Kapellplatz (Altötting)

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Der Kapellplatz mit der Gnadenkapelle in der Mitte und der Stiftspfarrkirche St. Philipp und Jakob rechts. (Foto: Willmerdinger).
Der Kapellplatz in Altötting.

Der Kapellplatz ist das Zentrum der Wallfahrtsstadt Altötting. Er ist kein Stadtplatz im üblichen Sinne. Er ist nicht als Markt- und Handelsplatz und auch nicht als Mittelpunkt des bürgerlichen Lebens angelegt, sondern – ganz eine Schöpfung des Barock – als Zentrum der Wallfahrt Altötting. Am Kapellplatz liegt auch das Kultur+Kongress Forum Altötting.

Gestaltung

Der Kapellplatz liegt zentral in Altötting. Kirchenbauten sowie geistliche und weltliche Repräsentationsgebäude prägen das Bild des Platzes, an dem viele Jahrhunderte in unterschiedlichen Stilrichtungen gebaut wurde. Die markantesten Bauwerke sind neben der Gnadenkapelle die in ihrer heutigen Gestalt gotische, zweitürmige Stiftspfarrkirche im Süden des Platzes, die St. Magdalena-Kirche im Osten mit ihrer dem Platz zugewandten Fassade im Stil des Jesuitenbarock, der daneben gelegene Kongregationssaal der Marianischen Männerkongregation, westlich im Anschluss an die Stiftspfarrkirche der vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammende Bau der Stiftspropstei (heute Berufsfachschule für Musik), der sein heutiges, barockes Gewand im Jahre 1683 erhielt. Ihm schließt sich westlich ein Trakt kunstgeschichtlich unbedeutender Privathäuser an.

Den westlichen Abschluss des Platzes bildet der Komplex des Alten Chorherrenstockes aus dem frühen 17. Jahrhundert; im Nordwesten und Norden schließen sich die repräsentativen Zuccali-Bauten des Neuen Chorherrenstockes und der Stiftsdekanei (heute Pfarrhof, Kapellverwaltung und Neue Schatzkammer) an. Die vom Münchner Hofbaumeister Enrico Zuccali geplante oktogonale Anlage des Platzes wird im Nordosten durchbrochen von dem am Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen, in den Platz hineinragenden Rathaus. Daneben das Hotel Zur Post, ebenfalls ein Zuccali-Bau, dessen Ursprünge als „Hof-Taverne“ schon ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Von kunstgeschichtlicher Bedeutung ist der inmitten des Platzes gelegene barocke Marienbrunnen, eine Stiftung des Salzburger Fürsterzbischofs Paris Lodron, 1635 bis 1637 geschaffen von seinem Dombaumeister Santino Solari, als Dankesgabe an Altötting dafür, dass Salzburg 1632 das dorthin vor den Schweden in Sicherheit gebrachte Altöttinger Gnadenbild hatte beherbergen dürfen.

Verkehrsberuhigung (1985)

Am 11. Mai 1985 fand die feierliche Einweihung des neugestalteten Kapellplatz samt Tiefgarage statt. Seither ist der Platz verkehrsberuhigt. Bis dahin verliefen zwei Bundesstraßen quer über den Kapellplatz: Über die B 12 und die B 299 fuhren Geschäftsleute, Kunden, Pendler, Touristenbusse und viele andere mitten auf den Platz, parkten direkt vor dem Rathaus oder anderen historischen Bauten und spazierten durch die Straße. Die Neugestaltung des Kapellplatzes ist auf Richard Antwerpen zurückzuführen. Er war seit 1983 Erster Bürgermeister der Stadt Altötting und das neue Verkehrskonzept war das zentrale Anliegen während seiner Amtszeit. Der Entschluss zur Verkehrsberuhigung war bereits früher gefallen, die Umsetzung aber sollte die Aufgabe von Antwerpen und seinen Stadtratskollegen werden. Das Stadtzentrum musste neugestaltet werden: Teerstraßen mussten abgerissen werden, Rasenflächen gepflanzt, ein neuer Ring rund um die Innenstadt musste entstehen und eine komplette Tiefgarage gebaut werden. Es gab Widerspruch aus der Bürgerschaft, einige zogen sogar vor Gericht. Doch die Idee setzte sich durch, obwohl Gräber versetzt, Kirchenmauern verschoben und ganze Stadtteile überzeugt werden mussten. Spatenstich für die Tiefgarage war im Jahr 1983, zwei Jahre später war alles fertig.

Literatur