Geschichte Niederbayerns

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Die Geschichte Niederbayerns beginnt mit seiner „Gründung“ im Jahre 1255 in Folge der ersten bayerischen Landesteilung.

Frühe Siedlungsentwicklung

Die frühesten mittelsteinzeitlichen Siedlungsspuren Niederbayerns finden sich im Altmühltal und im Donautal. Im 4. Jahrtausend vor Christus nahm dann eine bäuerliche Bevölkerung die Lößflächen des Donau-, Isar- und Inntales in Besitz. Die jungsteinzeitliche „Münchshöfener Kultur“ (ca. 4500-3800 v. Chr) wurde nach dem Ort Münchshöfen, die jüngere „Altheimer Kultur“ (ca. 3800-3300 v. Chr.) nach dem Ort Altheim benannt.

In der frühen Bronzezeit bildete sich die eigenständige „Straubinger Kultur“ (2300 bis 1600 v. Chr.), die auch Weberei, Töpferei und die neue Metallverarbeitung einschloss. Spuren der Bronzezeit erhielten sich auch in den Hügelgräbern (1800-1200 v. Chr.) entlang der altbesiedelten Täler der Donau und ihrer größeren südlichen Zuflüsse. In der Hallstattzeit (700-500 v. Chr.), wo der Werkstoff Eisen an Bedeutung gewann, griff die Besiedelung allmählich auf die Randzonen des Hügellandes über.

In Kelheim, Straubing und Passau erwuchsen schon zur Bronzezeit stadtähnliche Anlagen, während die zahlreich erhaltenen Viereckschanzen wohl als Kultstätten dienten. Ab 15 v. Chr. bauten die Römer in ihrer Provinz Rätien eine straffe Verwaltung und militärische Organisation auf. Das 6. und 7. Jahrhundert brachte die bajuwarische Landnahme. Damals wurden die Täler der Laaber, der Vils und der Rott erschlossen. Mit der Entstehung der bayerischen Herrschafts- und Stammesorganisation drang die Landnahme auch immer weiter ins Innere des Hügellandes vor. Während der Hauptrodungsperiode um 1000 trieben vor allem Adel und Kirche die Besiedelung voran. Nach 1100, als die Siedlungsfläche ihre endgültige Ausdehnung erreicht hatte, entstanden zahlreiche Weiler und Einöden.

Die Besiedelung des Bayerischen Waldes war bis zum 10. Jahrhundert vorwiegend eine Leistung des Hochstifts Passau sowie der Benediktinerklöster Metten und Niederaltaich. 1088 erfolgte die erste Erwähnung des Goldenen Steiges. Mitte des 13. Jahrhunderts war die Besiedelung bis in die Gegend von Freyung, Waldkirchen, Wollaberg und Fürholz vorgedrungen. Der Wald wurde auf das Bergland von über 800 Metern Höhe zurückgedrängt. In einer vom Kloster Niederaltaich ausgehenden eineinhalb Jahrhunderte dauernden ersten Rodungsphase wurden allein im Lallinger Winkel 103 Ortschaften angelegt. Eine zweite Rodungsphase im 11. und 12. Jahrhundert ging von der Niederaltaich untergeordneten Propstei Rinchnach aus. Im weiter westlich gelegenen Bereich von Kloster Metten ging seit dem 11. Jahrhundert die Leitung der Rodungstätigkeit immer mehr in die Hände des Hochadels über, besonders der Grafen von Bogen und ihrer Ministerialen. Östlich von Viechtach setzte sich diese Rodungstätigkeit im 12. und 13. Jahrhundert fort und fand im Osten ihren Grenzpunkt in einem Dorf mit dem bezeichnenden Namen March.

Gründung Niederbayerns

Die bayerischen Teilherzogtümer nach 1392.

Niederbayern wurde 1255 „gegründet“. Nachdem Ludwig II. und Heinrich XIII., die Söhne Herzogs Ottos II., Bayern zwei Jahre regierten, teilten sie es in Ober- und Niederbayern. Der jüngere Bruder Heinrich XIII. übernahm das Unterland mit Landshut als bewährter Hauptstadt. Das Teilherzogtum reichte von Reichenhall im Süden über Isengau bis München. Im Westen schloss es das alte Wittelbachische Land ein. Es zog sich von Kelheim bis Furth im Wald. Im Osten grenzte es an das Gebiet des Bischofs von Passau. Im Südosten reichte es über den Inn hinaus bis in die Gegend des Mond- und Attersees.

Heinrich XIII. suchte die Bindung zum Osten. So folgten in den kommenden Jahren gleichsam Bündnisse wie Auseinandersetzungen mit den Ungarn, Böhmen und den Österreichern. Unter Ludwig dem Bayern kam es 1340 zu einer Wiedervereinigung von Ober- und Niederbayern. Unter den Söhnen Ludwigs des Bayern wurde 1349 das Land dreigeteilt in Oberbayern-München, Niederbayern-Landshut und Niederbayern-Straubing-Holland. 1363 wurde das Land noch einmal vereinigt, 1392 wurde es viergeteilt in Bayern-München, Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut, das Herzogtum Bayern-Straubing-Holland bestand weiter. Erst 1505 konnte Herzog Albrecht IV. das gesamte Herzogtum Bayern in seiner Hand vereinen.

Siehe Hauptartikel: Herzogtum Niederbayern, Herzogtum Bayern-Landshut und Herzogtum Bayern-Straubing

16. bis 18. Jahrhundert

Niederbayern bestand in den folgenden Jahrhunderten nur als Landschaft (Bayerisches Unterland). Es wurde über die Rentämter Straubing und Landshut verwaltet, ein großer Teil des Gebietes gehörte zum territorial eigenständigen Hochstift Passau. Im Dreißigjährigen Krieg und durch die dabei eingeschleppte Pest wurden große Teile des Landes entvölkert.

Im Spanischen Erbfolgekrieg besetzten die Österreicher Niederbayern. Es kam zum Aufstand, der 1706 in der Schlacht von Aidenbach niedergeworfen wurde. Im Österreichischen Erbfolgekrieg wurde Niederbayern erneut von den Österreichern besetzt und litt besonders unter deren Hilfstruppen wie den Panduren. Mit Max III. Joseph starb die altbayerische Linie der Wittelsbacher aus. Neben dem designierten Erben Karl Theodor von Pfalz-Neuburg-Sulzbach erhob auch Österreich Anspruch auf niederbayerische Gebiete. So kam es zum Bayerischen Erbfolgekrieg, wo Niederbayern im Frieden von Teschen 1779 das Innviertel an Oberösterreich verlor.

Säkularisation und Neuorganisation

1803 stand im Zeichen der Säkularisation: In Niederbayern wurden 55 Klöster und Stifte aufgelöst. Infolge dieses Umbruches und Gründung des Königreiches Bayern 1805 kam es durch die Konstitution von 1808 zu einer Neuorganisation. Ohne Rücksicht auf die bisherigen, historisch geprägten Provinzen wurde das Königreich Bayern in 15 etwa gleich große Kreise eingeteilt, die nach Flüssen benannt wurden. Der größte Teil des heutigen Niederbayern gehörte zum Unterdonaukreis, andere Teile zum Salzachkreis, Isarkreis, Regenkreis, Isarkreis und ein kleiner Teil zum Altmühlkreis. Im Jahr 1826 wurde die Universität von Landshut nach München verlegt.

Erst König Ludwig I. verfügte 1837, dass die Kreise wieder ihre auf die Volksstämme und historischen Bestandteile verweisenden Namen erhalten sollten. Seit dem 1. Januar 1838 lautet der Name des Unterdonaukreises „Niederbayern“. Auch die neuen Grenzen orientierten sich teilweise an den historisch gewachsenen Zugehörigkeiten vor den Umbrüchen um 1800. Bis zur Gebietsreform blieben die Grenzen des Kreises Niederbayern unverändert. Die Bayerische Verfassung von 1946 stellte die Kreise, nunmehr Regierungsbezirke genannt, als Gliederung des Staatsgebiets unter besonderen Schutz.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Ansätze zur Industrialisierung Niederbayerns. Vor allem im Bayerischen Wald war eine Landflucht zu beobachten. Zunehmende Mobilität brachte unter anderem der Bau von Eisenbahnstrecken, unter anderem von München nach Landshut und von Plattling nach Bayerisch Eisenstein.

Nachkriegszeit

Nachdem die zwei Weltkriege ihre Opfer gefordert hatten, wurde 1946 die Zahnradfabrik Passau gegründet. Sie ist noch immer einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. 1966 wurde in Dingolfing das weltweit größte BMW-Werk errichtet. 1970 wurde der Nationalpark Bayerischer Wald eröffnet. 1952 enstand eine kulturell wichtige Einrichtung: Das Südostbayerische Städtetheater Landshut-Passau-Straubing wurde gegründet, das 2007 in Landestheater Niederbayern umbenannt wurde.

Durch die Gebietsreform vom 1. Juli 1972 enstanden aus den bisher 22 Landkreisen und bisher vier kreisfreien Städten neun Landkreise und drei kreisfreie Städte. Heute gibt es im Regierungsbezirk insgesamt 245 Gemeinden. Auch die Grenzen Niederbayerns veränderten sich erheblich. So kam der gesamte Landkreis Kötzting zur Oberpfalz, andererseits zum Beispiel Riedenburg zu Niederbayern.

1989 fiel der Eiserne Vorhang, Niederbayern rückte damit wieder in die Mitte Europas.

Siehe auch

Literatur

  • Gerald Huber: Kleine Geschichte Niederbayerns. Regensburg 2007
  • Ulrich Pietrusky, Günther Michler, Donatus Moosauer: Niederbayern – im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak Grafenau, 2. Aufl. 1982, ISBN 3-87553-135-3
  • Emma Mages: Regierungsbezirke. In: Historisches Lexikon Bayerns, URL: <http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44535> (18.09.2012)

Weiterführende Publikationen