Hans Vogt

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Hans Vogt, genannt „Johannes von der Erlau“.

Dr. h.c. Hans Vogt (* 25. September 1890 in Wurlitz, Oberfranken; † 4. Dezember 1979 in Passau) war ein Erfinder und Fabrikant in Erlau bei Passau. Er war einer der Erfinder des Tonfilms und gründete 1933 die Vogt electronic AG, heute Sumida AG.

Leben und Wirken

Vogt wurde 1890 im oberfränkischen Wurlitz (Kreis Hof) als Sohn des Dorfschmieds geboren. Als Funker bei der Marine im Ersten Weltkrieg lernte er das technische Know-how und begeisterte sich zunehmend für das Kino. Mit 19 Jahren erhielt er bereits sein erstes Patent. Er befasste sich dann mit der Entwicklung von Funkpeil- und Erdtelegraphiegeräten, sowie mit Meßapparaten.

In Berlin arbeitete er als Techniker und skizzierte in seinem Tagebuch Verstärkerröhren, die den Tonfilm realisierbar machten. Für seine Idee, die Kinobilder zum Sprechen zu bringen, brauchte Vogt Hilfe und er gründete mit den beiden Technikern Joseph Massolle und Jo Engl die Firma Tri-Ergon. Sie schafften es im September 1922, Schallwellen als Lichttonspur auf das Filmband aus Zelluloid zu bannen. Die drei drehten den ersten Tonfilm „Das Leben auf dem Dorfe“ selbst; am 11. Januar 1924 wurde er in Berlin uraufgeführt. Der zweistündige Film machte im Blätterwald zwar Furore, doch die Industrie interessierte sich nicht für das teure Verfahren und scheute sich vor den Problemen mit Sprachversionen am Weltmarkt. Vogt, Massolle und Engl mussten wegen finanzieller Schwierigkeiten die Patente in die Schweiz verkaufen. Von dort gelangten sie nach Amerika, wo William Fox für seine gleichnamige Firma die Rechte erwarb.

Während der Siegeszug des Tonfilms nun doch begann – von den USA aus –, erfand Vogt weiter. Unter anderem Spulen, die den Bau kompakterer Radios ermöglichten. Im Jahr 1933 gründete er Vogt electronic in Berlin. In der Nazi-Hochburg wurde es ihm aber bald zu heikel. So ließ er sich nach einem Umweg über Schweden 1942 mit Familie und Firma in Erlau nieder, da er in Zeiten des Krieges die unberührte bäuerliche Idylle dort schätzte. Hier lebte der Erfinder mit seiner Frau Gisela, mit der er 53 Jahre verheiratet war und drei Kinder hatte: Gerda, Johanna (genannt Hanni) und Hans. Hanni war eine bekannte Künstlerin im Raum Passau. Sie fertigte unter anderem Skulpturen, die als Weihnachtsgeschenke der Firma verschickt wurden. Zu Spitzenzeiten beschäftigte die Vogt electronic AG unter der Leitung von Hans Vogt 1.800 Mitarbeiter in Erlau.

In einem Fernsehbeitrag würdigte ihn der Bayerische Rundfunk bereits 1975. Darin wird unter anderem berichtet, wie er in mittelständischen Verhältnissen aufwuchs, eine Schlosserlehre machte und nebenher Brettspiele entwickelte.

Für seine Verdienste und Erfindungen wurde Vogt, der selbst nie an einer Universität gelernt hatte, der Ehrendoktor der Universität Bonn verliehen. „Johannes von der Erlau“ – wie sich der Erfinder selbst nannte –, lebte bis zu seinem Tod 1979 in Passau und verfasste mehrere Bücher, in denen er seine Entwürfe und Ideen skizzierte. Ebenso hat er rege am kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt teilgenommen.

Auszeichnungen

Literatur