Jugendsteig (Finsterau)

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Puzzle am Jugendsteig (Foto: Martin Ortmeier, 2020)

Der Jugendsteig, ein Kunstpfad in der Gemeinde Mauth-Finsterau, verbindet über steile Waldpfade das Freilichtmuseum Finsterau mit Jugendherbergen nahe der Grenze Bayern-Tschechien bei Buchwald (Bučina). Den Steig begleiten Informationen zur Geologie und Kulturgeschichte des Böhmerwald-Grenzgebirges und mehrere Kunstwerke namhafter Künstlerinnen und Künstler.

Beschreibung

Indianerstein von Renate Balda (Foto: Josef Lang, 2009)
Schraube Nr. 1 von Liao Weidong (Foto: Martin Ortmeier, 2015)
Alle Texte von Christian Zeitler sind 2020 bereits von Moos überwachsen (Foto: Martin Ortmeier, 2020)
fotöj von Gabriele Berger (Foto: Josef Lang, 2009)

Zwischen dem Wistlberg bei Finsterau, über den der Grenzübergang Buchwald/Bučina erschlossen ist, und dem Freilichtmuseum Finsterau bestand keine fußläufige Verbindung. Das Freilichtmuseum Finsterau hat 2000 im Einvernehmen mit der Gemeinde Mauth-Finsterau auf teils vorhandenen Forststraßen und -steigen, teils neu geschaffen nicht befestigten Pfaden einen Steig angelegt.
Ein Teil des Weges deckt sich mit dem ebenfalls vom Museum geschaffenen Themenwanderweg Granit, dessen begleitende Informationstafeln u.a. die historischen und geomorphologischen Sachverhalte Oberflächensteinbruch, Steinhalden und Gebirgsbildung behandeln.

Entlang dem Steig wurden im Rahmen der Maßnahme des Freilichtmuseums Finsterau witterungsbeständige Kunstwerke, beauftragt oder angekauft und aufgestellt. Vorgabe des Kurators an die Künstler seiner Wahl war, die örtlichen Gegebenheiten (natürliche Steinhalden, land- und forstwirtschaftliche Relikte, Pfarrwald mit Oberflächensteinbrüchen, historische Förstersteige) zu nutzen. Jugendliche sollten als die wichtigsten Rezipienten berücksichtigt werden.

Als für die Kunstwerke von Christian Zeitler und Renate Balda anstehende Granitblöcke („Härtlinge“) von Moos und Flechten befreit wurden, stieß man auf alte Felsritzungen (Kopf eines Rehbockes mit Spießen, eines Pferdes mit Halfter u.a.), die bis heute keine Erklärung fanden.

2007 konnte mit Hilfe des internationale Künstlerhauses Villa Concordia (Bamberg) ein weiteres Werk erworben und platziert werden. Pläne des Museumsleiters, den Kunstpfad mit einer Steinskulptur des renommierten tschechischen Bildhauers Václav Fiala anzureichern, scheiterten mehrfach am Widerstand des kommunalen Trägers des Museums.

Kunstwerke

  • Waldstück von Hubert Huber, Stahl, Holz und Stein, 1995 (Ankauf)
  • fotöj von Gabriele Berger, 4-teilig, Mühlviertler Granit, 2001 (Auftragsarbeit)
  • Waldchristus von Karl Mader, Schrottplastik (Stahl), 1999 (Ankauf)
  • Puzzlestein von Hartwig Rainer Mülleitner, Untersberger Marmor, 2001 (Auftragsarbeit). Weitere Puzzlestücke sind im Umfeld in lokales Oberflächengestein gehauen.
  • sprüche klopfen von Christian Zeitler, Inschriften (Sinnsprüche) auf natürlich freiliegenden Granitblöcken, 2001 (Auftragsarbeit). „Er sollte entlang dem Weg Spuren, Wörter, Denkanstöße in geeignete Steine hauen, die dort über und über den Waldboden durchbrechen. Er hat sich bei seiner Arbeit zwischen den Bäumen verloren, sodass heute, nachdem ein Kahlhieb über die Fläche gegangen ist, gar nicht mehr alle Blöcke, auf denen er Sprüche hinterlassen hat, zu finden sind. Was aber da und dort den Weg begleitet, gibt Anlass, sich zu besinnen. Nur ned hudln, das meint innehalten!, steht auf einer Felsschüssel, die, an einem Ausblickpunkt, einlädt, sich für ein Weilchen hinzusetzen.“[1]
  • ohne Titel von Renate Balda, fünf Natur-Monolithe („Härtlinge“), bemalt, 2001 (Auftragsarbeit; Fassung erneuert 2008 von Renate Balda). Zwei Steinen wurden inzwischen „vulgo“ Namen gegeben: Indianerstein und Walfisch.
  • Schraube Nr. 1 von Liao Weidong (2007 Stipendiat der Villa Concordia Bamberg), Bronze, 2007 (Ankauf). „Die Schraube ist für mich der Inbegriff des Deutschen“ (L. Weidong). Das Werk markiert die Kreuzung des steil ansteigenden Jugendsteigs mit dem alten Zametzer-Steig, der quer zum Hang verschiedene Partien des weitläufigen Staatsforstes (jetzt Nationalpark Bayerischer Wald) erschließt.
  • Steinritzungen unbekannter Herkunft (aufgefunden 2000)

Fakten

Der „sprüche klopfen“-Stein „berührungsmelder“ von Christian Zeitler ist nach Käferholz-Waldarbeiten nicht mehr auffindbar. (Foto: Josef Lang, 2007)
  • Initiative, Konzept und Kurat: Dr. Martin Ortmeier (Finsterau)
  • Fachberatung: Dr. Johann Nep. Bachmeier (Terlan)
  • Finanzierung: Zweckverband Niederbayerische Freilichtmuseen, mit Förderung aus Mitteln der Europäischen Union 2000–2001, außerdem 2007 mit Förderung durch die Villa Concordia (Bamberg)
  • Bauleitung: Albert Gibis (Finsterau)
  • Förderwesen: Dr. Ursula Diepolder (Hohenau-Schönbrunn am Lusen)

Literatur

  • Martin Ortmeier: Projekt Jugend und Kunst II – Der „Jugendsteig“ in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter, Nr. 29 (2002), S. 6-8
  • Martin Ortmeier: Granit und Kunst. In: Helm, Winfried (Hg.). Granit. Hauzenberg, S. 251-262
  • Johann Nep. Bachmeier: Ist Kunst auch, wenn sie keiner sieht? Wanderung am Jugendsteig in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter, Nr. 45 (2010), S. 31-35
  • Martin Ortmeier: Versteckt im Wald. Granitkunst am Finsterauer Jugendsteig. In: Straubinger Kalender. Heimatkalender für Niederbayern und Oberpfalz, 2011, S. 67-70
  • Martin Ortmeier: Der Jugendsteig in Finsterau – Stezka mládeže ve Finsterau. In Centrum pro dějiny sochařství Horažďovice o.s. in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Finsterau und dem Kunstvereins Passau e.V. (Hg.): draußen / venku. Kunst im öffentlichen Raum in Südwest-Böhmen und Niederbayern 1990–2010 / Umění ve veřejném prostoru v jihozápadních Čechach a Dolním Bavorsku 1990–2010. Klatovy (Klattau), S. 30-31

Anmerkungen

  1. Johann Nep. Bachmeier in Passauer Kunst Blätter 45