Gunther

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Gunther im Urwald, Freskomalerei von Wolfgang Andreas Heindl in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Rinchnach
Sankt Gunther, Skulptur von Dorothea Stuffer am Zwieseler Skulpturenweg

Der heilige Gunther (* 955, nach anderer Forschungsansicht 985 in Thüringen; † 9. Oktober 1045 bei Gutwasser, Böhmen) ist der Gründer von Rinchnach. Nach ihm war unter anderem der Gunthersteig benannt.

Leben und Wirken

Jugendjahre

Der vermutlich aus einer einflussreichen thüringischen Adelsfamilie stammende Gunther traf im Jahr 1005 mit Gotthard (Godehard), dem Abt von Kloster Niederaltaich und Kloster Hersfeld zusammen. Gunther bat den Abt um Aufnahme in das Kloster und vermachte am Weihnachtstag des Jahres 1005 dem Kloster Hersfeld und dessen Tochterkloster Göllingen in Thüringen zahlreiche Güter aus seinem Besitz und dem Besitz seiner Familie. Als Gegenleistung ließ er sich die Zusage geben, nach Ablegung seiner Profess die Leitung des Konvents in Göllingen zu übernehmen und die von ihm an das Kloster geschenkten Güter für seinen und den Lebensunterhalt seiner Brüder verwenden zu können.

Als Benediktiner

Abt Gotthard verschob jedoch den Eintritt Gunthers in Göllingen oder Hersfeld und nahm ihn mit nach Niederaltaich. Hier wurde Gunther vom Geist der Buße ergriffen und bat den Abt, eine Reise nach Rom unternehmen zu dürfen, um seine Sünden zu büßen. Nach seiner Rückkehr ließ er sich Bart und Haar scheren und begann sein Noviziat. Nach einer einjährigen Ausbildung legte er sein Ordensgelübde ab und gehörte somit dem Benediktinerorden an.

Nun endlich durfte Gunther wie zugesagt, als Propst die Leitung des Klosters Göllingen übernehmen. Der in der Leitung eines Klosters völlig unerfahrene Gunther stieß auf zahlreiche Schwierigkeiten, bis er dazu bewegt werden konnte, die Leitung des Konvents aufzugeben und nach Niederaltaich zurückzukehren. Auf seine Bitte hin gewährte ihm Gotthard den Wunsch, das Kloster verlassen zu dürfen und in die Einöde zu gehen. 1008 ließ sich Gunter in einer Klause bei Lalling nieder. Hier erhielt er häufig Besuch, bis er 1011 weiter in die Einöde des Nordwaldes, des heutigen Bayerischen Waldes zog.

Gründung von Kloster Rinchnach

Seine neue Zelle stand dort, wo sich heute die Wallfahrtskirche Frauenbrünnl befindet. Noch immer wurde er von Niederaltaich aus versorgt. Den Winter überstand er nur mit Mühe. Die Männer, die ihm Nahrung brachten, mussten auf Schneeschuhen berghohe Schneewehen überklettern, um zu ihm vorzudringen. Im Jahr 1012 begann er mit Gotthards Erlaubnis, zusammen mit anderen Mönchen am Zusammenfluss der Rinchnacher Ohe mit dem Bach Rinchnach ein kleines Rodungskloster aufzubauen.

Jahr für Jahr lichteten die Mönche im Tal der Rinchnach den Urwald mehr und mehr. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Gemeinschaft zu einer kleinen Ansiedlung mit einzelnen Mönchsklausen, einer Kirche und einem Klostergebäude. Am 29. August 1019 weihte Bischof Berengar die Kirche zu Ehren des heiligen Kreuzes, der Gottesmutter und des Einsiedlerpatrons Johannes des Täufers.

Ansehen

Längst stand Gunther im Ruf der Heiligkeit und war von Schülern und Jüngern umgeben. Er war zwar des Lesens und Schreibens nicht mächtig, verfügte aber über eingehende Kenntnisse der Heiligen Schrift, die er in lebendigen Vorträgen auslegte. Der Ordenspriester Tammo, den Gunther als Sekretär für den schriftlichen Verkehr einsetzte, zweifelte jedoch Gunthers Autorität an. Tammo unterwarf sich, nachdem es ihm trotz seiner Vorhersage und seines Gebetes nicht gelang, zwei Blinden ihr Augenlicht zurückzugeben.

Mindestens zweimal hielt sich Gunther am ungarischen Königshof bei König Stephan und Königin Gisela auf, vermutlich als Diplomat und Ratgeber. Auch die Kaiser Heinrich II., Konrad II. und Heinrich III. schätzten seinen Rat, vorwiegend als Vermittler zwischen dem Reich und Böhmen. Arnold von Regensburg berichtete von ihm: „Er ist ein so demütiger Mönch, dass ich ihm keinen anderen Ordensmann unserer Zeit an die Seite stellen kann oder darf.“

Letzte Jahre

Gunther erschien auch auf dem Hoftag in Augsburg im Jahr 1040, wo er König Heinrich III. bat, das Kloster Rinchnach dem Stift Niederaltaich einzuverleiben. Seiner Bitte wurde entsprochen, und Gunther legte mit Zustimmung des Abtes Ratmund die Leitung von Rinchnach nieder. Er zog sich in den Böhmerwald zurück, wo er eine neue Klause errichtete. Dort starb er nach fünf Jahren am 9. Oktober 1045.

Abt Meginhard von Břenov ließ Gunthers Leichnam nach Prag bringen und ihn in der Klosterkirche Břevnov beisetzen. Kloster Břenov wurde am 20. Mai 1420 von den Hussiten verwüstet. Gunthers Gebeine schienen verschollen. 1684 wurde im Břenover Tochterkloster Police ein Holzschrein mit den Überresten eines Skelettes aufgefunden, die man für die Gebeine Gunthers hielt. Sie wurden am 10. August 1726 in der Mensa des Prokopius-Altares der St.-Margaretha-Klosterkirche in Břenov beigesetzt.

Guntherverehrung

Schon bald nach seinem Tod wurden zahlreiche Wunder der Fürsprache Gunthers zugeschrieben. Trotz mehrerer Vorstöße kam es aber nie zu einer offiziellen Heiligsprechung Gunthers. Papst Urban VIII. und die Dekrete der Heiligen Ritenkongregation aus den Jahren 1659 und 1660 duldeten aber die Guntherverehrung aufgrund unvordenklicher und immerwährender Übung. 2001 genehmigte Papst Johannes Paul II. die Aufnahme Gunthers in das neue Vatikanische Martyrologium und bestätigte damit die Guntherverehrung. Gunther wird als Mönch mit einer Harke dargestellt. Dem heiligen Gunther sind die Pfarrkirche in Schönbrunn am Lusen, die Kirche St. Gunther in Buchenau und die Nebenkirchen in Hochwinkl und Krinning geweiht. Eine Guntherkapelle gibt es unter anderem in Freyung. Sie wurde als Dank zum gelungenen Abschluss des Baues der VdK-Eigenheimsiedlungen in Freyung und Waldkirchen am 23. Juni 1968 eingeweiht.

Veranstaltungen und Namensgebungen

In Rinchnach gründete sich am 2. März 1950 der Verein Heimatfreunde zur Förderung der St-Gunther-Geschichte e. V. Guntherverein Rinchnach. Seit 1955, dem Jubiläumsjahr 1000 Jahre St. Gunther stellen die Rinchnacher Gunthers Geschichte im Guntherfestspiel Rinchnach dar. Das Spiel wird alle vier Jahre auf der Freilichtbühne in Gehmannsberg in Szene gesetzt. Das örtliche Volksfest, das Guntherfest, trägt ebenfalls seinen Namen. 2008 fanden die Gunther-Festspiele im Lallinger Winkel statt.

Eine Guntherstraße gibt es in Kirchdorf im Wald, in Regen und in Rinchnach, einen Guntherweg in Kirchberg im Wald, Niederalteich und Schöllnach, einen Sankt-Gunther-Weg in Frauenau, Lindberg, Zwiesel, Auerbach, Hengersberg und Klingenbrunn, eine Sankt-Gunther-Straße in Lalling, Perlesreut, Freyung und Schwanenkirchen.

Literatur

  • Sven Bauer: Kloster Rinchnach. Seine Geschichte von der Gründung bis zur Säkularisation, nach Gotthard Oswald: Das Kloster Rinchnach, 1903. Herausgegeben von Ursula Grabmaier, Vertrieb Morsak Verlag Grafenau; Rinchnach 2011, ISBN 978-3-86512-023-6

Weblinks