Hog’n

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Vier Hog’n in unterschiedlichen Formen; diese hier sind in Lichteneck in Gebrauch.

Ein Hog’n ist eine Wurzel, ein Stück eines Haselnusssteckens oder der Holzgriff eines Gehstocks oder Regenschirms mit Schlitz, in den Nachrichten gesteckt werden. Er geht zurück auf einen alten Brauch der Holz- und Weiderechtler. In Lichteneck in der Gemeinde Grafenau wird dieser Brauch seit einigen Jahren wieder gepflegt.

Tradition

Bis 1818 haben die Holz- und Weiderechtler in der Dorfgmain und später in der Dorfgemeinde mit einem Hog’n zu Versammlungen aufgerufen. Sie schickten die Gemeindehirten mit dem Hog’n von Haus zu Haus, um Termine, die Wahl des Dorfhauptmanns oder andere Nachrichten zu übermitteln. Der Hirte trat ins Haus, der Bauer nahm die Nachricht aus dem Hog’n, las sie, steckte sie wieder ein und der Hirte ging zum nächsten Haus.

Neuaufleben in Lichteneck

In Lichteneck wird seit 2008 die alte Tradition der Hog’n vom Dorfverein neu gepflegt. Der Schriftführer des Vereins druckt Nachrichten auf DIN A5-Blätter, steckt das Geheft in den Hog’n und bringt sie zu den jeweiligen Ausgangs-adressen. Die bestätigen mit Unterschrift und Datum auf einem angehängten Blatt Papier den Empfang und tragen den Hog’n zum Nächsten weiter. Pro Route erreicht er an die 30 Haushalte und ist durchschnittlich fünf Tage unterwegs. End- und Sammelpunkt der Hog’n ist beim Dorfsprecher. Er überprüft, wie schnell die Hog’n ihren Runden machten und muss manchmal auch „gelbe Karten“ verteilen: Wenn der Hog’n hängt, also zu lange an einer Stelle verweilt, wird der Säumige gemahnt. Passiert das öfter, wird derjenige aus der Verteilerliste gestrichen.

Sinn und Zweck des Hog’n ist es vor allem, dass die Leute beim Übergeben des Nachrichtensteckens zusammenkommen auf einen kleinen Ratsch, vielleicht auch auf einen kurzen Umtrunk. Deshalb sollte die Möglichkeit, ihn nur an die Türklinke zu hängen oder in den Briefkasten zu stecken, auch die Ausnahme sein. Die Nachbarn wissen normal auch, wer in Urlaub ist, und tragen den Hog’n erst gar nicht hin. Schwieriger gestalte sich diese Nachrichtenübermittlung bei Mietshäusern, wo die Parteien öfter wechselten.

Im Jahr 2008 gingen der Hog’n sieben Mal um, kündigte Termine an, brachte Nachberichte und Danksagungen in die Häuser. Auch die Maibaumwachten können so weitergegeben werden.

Siehe auch

Literatur