Kleiner Rathaussaal (Passau)

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Der kleine Rathaussaal.
Das Stadtratsplenum tagt im kleinen Rathaussaal.

Der Kleine Rathaussaal befindet sich im Alten Rathaus der Stadt Passau und ist, ebenso wie der Große Rathaussaal, über eine gotische Treppe aus dem Jahr 1446 erreichbar. Beide Säle wurden nach dem Stadtbrand von 1662 von Architekt Carlo Lurago und Stukkateur Giovanni Battista Carlone gestaltet. Die Ausmalung schuf 1886 bis 1888 der Historienmaler Ferdinand Wagner. Im Kleinen Rathaussaal tagt das Plenum des Passauer Stadtrats. Zudem ist er besonders für Hochzeiten sehr beliebt.

Aufbau und Austattung

Architektur

Der ca. 100 Quadratmeter große Kleine Rathaussaal, der südlich an den großen anschließt, ist ein schlichter, fast quadratischer Raum zu vier Fensterachsen. Eine kleine, von vier toskanischen Säulen bzw. Halbsäulen gestützte Laube schafft eine Verbindung zum großen Saal. Der Raum besitzt eine Flachdecke mit üppigem Akanthusstuck.

Ausmalung

Nach dem Stadtbrand von 1662 haben Carlo Lurago und Giovanni Battista Carlone auch den kleinen Rathaussaal gestaltet. Vermutlich war er damals noch ganz weiß. Die heute zu sehende Ausmalung erfolgte erst im 19. Jahrhundert durch den Maler Ferdinand Wagner: Dieser schrieb am 11. Dezember 1886 an Bürgermeister Paul Stockbauer, dass er mit den Untermalungen für die Darstellung König Maximilians I. begonnen habe. Am 20. Dezember 1886 waren die Wandbilder bereits fertiggestellt. Das panoramaartige große Seitengemälde zeigt die Huldigung an Maximilian Joseph nach dem Wiederanschluss Passaus an Bayern.

Auf dem 1888 der Öffentlichkeit vorgestellten, 5,80 x 4,23 Meter großen Deckengemälde sind allegorisch die Stadt Passau als blonde Frau mit goldenem Kleid und ihr zu Füßen die Donau als üppige Frau, der Inn als Muskelprotz mit entwurzeltem Baum und die Ilz als dunkelhaariges Engelchen dargestellt. Die übrigen Engelchen symbolisieren die Nebenflüsse. Im Hintergrund ist der Stephansdom zu sehen.

Der Stuck, der großflächig an den Wänden prangt, stammt aus der Barockzeit, die Vergoldung wurde hingegen erst im 19. Jahrhundert (wohl zusammen mit den Gemälden) aufgebracht. Damit wird der Eindruck einer ebenfalls vergoldeten, aber holzgeschnitzten Decke erweckt. Eine solche Decke ist besonders prachtvoll im Dogenpalast von Venedig vorhanden, das Ferdinand Wagner eigens vor Beginn seiner Arbeiten zu Studienzwecken besuchte.

Sanierungen

1976 mussten der Kleine Rathaussaal und seine Wandmalereien infolge eines Wassereinbruchs an der Nordwand saniert werden.

Nach ersten Voruntersuchungen im Jahr 2008, im Rahmen derer zwei Restauratoren den Zustand der Gemälde im Saal überprüften, wurde der Saal zwischen 6. August und 13. Dezember 2012 für 100.000 Euro aufwändig saniert. Besonderes Augenmerk lag dabei auf den Decken- und Wandgemälden sowie der Holzvertäfelung. Die grundlegende Restaurierung war nötig, um die allgemeine Verschmutzung der letzten Jahrzehnte, die unter anderem durch Kondensbildung entsteht, zu beseitigen.

Bei Objekten wie dem Kleinen Rathaussaal eine Generalsanierung in dieser Größenordnung etwa alle 30 bis 50 Jahre fällig.

Galerie

Literatur

Weiterführende Publikationen

Siehe auch