentämtern München und Burghausen und in das Unterland (Niederbayern) mit den Rentämtern Landshut und Straubing unterteilt. Burghausen war jahrhundertelang eine bayerische Regierungsstadt.

Die Rentämter stellten die mittleren Behörden zwischen den Zentralbehörden in München wie Hofkammer, Geheimer Rat u. a. und den Landgerichten auf der unteren Ebene dar. Die umfangreichen Aufgaben im administrativen, juristischen, finanziellen und militärischen Bereich nahm eine Beamtenschaft wahr, an deren Spitze von 1514 bis 1640 der Hauptmann von Burghausen, danach der Vizedom als Vertreter des Herzogs stand. Das Adelsgeschlecht der Grafen von Taufkirchen stellte im 17. und 18. Jahrhundert mit vier Persönlichkeiten den Burghauser Vizedom, darunter Karl Maximilian Albert Reichsgraf von Taufkirchen in den Jahren 1758-1780.

Weitere wichtige Ämter eines Rentamtes waren: Rentmeister - „Finanzminister“; Kanzler - Leiter der Regierungskanzlei; Mautner - Vorsteher des Maut(Zoll)Amtes; Kastner - Verwalter der Naturalabgaben; Forstmeister - Verwalter des Forstgerichtes; Bannrichter - zuständig für die Hochgerichtsbarkeit.

Die Ausdehnung des Rentamts Burghausen veränderte sich aufgrund von politischen Entscheidungen einige Male. Bis 1779 gehörte auch das heutige Innviertel mit den Gerichten Braunau, Friedburg, Mauerkirchen, Ried, Schärding und Wildshut dazu.

Zur „Hauptstadt“ wurde Burghausen 1688 durch ein Dekret des Kurfürsten Max Emanuel erhoben. Mit dieser offiziellen Rangerhöhung waren keine finanziellen Vorteile verbunden. Burghausen war aber dadurch als kleinste Regierungsstadt mit den anderen bayerischen Hauptstädten München, Landshut und Straubing zumindest vom Titel her gleich gestellt. Innerhalb Burghausens rief die Titelverleihung eine Auseinandersetzung zwischen Bürgermeistern und Stadträten einerseits und Rentamtsbeamten andererseits hervor. Dabei ging es um die „Präzedenz“, die Reihenfolge bei Prozessionen und Umzügen - wer hatte wem bei welcher Gelegenheit Vortritt zu gewähren.

Karl Maximilian Albert Reichsgraf von Taufkirchen war in der bayerischen Regierung als Kämmerer und Geheimer Rat sowie Regimentsrat in Burghausen tätig. Nach dem Tod seines Vaters, des Burghauser Vizedoms Adam Johann Joseph Anton Graf von Taufkirchen (reg. 1736-1758), übernahm er dessen Amt. Er residierte in dem nach seinem Vater benannten Palais am Stadtplatz, Sitz des Vizedomes seit 1736. Während seiner Amtszeit in Burghausen scheint er zumindest zeitweise geistig erkrankt gewesen zu sein. Er zog sich um 1779 in das Privatleben zurück und lebte in Pfaffstetten bei Mattighofen, wo er 1786 starb.

Als Vizedom oder Vitztum war Karl Reichsgraf von Taufkirchen der Vertreter des bayerischen Herzogs im Rentamt. Der Begriff leitet sich vom lateinischen „vice-dominus“ ab, was Stellvertreter des (Landes)Herrn bedeutet. Er repräsentierte also die Regierung des Rentamts Burghausen.

Stadtverwaltung zur Rentamtszeit

Die wichtigsten Gremien einer selbstständigen städtischen Verwaltung sind der Bürgermeister und der Stadtrat. Einen Bürgermeister hatte Burghausen in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens nicht. Leitende Amtsperson war wohl zunächst der Stadtrichter, später dann „der ältere Redner des Rates“ und der Kämmerer. Erstmals wird in einer Urkunde vom 5. Juli 1483 mit Martin Ziegelmeister ein Bürgermeister in Burghausen erwähnt. Damit erhielt Burghausen als Nebenresidenz der niederbayerischen Herzöge einige Jahre vor der niederbayerischen Hauptstadt Landshut das Amt des Bürgermeisters verliehen. Es war üblich, dass sich zwei Bürgermeister im Amt abwechselten, jeder hatte die Funktion ein halbes Jahr inne. Später teilten sich sogar vier Bürgermeister das Amt.

In den Stadtrechten von 1307 wird bereits ein Stadtrat erwähnt, der so genannte „Zwölfer“. Die Ratswahlordnung von 1529 regelte ein kompliziertes Wahlverfahren mit drei Wahlmännern. In der Folge bestand der Stadtrat aus dem „Inneren Rat der Zwölf“ und dem „Äußeren Rat“, ebenfalls zwölf Personen „aus der Gmein“.

Bürgermeister und Stadtrat hatten bis 1439 keinen festen Tagungsort für die Ratssitzungen. Mit dem Erwerb des Hauses am Stadtplatz 114 von der Familie der Mautner besitzt Burghausen seit 1439 ein Rathaus, in dem die Stadtverwaltung noch heute arbeitet. Im 16. Jahrhundert hatten der Bürgermeister und der Stadtrat Burghausens den Höhepunkt ihrer Selbstständigkeit erreicht. So durfte beispielsweise seit 1580 der Stadtrat den Stadtrichter selbst wählen. Beide zusammen übten die niedere Gerichtsbarkeit aus. Diese Eigenständigkeit wurde mit der absolutistischen Regierungspraxis des 17. Jahrhunderts grundlegend beschnitten. Obrigkeitliche Befehle aus München oder der Burghauser Regierung bestimmten nun das politische Geschehen.

1689 ordnete Kurfürst Max Emanuel an, dass keine Bürger, die ein „öffentliches Gewerbe“ betrieben, also Handwerker und Wirte, Bürgermeister werden durften. Damit war die Zahl der Bürgermeisterkandidaten äußerst eingeschränkt. In der Praxis wurde nun Burghausen von „Ortsfremden“ regiert, meist Beamten der Regierung. So wurde zum Beispiel 1741 Johann Anton von Manner, Steuererheber der Landschaft im Rentamt Burghausen zum Bürgermeister und Stadtrichter in Burghausen gewählt.

Im Österreichischen Erbfolgekrieg nahmen die Österreicher Burghausen am 5. Februar 1742 nach kurzer Beschießung ein. Am 16. Oktober 1742 gelang es jedoch dem Hofkaminkehrermeister Franz Carl Cura, mit 22 Mann die Burg zu Burghausen und anschließend, nachdem er Verstärkung erhalten hatte, auch die Stadt einzunehmen. Zwar besetzten die Österreicher nach der siegreichen Schlacht bei Simbach ‎am 9. Mai 1743 Burghausen erneut, doch am 20. November 1744 nahm Cura zum zweiten Mal Burg und Stadt Burghausen ein und hielt sie bis zum April 1745. Von 1763 bis 1802 war Burghausen wegen Zahlungsunfähigkeit der kurfürstlichen Verwaltung unterstellt.

Jahre der Stagnation

1779 wurde das bisher zum Rentamt Burghausen gehörende Innviertel an Österreich abgetreten (Gerichte Braunau, Friedburg, Mattighofen, Mauerkirchen, Ried, Schärding und Wildshut). Burghausen wurde Grenzstadt und verlor das wirtschaftlich beste Hinterland.

1802 folgte die Auflösung der Regierung des Renatamtes durch die Reformen des bayerischen Ministers Graf Montgelas. 1807 wurde Burghausen sogar der Titel Hauptstadt aberkannt. 1808 bis 1810 war die Stadt Sitz des Generalkommissariats des Salzachkreises. Am 28. April 1809 kam Napoleon mit einem gewaltigen Heer nach Burghausen. Die Reparatur der von Österreichern zerstörten Brücke über die Salzach erzwang einen mehrtägigen Aufenthalt. Napoleons Quartier waren die so genannten Wasserzimmer im Taufkirchen-Palais. Als er auf seinem Apfelschimmel in die Burg einritt und die Stadt unter sich liegen sah, rief er aus: „Voilà, la ville souterraine!“ Am 2. Mai 1809 verließ er Burghausen wieder.

Infolge einer Bestimmung des Wiener Friedens vom 14. Oktober 1809 wurde das abgetretene Innviertel bis 1814 wieder bayerisch. Nach dem Wiener Kongress und dem Frieden von Teschen, wo die Abtretung des Innviertels an das Kaisertum Österreich endgültig vollzogen wurde, wurde Burghausen wieder zur Grenzstadt. Es behielt seine Garnison, bis diese 1891 abgezogen wurde. Erst 1897 erhielt Burghausen einen Bahnanschluss.

Wirtschaftlicher Aufschwung, Erster Weltkrieg und Räterepublik

Nach einer langen Stagnation kam es im Ersten Weltkrieg zu einem wirtschaftlichen Aufschwung: Am 13. Oktober 1914 gründete Alexander Wacker das von ihm schon länger geplante Familienunternehmen Dr. Alexander Wacker-Gesellschaft für elektrochemische Industrie KG. Das Werk begann im Dezember 1916 mit der Produktion von Aceton. Während des 1. Weltkrieges war dies ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung von Kunstgummi zur Abdichtung von U-Boot-Batterien.

Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs sollte für Burghausen und Umgebung eine Station für Krankenpflege in Familien durch III. Ordensschwestern gegründet werden. 56 Personen meldeten sich sofort zur Aufnahme an. Anfang Juli brach jedoch die „Spanische Krankheit“ (Spanische Grippe) in Burghausen aus. Hunderte von Arbeitern des Acetonwerkes erkrankten, es gab Todesfälle. Am 6. Juli kam ein Hochwasser, das 6,10 Meter erreichte. In der Spitalgasse stand das Wasser bis zum 1. Stock.

Zur Zeit der Räterepublik übernahm in Burghausen ein Arbeiter- und Soldatenrat die Macht. Bürgermeister, Magistrat und Kollegienmitglieder traten zurück, vom Rathaus wehte die rote Fahne. Am 30. November 1919 wurde im Stadtmagistrat der frühere Zustand wieder hergestellt.

Kriegsende 1945

Die Aufzeichnungen zu den letzten Kriegstagen in Burghausen sind sehr detailiert. Am 2. Mai 1945 fuhren Bürgermeister Johann Stiglocher, die Polizeimeister Geiselmann und Denk sowie Stadtamtmann Minholz den Amerikanern entgegen, Schuhmachermeister Karl Lux saß mit der weißen Fahne auf der Motorhaube des Autos. Den Bürgermeister hatte kurz vor Aufbruch dieser Delegation die Nachricht erreicht, dass die Amerikaner dem Inn entlang aufwärts kämen, berichten Zeitzeugen. Nun wollte man einer gewaltvollen Einnahme der Stadt mit einer kampflosen Übergabe zuvorkommen. Am unteren Rand des Neuhofer Berges traf die Burghauser Abordnung schließlich auf die ersten Amerikaner - ein Trupp von etwa 25 Mann. Sie übergaben zuerst das Wackerwerk an die Amerikaner. Einen Tag später, am 3. Mai, traf der höchste zuständige amerikanische Offizier ein, ebenso wie eine starke Kampftruppe mit Geschützen und Panzern. Nun fand die offizielle Übergabe Burghausens statt. Der Befehl der Besatzer lautete, alle Waffen sowie Munition und Fotoapparate abzuliefern. Am 4. Mai ereigneten sich im Zuge dessen auf dem Stadtplatz drei Explosionen nacheinander. Stiglocher und Glasermeister Josef Roiderer wurden auf die Wache geholt, man warf ihnen Sabotage per Zeitzünder vor. Die Situation war brenzlig. Roiderer entging daraufhin nur knapp seiner Erschießung, er stand schon an der Wand und die Bevölkerung sollte zuschauen. Da kam ein Sanitäter gelaufen und redete mit dem Oberleutnant. Es stellte sich heraus, dass die verwundeten Soldaten zugegeben hatten, die Explosionen durch das Wegwerfen von Zigaretten selbst verursacht zu haben. Kaum war dieses Missverständnis gelöst, tat sich auch schon das nächste Problem auf: Inzwischen hatten sich mehrere Gruppen von ehemaligen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen bewaffnet und es kam zu einzelnen Plünderungen. Noch schlimmer war jedoch, dass sich im Weilhartforst eine Menge von circa 11 000 befreiten Zwangsarbeitern gesammelt hatte. Diese machte Anstalten, sich über Burghausen herzumachen. Der Offizier der US-Armee stellte Stiglocher ein Ultimatum, wonach Burghausen die Versorgung dieser Menschen mit Lebensmitteln zu leisten hätte. Der Bürgermeister und einige Handwerksmeister nahmen sich dieser Herkulesaufgabe an. Die Metzger schlachteten Pferde, die Bäcker ließen Mehl und Kohle sammeln, um Brot zu backen. Drei Tage wurde diese Versorgung aufrechterhalten, bis die Menschenmenge die Gegend verließ. Bereits am 6. Mai war die Gefahr wieder gebannt und die Lage beruhigte sich etwas: Passantenausweise wurden ausgestellt, die Lebensmittelbetriebe unter Schutz genommen, der Stadtplatz geräumt und die Stromversorgung gesichert.

Siehe auch

Literatur

Weblinks