Heimatfest (Mauth)

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Gäste am Straßenrand bewundern die Themenwägen Holzdrahthobler und Fassbinder (Foto: Bayerischer Wald-Verein Sektion Mauth, 2000)
Ochsengespann mit Kammertwagen am Aufstellplatz des historischen Festzuges (Foto: Bayerischer Wald-Verein Sektion Mauth, 1962 oder 1965)

Das Heimatfest in Mauth wird seit 1952 alle drei Jahre von Gemeindebürgern veranstaltet, die sich in der Sektion Mauth des Bayerischen Wald-Vereins zusammengeschlossen haben. Die dreitägige Veranstaltung beginnt am Freitagnachmittag mit einem Säumerzug und endet am Sonntag mit Festmesse, historischem Umzug und Festreden, außerdem Musik und Bewirtung im Festzelt. Der Umzug mit mehr als 200 Komparsen wird für die Bürger der Gemeinde Mauth und für regionale und touristische Gäste ausgerichtet.

Programm

Fritz Eder (v.l.), Ludwig Hackl, Ernst Strunz und Joseph Eibl, außerdem der Schnupftabakreiber Joseph Hable spielen beim historischen Umzug auf einem Leiterwagen eine Wirthausgesellschaft (Foto: Bayerischer Wald-Verein Sektion Mauth, 1956)
Die Bewirtung des Festzelts (v.l.): Ernst Kandlbinder, Lieselotte Hackl, Karl Fuchs (Festwirt), Hilde Kubitschek, Christine Lenz, Josef Stögbauer (Foto: Bayerischer Wald-Verein Sektion Mauth, 1962 oder 1965)

Das Historienspiel rankt sich um die Einrichtung der neuen Mautstelle (des Fürstbistums Passau) am oberen Goldenen Steig im Jahr 1698. Die Gruppen stellen Vertreter der Obrigkeit – nämlich Mautner, Pfleger und Überreiter, ländliches Handwerk und Brauchtum, bäuerliche Arbeit im Jahreslauf, Waldarbeit, Alltag und Festtag dar. Von der Hochzeitsgesellschaft über die Schwingenzäuner, Rechenmacher und Reisigbesenbinder bis zu den „geschwirzten“ Wilderern und Schmugglern reicht der Bogen.

Der Festreigen beginnt am frühen Freitagabend mit dem Eintreffen eines Salz-Säumerzugs auf dem Goldenen Steig, der als Säumerlager mit Geselligkeit im Festzelt am Sportplatz ausklingt. Die Annathaler Blaskapelle[1] und populäre junge Musikanten – zuletzt mehrmals die aus Mauth stammenden Tom & Basti spielen abends im Festzelt auf.
Der Samstag ist am Festplatz der Gemeinde vorbehalten: Am Nachmittag gibt es Jugend- und Seniorenprogramm, am Abend im Festzelt (mit Eintrittsgebühr) einen „Mauthler Volksmusikabend“.
Der Sonntag beginnt mit Festzug der Vereine und Festmesse in der Pfarrkirche, dann Frühschoppen mit lokalpolitischen Grußworten im Festzelt. Den ganzen Tag ist ein Markt mit regionalen Fieranten ausgerichtet.

Höhepunkt des Heimatfestes ist ein „historischer Umzug“: Altertümlich gekleidete Gruppen zu Fuß und auf landwirtschaftlichen Fuhrwerken (Themenwägen) ziehen am Sonntagnachmittag vom Sportplatz zu Kirche und Rathaus und zurück.

Geschichte

Die Vorbilder für den heimatgeschichtlichen Umzug der Bayerwaldgemeinde Mauth reichen weit zurück. 1895 hat der Schriftsteller Maximilian Schmidt in München einen Umzug mit in Volkstrachten gekleideten Frauen, Kindern und Männern organisiert. Zuvor hat es schon einen großen Trachtenumzug gegeben, 1835 fand er zu Ehren der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Prinzessin Therese statt. 1914 haben die Bürger von Pfarrkirchen im Rottal „ihrem“ König Ludwig III. einen historischen Umzug dargeboten.
Historische Umzüge und Festspiele, außerdem Trachtenfeste in historisierender Darbietungsweise dienen der lokalen Identifikation der Bürger und der Präsentation nach außen, insbesondere zur Förderung der Tourismuswirtschaft. Die Landshuter Hochzeit ist aktuelles Beispiel einer lange bestehenden historischen Umzug-Festspielveranstaltung.

Ausrichter des Heimatfestes in Mauth ist die Bayerische Wald-Verein Sektion Mauth, die 1892 gegründet wurde. Die Sektion hat sich in ihrer Frühzeit um die Ausschilderung von Wanderwegen gekümmert, auf dem Siebensteinkopffelsen nahe der böhmischen Grenze ein weithin sichtbares Kreuz errichtet, eine Badeanstalt gebaut, ein Skirennen ausgerichtet und immer wieder Waldfeste veranstaltet.
Als Ausrichter des Heimatfestes hat die Sektion Mauth einen Fundus originaler und rekonstruierter historischer Kleidung, Accessoires und Gerätschaften eingerichtet.

Von 24. Februar bis 9. Juli 2017 hat das Freilichtmuseum Finsterau[2] der Waldvereinsektion Mauth zu ihrem 125jährigen Bestehen unter dem Titel Heimatfest – Ein historischer Umzug in Mauth seit 1952 eine Jubiläumsausstellung ausgerichtet.[3]

10. bis 12. Juni 2022 wurde das Heimatfest turnusgemäß wieder ausgerichtet. Der Landkreis Freyung-Grafenau hat das Fest in seine Imagekampagne Made in FRG aufgenommen.

Historischer Umzug

Das Programmheft des Jahres 2019 verzeichnet für dem Umzug vom 26. Mai an historischen Darstellern, Themengruppen und -wägen:
Mautner, Pfleger, Überreiter und Bewacher; Säumer, Plan- und Lastwagen und Marktenderinnen; Rodung, Steinbohrer, Feldschiede und Köhler, Wagner, Zimmerer, Holzschuh- und Rechenmacher, Schwingenzäuner, Holzbitzler, Seiler, Fass- und Besenbinder; Sämann und Drescher, Heuernte, Feldwalze, Handwagl, Streuwagen und Schubkarren, Backofen, Kornputzen und Kornmahlen; Wilderer, Jäger, Wildfütterer, Holzhauer und Trifter, Blöcherwagen und Klaubholz, Beeren, Kräuter- und Schwammerlgeher; außerdem Bauernhochzeit und Kammerwagen, Spinnerinnen und Brechlerinnen, Arbeit in der Stube, Roggaroas, Federnschließen und eine Stube voller Kinder; Postler, Schmuggler ("Schwirzer") und Grenzer; Ratscher und Wolfaustreiber, Feuerwehr, Skifahrer und Maibaumdiebe; schließlich noch Umgeher, Schnupfer und Tabakschneider, Spaziergänger am Sonntag und Kirchgänger.
Und nebenbei die Blasmusik Schönbrunn am Lusen, 1972 gegründet, aus der Nachbargemeinde Hohenau.

Wie bunt und lebensfroh der Umzug ist, zeigen die Photos, die Franz Hintermann im Auftrag des Freilichtmuseums Finsterau am 24. Juli 2016 von den Komparsen in ihrer jeweiligen Tracht gemacht hat.

Quellen

Die Bayerischer Wald-Verein Sektion Mauth hat ihre Heimatfest-Umzüge in Alben dokumentiert. Von ausgewählten Photos hat das Freilichtmuseum Finsterau Reproduktionen angefertigt. Vor allem die Schwarzweiß-Photos der Feste 1952 und 1956 sind bemerkenswert.

  • Archiv des Freilichtmuseums Finsterau: Azz. F 1.7.4.1, F 4.3.24 (Ausstellung) und F 5.5.91 (Photodokumentation von Franz Hintermann)
  • Protokollbuch des Bayerischen Wald-Vereins Sektion Mauth
  • Redaktion PNP, 8. Juni 2022: Mauthler Brauchtums-Spektakel vom 10. bis 12. Juni wird Teil der Landkreis-Imagekampagne. [1]

Literatur

Haymo Richter: 125 Jahre Sektion Mauth – eine Erfolgsgeschichte, in: Der Bayerwald 2/2017, S. 5–8

Anmerkungen

  1. Das Dorf Annathal ist Teilgemeinde von Mauth, die Blaskapelle ist seit Jahrzehnten erfolgreich.
  2. Finsterau ist Gemeindeteil von Mauth
  3. Kurat: Dr. Martin Ortmeier in Zusammenarbeit mit Konrad Obermeier und Lisa Maria Ornetzeder M.A., außerdem Theresia Haydn, Ludwig Hackl und Franz Krickl