Kloster und Schule Damenstift Altenmarkt

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Das Prämonstratenserstift zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf einem Stich von Michael Wening. Noch steht die doppeltürmige mittelalterliche Kirche.

Das Kloster und die Schule Damenstift Altenmarkt bei Osterhofen ist seit 1858 im Besitz der Maria Ward-Schwestern.

Geschichte

Chorherrenstift und Prämonstratenserkloster

Bereits zwischen 1004 und 1009 gründete Herzog Heinrich V. von Bayern hier ein Chorherrenstift. 1138 beauftragte Bischof Otto von Bamberg Prämonstratenser mit der Verwaltung des Stifts Osterhofen. Große Verdienste erwarb sich Propst Heinrich bei Herzog Otto II., der ihn und seine Nachfolger in den Rang eines Hofkaplans erhob. Seit 1288 hatte der Klostervorstand den Rang eines Abtes.

Im 12. und 13. Jahrhundert litt das Kloster unter den Fehden zwischen den Grafen von Bogen und den Grafen von Ortenburg. 1512 verwüstete ein nach Blitzschlag ausgebrochener Brand das Bauwerk, und nach einem weiteren Blitzschlag 1701 brannte erneut die gesamte Anlage mit Ausnahme der Stiftskirche nieder. Beim Wiederaufbau entschied man sich, auch die verfallene mittelalterliche Kirche durch einen Neubau zu ersetzen. 1740 wurde unter Abt Paul Wieninger die prächtige Asambasilika geweiht. 1741 begann der Österreichische Erbfolgekrieg, während dessen Dauer das Kloster bis 1745 siebenmal das feindliche österreichische Hauptquartier aufnehmen musste.

Äbte von Altenmarkt

siehe Hauptartikel: Liste der Äbte von Altenmarkt

Das Damenstift

Von der beim Wiederaufbau entstandenen Schuldenlast erholte sich das Kloster nicht mehr. Nach den Bedrückungen des Österreichischen Erbfolgekrieges (1740 bis 1748) betrugen die Schulden 301.000 Gulden. Die Kurfürstliche Regierung in München beschloss unter Zustimmung von Papst Pius VI. zum 31. Dezember 1783 die Aufhebung des Klosters. Die Witwe des Kurfürsten, Maria Anna Sophia, übernahm die Schulden und kam damit in den Besitz der Klostergüter. Sie wandelte das Kloster in ein adeliges Damenstift um, dessen Name dem Bauwerk bis heute geblieben ist.

Schon mit dem Tod Maria Annas 1797 verlor das Damenstift seine Anziehungskraft. Die wervollsten Kirchengeräte wurden in das Damenstift St. Anna in München gebracht. 1833 erwarb der bayerische Staat das Kloster samt allen Besitzungen, verkaufte es aber noch im selben Jahr an einen Gutsbesitzer, der wiederum den Besitz an Graf Kaspar von Preysing auf Schloss Moos veräußerte. Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche der neu geschaffenen Pfarrei Damenstift.

1850 gelangte ein großer Teil des Klosters in den Besitz der Gebrüder Trost, die nun versuchten, die Bauten weiter instand zu halten. Sie betrieben zudem im straßenseitigen Teil des Komplexes eine Brauerei, die als regionaler Bierlieferant bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts Bestand hatte.

Eigentum der Maria Ward-Schwestern

Nach und nach gingen große Teile des Klosters und dessen landwirtschaftlicher Besitz in das Eigentum des Ordens der Englischen Fräulein (Maria Ward-Schwestern) über. Oberin Sr. Nepomuzena Meister, Leiterin des Klosters in Altötting, kaufte 1858 das Kloster in Altenmarkt. Am 25. November 1858 zogen sechs Schwestern und zwölf Zöglinge von Altötting kommend in die leer stehenden Klostergebäude ein. Sie legten damit den Grundstock für eine „Lehr- und Erziehungsanstalt“. Der Bau war „ruinös“, ein Großteil der Räume unbewohnbar und musste von den Schwestern erst hergerichtet werden.

Wie aus der Chronik des Klosters hervorgeht, besuchten 1859 bereits 46 Mädchen die Schule mit dem Namen „Damenstift“, während die Zahl der Schwestern auf 16 Ordensmitglieder und sechs Kandidatinnen gestiegen war. Erste Oberin in Damenstift war Sr. Nepomucena Wiesflecker, die 1860 die Vollmacht erhielt, das Haus selbst gegenüber allen Administrativ- und Justizbehörden zu vertreten. 1877 bestätigte Papst Pius IX. das „Institutum Beate Mariae Virginis“ als Kongregation päpstlichen Rechtes.

1907 waren 20 klösterliche Lehrerinnen tätig, die an der „Höheren Töchterschule“ 79 Zöglinge unterrichteten. Die Bildungs- und Erziehungsstätte mit Internat florierte weiter: 1910 erfolgte die Gründung einer Haushaltungsschule und 1914 einer dreiklassigen Mittelschule. Die Höhere Töchterschule wurde in ein Lyzeum umgewandelt. Auf 20 Jahre als Lehrerin und Sekretärin sowie 35 Jahre als Oberin von Damenstift konnte Sr. Wenefried Reiser bei ihrem Abschied 1917 zurückblicken. Für ihren unermüdlichen Einsatz zeichnete Prinzregent Luitpold Oberin Sr. Wenefried mit dem silbernen Verdienstkreuz des hl. Michael aus.

Während und nach dem Krieg

Während des Nazi-Regimes musste das Kloster viele Widerwärtigkeiten hinnehmen, die schließlich zur Auflösung der Klosterschulen führten. Im März 1943 verließen die letzten Schülerinnen das Damenstift, das Kloster war zum Asyl der Kinderlandverschickung und im April 1945 zum Hilfslazarett geworden. Die Klosterschwestern führten die Ökonomie weiter, arbeiteten im Lazarett, halfen in Pfarreien aus und übernahmen Flickarbeiten für die Wehrmacht.

Nach Kriegsende diente das Gebäude als Hilfkrankenhaus, das 1951 aufgelöst wurde. Im selben Jahr wurden im renovierten Westflügel eine landwirtschaftliche Haushaltungsschule und ein Grundausbildungslehrgang eröffnet.

Als 1958 das 100-jährige Bestehen des Klosters „Damenstift“ gefeiert wurde, gehörten dem Konvent noch mehr als 60 Matres an. Den Schulbetrieb bewältigten überwiegend klösterliche Lehrerinnen, auch im Ökonomiebetrieb samt Obst- und Gartenbau waren Klosterfrauen aktiv.

Seitdem ging die Zahl der Ordensschwestern infolge des fehlenden Nachwuchses weiter zurück. 1998 gehörten dem Konvent noch 32 Schwestern an. Der letzte Eintritt in Damenstift erfolgte 1994 mit Sr. Judith Dambeck aus Osterhofen. 2008 erfuhr das Kloster Zuwachs aus Deggendorf: Sr. Maria Goretti Wagner wechselte nach Schließung des dortigen Klosters nach Altenmarkt. Damit wohnen nun 19 Schwestern im hiesigen Kloster. 2010 kehrte Mater Oberin Sr. Adeltrudis Rieger ins Mutterhaus nach Altötting zurück. Ihre Nachfolge trat Sr. Anna Barbara an.

Schule Damenstift

Die Schule Damenstift wandelte sich im Laufe der Jahre von der dreiklassigen Mittelschule zur vierklässigen und schließlich zur sechsstufigen Realschule. Aufgegeben werden mussten die einst sehr beliebte Landwirtschaftsschule sowie die Berufsfachschulen. 2008 zählte Damenstift 480 Schülerinnen in 18 Klassen, unterrichtet werden sie von 35 Lehrern. Die reine Mädchenschule bietet nun, seit dem Schuljahr 2014/15, zwei Wahlpflichtfächergruppen (ab der 7. Jahrgangsstufe) an: wirtschaftlich-kaufmännisch und neusprachlich mit Französisch als 2. Fremdsprache.

Feier zum 150-jährigen Bestehen

Provinzoberin M. Angela Fries gratulierte im Oktober 2008 stellvertretend für 565 Maria Ward-Schwestern in der mitteleuropäischen Provinz zum Jubiläum. Rektor Alfons Bauer erläuterte, das Besondere an der Schule Damenstift sei „die Vermittlung von Grundsätzen und Werten, die im Christentum verwurzelt sind“, die Erziehung der Mädchen zu selbstständigen, selbstbewussten und engagierten jungen Menschen.

Literatur

Weblinks