Europäisches Gymnasium Leopoldinum Passau

Aus RegioWiki Niederbayern
(Weitergeleitet von Gymnasium Leopoldinum)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Logo des Leopoldinums Passau.
Das Gymnasiumsgebäude.
Eingang zum Gymnasium Leopoldinum.

Das Europäische Gymnasium Leopoldinum Passau (meist nur: (Gymnasium) Leopoldinum, kurz: Leo) ist ein sprachliches Gymnasium in der Altstadt von Passau. Seine Geschichte geht zurück auf die Passauer Domschule; damit ist es das älteste Gymnasium Niederbayerns und gehört zu den ältesten Schulen Deutschlands. Derzeit besuchen ca. 560 Schüler das Gymnasium Leopoldinum.

Sachaufwandsträger des Gymnasiums Leopoldinum ist die Stadt Passau.

Geschichte

Das alte Schulgebäude musste 1913 dem Neubau der Philosophisch-Theologischen Hochschule weichen.

Stiftung durch Erzherzog Leopold

Die „Geburtsurkunde“ des Passauer Jesuitenkollegs war der „Stiftsbrief“ vom 11. Februar 1612, den sein Gründer, der 25-jährige Habsburger Erzherzog Leopold, am 20. März 1612 dem Ordensprovinzial überreichte. Am 27. März fand erstmals Unterricht mit 72 Schülern im Steuberschen Haus Ecke Schustergasse/Schrottgasse statt, das in den ersten Jahren den Jesuiten als Schul- und Wohnhaus diente.

Es wird vermutet, dass Leopold I. auf seinem verzweifelten Rückzug mit dem Passauer Kriegsvolk aus Prag 1611 diese fromme Stiftung gelobt habe, die er gegen den Widerstand des Domkapitels und des Magistrats durchsetzte, die eine finanzielle Belastung befürchteten, während der Stifter die Neugründung mit eigenen Mitteln hochherzig unterstützte und 1622 durch die „Residentia“ in Traunkirchen, das ehemalige Kloster der Benediktinerinnen mit großem Meierhof, eine sehr solide wirtschaftliche Basis schuf.

Schon am 1. November 1612 wurde nach Plänen des Jesuiten Johannes Isfording der Grundstein für das mächtige Kollegiengebäude - eine neue Dominante im damals noch mittelalterlichen Stadtbild - gelegt, das schon 1618 bezogen werden konnte und in seinen großzügig gestalteten Kellergewölben zunächst genügend Räumlichkeiten für Gottesdienste bot.

Etablierung & Neugestaltung

Die „Scholae inferiores“, die fünf beziehungsweise sechs Gymnasialklassen, in denen die humanistischen Wissenschaften nach der „Ratio studiorum“ von 1599 unterrichtet wurden, waren ganz auf der Höhe der Zeit und lösten die alte Domschule ab, die im Niedergang begriffen war. Wie alle damaligen Jesuitenschulen, die kein Schulgeld verlangten und Studierwilligen aus allen Bevölkerungsschichten offen standen, gewann diese Passauer Institution in Kürze hohes Ansehen. Ihr Ruf verbreitete sich schnell über die Grenzen der Passauer Diözese hinaus, sodass sich neben Schülern aus Bayern und Österreich auch Böhmen, Polen und Ungarn einfanden - für alle war Latein das „Fundament“ des Unterrichts und Konversationssprache zugleich. Als Jesuitengymnasium der Barockzeit suchte man aber auch entsprechend der zentralen Bedeutung im religiösen und kulturellen Leben der Stadt vor allem eine breite Wirkung auf die Öffentlichkeit durch ergreifende Aufführungen lateinischer Schuldramen wie zum Beispiel Jakob Bidermanns „Cenodoxus“ vor der Fassade des Doms, später dann im großen Theatersaal des Schulhauses, der angeblich an die 2.000 Zuschauer fassen konnte.

Nach dem katastrophalen Stadtbrand von 1662, aus dessen Schutt und Asche das barocke Passau hervorging, wurde die Außenfassade des Kollegiengebäudes im frühbarocken Stil verändert und der Grundstein zur Studienkirche St. Michael gelegt, die durch berühmte Künstler der Familie Carlone aus dem Intelvital ähnlich wie der Dom ihr prächtiges italienisch-barockes Gepräge erhielt. Der von Anfang an geplante Neubau eines eigenen Schulhauses konnte erst nach dem zweiten Stadtbrand von 1680, der nach einem zeitgenössischen Bericht „das Collegium und die Kirchen deren P.P. Jesuiten, das Seminarium und Kosthaus der Studierenden Jugend, das völlige Gymnasium oder Schulhaus“ empfindlich getroffen hatte, in den Jahren 1690 und 1696 verwirklicht werden.

Aufhebung des Jesuitenordens

Einen jähen Einschnitt bedeutete die Aufhebung und Enteignung des Jesuitenordens durch das von Papst Clemens XIV. im Jahre 1773 erlassene Breve „Dominus ac Redemptor“, hatte doch das Jesuitenkolleg auch in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch eine Blüte erlebt und so bedeutende Männer wie den Dichter Johann Michael Denis und den Naturwissenschaftler Franz von Paula von Schrank hervorgebracht. Allerdings wurde die Schule nicht aufgelöst, sondern unter dem Namen „Bischöfliches Akademisches Gymnasium“ von den Exjesuiten weitergeführt. Dieses „Gymnasium Academicum“, in dem auf Anordnung von Fürstbischof Joseph Franz Anton Graf von Auersperg 1784 die Ideen der Aufklärung Einzug hielten, wurde nach der Säkularisation und Aufhebung des Fürstbistums Passau im Jahre 1803 „churfürstlich-bayerisch“ und im Jahre 1806 „königlich“. Erst in dieser Zeit des Umbruchs zog das Gymnasium endgültig vom Schulgebäude, das allmählich verfiel und 1913 dem Neubau der Philosophisch-Theologischen Hochschule weichen musste, ins Kollegiengebäude um, das bis heute als Schulhaus dient.

Im 19. Jahrhundert

Der markante Schaiblingsturm am Inn steht dem Gymnasium seit den 1970ern zur Nutzung frei.

Zwei Ereignisse des 19. Jahrhunderts, das mit seinen gymnasialen Bildungszielen und der Pflege der klassischen Sprachen von der Humboldtschen Schulreform im Sinne des Neuhumanismus geprägt war, verdienen besondere Erwähnung: Die Gründung des Musikalischen Vereins 1813 an der königlichen Studienanstalt, mit dem Zweck, „die Musik, und vorzüglich die große und erhabenen katholischen Kirchen-Musik, vor allmählichem Verfall zu bewahren, zugleich aber auch, jungen Studierenden Gelegenheit zu verschaffen, ihren Geschmack und ihre musikalischen Anlagen auszubilden.“ Der Tradition dieses ältesten kulturellen Passauer Vereins hat das Gymnasium Leopoldinum wohl noch heute seine außergewöhnliche musikalische Bedeutung und Ausstrahlung zu verdanken.

Mit der Errichtung eines Bischöflichen Knabenseminars im Dezember 1843 eröffnete Bischof Heinrich von Hofstätter zahllosen Jugendlichen aus den ländlichen Regionen die Möglichkeit, das Passauer Gymnasium, das in weitem Umkreis die einzige höhere Lehranstalt war, zu besuchen. Die bischöflichen Seminaristen bildeten sogar jahrzehntelang die größte Gruppe der Schülerschaft. So konnte Bischof Franz Xaver Eder beim letzten Schuljubiläum dankbar feststellen, „dass in den fast vier Jahrhunderten des Gymnasiums die Priester unserer Diözese durch die Schule gegangen sind, unzählige Kapläne, oder besser gesagt: Kooperatoren, Pfarrer, Domherren, Professoren, Ordensleute, Äbte, Bischöfe, ja ein Kardinal!“

Der letzte königliche Rektor, Dr. Max Seibel, der die erste Chronik des altehrwürdigen Gymnasiums verfasste, leitete auch die ersten großen Baumaßnahmen des 20. Jahrhunderts zur Erweiterung und Modernisierung der Schule ein, nämlich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Neubau einer eigenen Turnhalle, durch welche die dreiflügelige Anlage des Kollegiengebäudes auf der Nordseite geschlossen wurde. Nach dem Ende der Monarchie wurde die Schule von 1919 bis 1964 „Humanistisches Gymnasium Passau“ genannt.

Während des Zweiten Weltkriegs

Die Lehranstalt, die sich als altsprachliches Gymnasium trotz des nationalsozialistischen Schulerlasses von 1938 eine gewisse Eigenständigkeit bewahren konnte, erlebte während des Zweiten Weltkriegs eine besonders schwere Zeit: Von den zahlreichen Schülern und Lehrern, die zum Kriegsdienst verpflichtet worden waren, kehrten 240 nicht mehr in die Heimat zurück. Zudem musste das ganze Schulgebäude im Dezember 1944 für ein ungarisches Lazarett geräumt werden.

Der Unterricht fand bis zum Ende des Krieges in der ungeheizten Nibelungenhalle, in der Staatlichen Bibliothek und im Landgericht statt. Seit September 1945 diente das Gymnasium der UNRRA als Lazarett für verschleppte Personen. Als im Januar 1946 der Unterricht wieder begann, stellten deshalb die Oberrealschule an der Nikolastraße und die bischöflichen Seminare Unterrichtsräume zur Verfügung. Sobald das Gebäude „nach fast fünfjährigem Exil“ im Sommer 1949 von der Militärregierung freigegeben worden war, wurde es unter OStD Dr. Anton Glas in erstaunlich kurzer Zeit für den Unterrichtsbetrieb wieder instandgesetzt.

Entbehrungen der Nachkriegsjahre

Plakat zu den 400-Jahr-Feierlichkeiten

Da die Schülerzahl in den Nachkriegsjahren stark anstieg - im Schuljahr 1952/53 war mit 904 Schülern die höchste Frequenz erreicht -, bemühte sich OStD Dr. Otto Thaler wie seine Vorgänger um den Ausbau des Dachgeschosses, der im Westflügel 1960/61 verwirklicht werden konnte. 1965 durfte die Schule, die nun nach ihrem Gründer Leopold I. den Namen „Gymnasium Leopodinum“ erhielt, einen neusprachlichen Zweig einführen. In den Jahren des Aufbruchs und der Oberstufenreform, in denen auch das Pädagogische Seminar zur Ausbildung der Studienreferendare errichtet wurde und die Kollegstufe begann, wurden unter OStD Alois Mayerhofer die beiden größten Bauprojekte realisiert: So konnte im November 1975 die moderne Doppelsporthalle an der Innseite eingeweiht werden, im November 1977 der neue naturwissenschaftliche Trakt, der sich an der Stelle der alten Turnhalle befindet und das historische Ensemble an der Nordseite abschließt. In dieser Zeit wurde bei der Gestaltung des Schulgartens auch der mittelalterliche Schaiblingsturm dem Gymnasium zur Nutzung überlassen, während der wundervolle Jesuitengarten mit dem barocken Pavillon an der Südseite des Kollegiengebäudes unter Einbeziehung des alten Baumbestandes erst 2007 für Unterricht und Erholung neu angelegt und eröffnet werden konnte.

Modernes Gymnasium

Wer in den Jahresberichten des Gymnasiums Leopoldinum blättert, ist beeindruckt von der Vielfalt und Fülle der Aktivitäten, seien es die glanzvollen Konzerte des Musikalischen Vereins, die viel beachteten Aufführungen der kreativen Theatergruppe, die sportlichen Begegnungen oder die Austauschprogramme, die die Schüler nach Amerika, Frankreich, Italien oder Ungarn führen, sei es das Unesco-Projekt, das besondere Kontakte nach Osten pflegt, oder die „Aktion Alpha“, die von OStD Dr. Dr. Rudolf Segl 1990 initiiert wurde und sich für die Alphabetisierung von Straßkirchen im Nordosten Brasilien einsetzt. Seit September 1992 ist das Leopoldinum ein „Europäisches Gymnasium“.

Das historische Schulgebäude mit seinem stimmungsvollen Renaissanceinnenhof und seiner schönen Rokokoaula ist in den letzten Jahren unter StD. Dr. Franz Füller energetisch saniert worden und scheint durch die gelungene Renovierung der Westfassade und des Hauptportals von 2011 gut gerüstet für das 400-Jahr-Jubiläum im Jahr 2012.

400-jähriges Schuljubiläum

Im Jahr 2012 feiert das Leopoldinum sein 400-jähriges Bestehen. Die Vorbereitungen dazu liefen seit einem Jahr. Ein Lehrerarbeitskreis koordinierte die Veranstaltungen; aber auch Schüler, Eltern und viele ehemalige Lehrer waren eng eingebunden. Zum Auftakt des Jubiläumsjahrs wurde am 1. Februar 2012 die von Josef Meißner herausgegebene Festschrift präsentiert. Sie verweist nicht nur auf die reiche Geschichte, sondern auch auf das moderne Schulleben: 17 Autoren, die meisten davon ehemalige oder noch aktive Lehrer, beleuchten Aspekte des Schullebens, erzählen Geschichten von Menschen, die diese Schule geprägt haben oder von ihr geprägt wurden.

Übersicht der Direktoren

Personalia

Der spätere Reichstagsabgeordnete Franz Seraph von Pichler besuchte das Gymnasium von 1864 bis 1872.

Schulleitung

Lehrkräfte (Auswahl)

Absolventen (Auswahl)

  • Wolfgang Zerer (geb. 1961), Organist, Cembalist, Musikprofessor in Hamburg und Basel.

Partnerschulen

Nachtaufnahme von der Innstadt aus.
  • Lovassy-László Gimnázium, Veszprém (Ungarn)
  • Collège André Malraux, Collège Les Bréguières, Cagnes-sur-Mer (Frankreich)

Freunde und Angehörige

Förderverein

Siehe Hauptartikel: Freunde und Förderer des Gymnasiums Leopoldinum Passau

Stiftungen

Galerie

Kontakt

Europäisches Gymnasium Leopoldinum
Michaeligasse 15
94032 Passau

Telefon: +49 851 9885940
Telefax: +49 851 30420

E-Mail: info@leopoldinum-passau.de
Internet: www.leopoldinum-passau.de

Haltestelle Nächste Bushaltestelle: Passau, Römerplatz

Siehe auch

Literatur

Weblinks


Schulen in der der Stadt Passau

Gymnasien: Adalbert-Stifter-Gymnasium, Auersperg-Gymnasium, Gisela-Gymnasium, Leopoldinum

Berufs- und Fachoberschulen: Staatl. Berufsschule I, Staatl. Berufsschule II, FOS/BOS, Montessori, Staatl. Wirtschaftsschule

Berufsfachschulen: Altenpfleger, Altenpflegehilfe, Fremdsprachenberufe, IT-Berufe, Kinderkrankenpflege, Krankenpflege, PTA, Sozialpädagogik

Realschulen: Dreiflüsse-Realschule, Gisela-Realschule

Sonderschulen: Hans-Bayerlein-Schule, K-Schule, St.-Severin-Schule

Grund- und Mittelschulen: Altstadt, Grubweg, Hacklberg, Haidenhof, Heining-Schalding, Innstadt, Montessori, Neustift, St. Anton, St. Nikola

Dies ist ein ausgezeichneter Artikel.
Diesem Artikel wurde am 5. Juni 2012 das Prädikat „Ausgezeichneter Artikel“ verliehen.