Heinrich Wagner

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Heinrich Wagner (Foto: Stadtarchiv Passau).

Heinrich Wagner (* 9. November 1868 in München; † 15. Juli 1921 in Pfarrkirchen) war von 1903 bis 1917 Chefredakteur der Passauer Donau-Zeitung und großer Verehrer von Karl May.

Leben und Wirken

Wagners Eltern waren der aus Liegnitz stammende Gipsformer und Oberwerksmeister Eduard Wagner und dessen Frau Maria geborene Kühne. Von 1890 bis 1894 studierte er philologische Fächer an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Am 23. Januar 1893 heiratete er Marie Karoline Mayer, die Tochter des Papierwarenhändlers Michael Mayer aus München. Am 22. Oktober 1894 wurde die gemeinsame Tochter Emma Klara geboren.

Von 1903 bis 1917 war Heinrich Wagner Chefredakteur der katholisch-patriotischen Passauer Donau-Zeitung. Seit 1. Januar 1904 war der gebürtige Preuße Wagner bayerischer Staatsbürger, und am 21. Oktober 1905 erhielt er das Passauer Bürger- und Heimatrecht.

Bei der Wahl der Gemeindebevollmächtigten am 3. Dezember 1908 rückte Wagner mit fünf anderen Mitgliedern des Zentrums in das Gremium der Gemeindebevollmächtigten ein. Bei der Wahl der bürgerlichen Magistratsräte durch die Gemeindebevollmächtigten am 15. Dezember 1908 konnte das Zentrum einen Kandidaten durchbringen und wählte Heinrich Wagner, dem die Schulen als Aufgabenbereich zugewiesen wurden. Bis 1914 blieb Wagner bürgerlicher Magistratsrat.

Außerdem war Heinrich Wagner seit 1915 Mitglied der Lamplbruderschaft. Über die Heirat von Michael Pollwein mit seiner Tochter Emma Klara im Jahr 1914 wurde Heinrich Wagner der Großvater des Rottaler MdL Dr. Heinz Pollwein. Während des Ersten Weltkriegs engagierte er sich in der Fürsorge für Kriegsopfer und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen.

Nach längeren Auseinandersetzungen kündigte Wagner 1917 bei der Donau-Zeitung und zog nach Waldsassen. 1918 oder 1919 verlegte er sein Betätigungsfeld nach Pfarrkirchen. Dort erwarb er die Kamblische Buchhandlung samt Druckerei und wurde Chefredakteur des Rottaler Boten. Er war maßgeblich an der Organisation, Durchführung und publizistischen Begleitung des vielbeachteten Rottaler Katholikentages am 29. Februar 1920 in Pfarrkirchen beteiligt. Etwa 4.000 Besucher nahmen an dieser Manifestation teil, bei der auch Bischof Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf zugegen war.

Der schon länger kränkelnde Wagner, dessen Rückzug aus der Donau-Zeitung bereits mit gesundheitlichen Problemen begründet worden war, starb am 15. Juli 1921 an Lungenlähmung in Pfarrkirchen und wurde dort am 18. Juli 1921 beerdigt.

Verbindung zu Karl May

Heinrich Wagner ist einer der wichtigsten journalistischen Verteidiger Karl Mays. Dieser war seit 1898 das Ziel zahlreicher Angriffe, darunter auch aus dem katholischen Lager. Als glühender Karl-May-Verehrer rezensierte Heinrich Wagner in einem nicht verifizierten Artikel vom 26. April 1906 Mays Versdrama Babel und Bibel, Arabische Fantasia sehr positiv. Karl May bedankte sich in einem Brief höchstpersönlich - daraus entstand ein intensiver Briefwechsel, der bis zum Tod Karl Mays am 30. März 1912 andauerte. Wagner verlangte von May besonders Informationen über dessen Religionszugehörigkeit, über seine Kindheit und ob die handelnden Personen seiner Reiseerzählungen auch tatsächlich gelebt hätten.

In einem Vortrag am 20. November 1906 wollte er der Zuhörerschaft vermitteln, dass die Werke Karl Mays absolut für die Jugend geeignet seien, was seinerzeit heftig umstritten war. Erst am 11. November ging das von Mays Frau und Sekretärin Klara gesandte Material dazu nach Passau ab. Wagner hielt seinen Vortrag dann am 20. November 1906 um 20.15 Uhr in der sogenannten Akademia, anscheinend eine lockere Vereinigung einheimischer gebildeter Herren. Wagner erreichte durch seinen Vortrag, dass die Anwesenden in einer Art Resolution dafür stimmten, Karl May der Jugend wieder zu lesen zu geben, das heißt ihn wieder in den Schulbüchereien zuzulassen, aus denen er 1898 zum Teil verbannt worden war.

Aus einer Artikelserie in der Donau-Zeitung entstand im Jahr 1907 die Broschüre Karl May und seine Werke. Eine kritische Studie. Durch Heinrich Wagner wurden Karl Mays Glaubensbekenntnis, die Novelle Schamah, Reiseerzählung aus dem Gelobten Lande sowie dessen Altersnovelle Merhameh in der Donau-Zeitung abgedruckt. In der Broschüre stellte Wagner den Angriffen auf May ausführlich dessen Sichtweise entgegen, die er Mays Aktenheft entnommen hatte.

Literatur