Johannes Hornsteiner

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Johannes Hornsteiner

Johannes Hornsteiner (* 27. September 1920 in Passau; † 18. Februar 2014 ebd.) war ein deutscher Musiker, bildender Künstler und Geigenbauer aus der gleichnamigen Passauer Instrumentenbauerfamilie.

Leben und Wirken

Der Sohn von Johann III. Hornsteiner und dessen Ehefrau Emma, geborene Kölbl sowie älterer Bruder von Walter Hornsteiner war fünf Jahre alt, als sein Vater starb. Der Instrumentenbau wurde unter Werkstattleiter Adam Stephan Schultes zugunsten des Musikalienhandels auf zwei Mitarbeiter reduziert. Johannes besuchte von 1930 bis 1934 die Oberrealschule Passau. Mit fünfzehn Jahren kam er an die Staatliche Fachschule für Geigenbau in Mittenwald. Dort war er von 1935 bis 1939 Schüler von Leo Aschauer, während er an derselben Schule von der Musiklehrerin Berta Köbel im Geigenspiel gefördert wurde.

Daheim war 1938 Schultes gestorben, worauf als Werkstattleiter für fünf Jahre der Geigenbauer Georg Kriner folgte. Im selben Jahr erbaute Johannes sein erstes Instrument, eine Viola mit Violin-Mensur. Wenn er sich in seiner Heimatstadt aufhielt, spielte er beim Konzertverein Viola und Violine, ebenso im Stadttheater. Im März 1940 kam er zum Reichsarbeitsdienst, am 1. Oktober 1940 zum Militär in Pocking-Waldstatt, wo er zur 9. Schüler-Kompanie der Luftnachrichtenschule gehörte. 1943 war er an einem Konzert im Dom St. Stephan mit dem Organisten Otto Dunkelberg beteiligt und im Juli desselben Jahres an einer von der Schüler-Kompanie bestrittenen Kleinen Abendmusik auf Schloss Schönburg. Von September bis Dezember war er beurlaubt, um in Belgien und Frankreich mit Organist Reinhard Raffalt sowie mit der Sopranistin Esther Stephan und dem Bariton Hans Hoefflin aufzutreten. Im letzten Kriegsjahr auf der Insel Rügen und auf dem Balkan eingesetzt, war er schließlich Gefangener in Kufstein und im Lager Bad Aibling.

Nach Kriegsende widmete er sich dem Geigenbau in dem traditionsreichen Familienunternehmen. Nachdem er bei der Mittenwalder Deutschen Musikinstrumenten-Messe ausgestellt hatte, schrieb über seine Geigen und Bratschen am 15. September 1949 Johann Ziegler in der Passauer Neuen Presse: „Sie tragen den Stempel eines in der Entwicklung stehenden genialen Talents.“ Trotz seiner Inanspruchnahme durch den Geigenbau pflegte er weiterhin das Violinspiel, so am 27. August 1945 bei einem Konzert mit Raffalt unter dem Titel „Barocke Musik“ im Jagdsaal der Bischöflichen Residenz. Von 1946 bis 1952 übernahm er bei allen Konzerten, die sein Bruder Walter Hornsteiner in Passau dirigierte, die 1. Geige.

1952 zog Hornsteiner in die USA. Die Leitung der Passauer Firma überließ er 1960 seiner Mutter und seinem Bruder. 1953 heiratete er in Passau die Graphikerin Elisabeth Kramer. Bis 1954 leitete er in Cleveland (Ohio) die Geigenbauerwerkstatt Scherl & Roth und war danach selbständiger Geigenbauer in Denver (Colorado) sowie von 1957 bis 1964 in New York. Von 1964 bis 1976 setzte er den selbstständigen Geigenbau in München fort. 1976 erhielt er die Stelle eines Restaurators am Musikinstrumentenmuseum des Münchner Stadtmuseums. Im Rahmen seiner dortigen Tätigkeit, verfasste Hornsteiner in den Jahren 1982 bis 1985 einen bis heute nicht publizierten „Bestandskatalog der Sammlung europäischer Streich- und Zupfinstrumente“. Eine Kopie des durch den damaligen Museumsleiter Dr. Manfred Hermann Schmid redigierten Manuskriptes, wird im Archiv des Bistums Passau aufbewahrt.

Nach dem Tod seiner Frau Elisabeth 1973 heiratete er 1983 die Malerin Ursula Dänert geb. Hadamczyk. Diese starb 2012. Mit Eintritt in den Ruhestand 1985 kehrte Hornsteiner in sein Geburtshaus Steinweg 14 zurück. Bereits 1956 in Denver, 1963 in New York und 1973 in Deggendorf stellte er eigene Skulpturen aus. In Passau präsentierte er sein Oevre erstmals 1996 im Kunstverein Passau. Dabei folgte er der Intention, „den Klang, das Akustische, nicht mehr hörbar, sondern grafisch oder malerisch darzustellen“. Zuletzt hatte es sich Hornsteiner auch zur Aufgabe gemacht, in seinem Haus am Steinweg das Erbe der Familie zu hüten, zu ordnen und zu archivieren. Dazu zählen bedeutende Fotografien Passaus, die sein Großvater Johann II. Hornsteiner aufgenommen hatte. Diese Sammlung historischer Fotos hat er in den letzten Jahren zusammen mit umfangreichem Material zur Haus-, Familien- und Firmengeschichte in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv des Bistums Passau geordnet und noch zu Lebzeiten dorthin zur dauerhaften Aufbewahrung abgegeben.

Im Alter von 93 Jahren starb Johannes Hornsteiner am 18. Februar 2014 in Passau. Dort wurde er auf dem Familiengrab am Innstadtfriedhof beigesetzt.

Literatur