Knaus Tabbert Group GmbH

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Reisemobile der Firma Knaus Tabbert. (Foto: Steiml)
Das Firmenareal in Jandelsbrunn. (Foto: Binder)
Produktion von Wohnwagen bei Knaus in Jandelsbrunn.
Betriebsversammlung nach Insolvenz, Oktober 2008. (Foto: Seidl)
Freude nach der erfolgten Übernahme durch die HTP-Investment-Gruppe. (Foto: Steiml)
Auf einer Solidaritätskundgebung dokumentieren 4.000 Menschen ihre Verbundenheit mit den „Knausianern“.
„Wir beten für Euch“ – um das sichtbar zu machen, setzte Pfarrer Hektor ein Wohnwagenmodell in die Kirchen-Krippe.
Die legendäre Knaus-„Schwalbe“

Die Knaus Tabbert GmbH ist einer der größten Wohnmobil- und Wohnwagenhersteller Deutschlands. Bundesweit sind insgesamt rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon ca. 500 am Stammsitz in Jandelsbrunn.

Geschichte

1960/61 gründet der Architekt Helmut Knaus die Wohnwagenfirma Knaus. Er beginnt in Marktbreit am Main mit dem Bau von Wohnwagen, die er „Schwalbennest“ tauft und die ein fliegendes Schwalbenpärchen als Logo tragen – es wird zum Erkennungszeichen für alle auch später produzierten Fahrzeuge. 1962 folgt ein weiteres Werk in Ochsenfurt. 1969 entschließt Knaus sich, in Jandelsbrunn das Wohnwagenwerk zu bauen. 1970 wird Eröffnung der mit fünf Millionen Mark erbauten Anlage gefeiert. Das Werk ist auf 300 Beschäftigte ausgerichtet. Der Betrieb nimmt einen guten Aufschwung. Nach und nach wird Jandelsbrunn für die europaweite Produktion ausgebaut und ein flächendeckendes Handels-, Vertriebs- und Servicenetz aufgebaut.

1972 übernahm die Deutsche Castrol GmbH alle Geschäftsanteile der Tabbert Wohnwagenwerke GmbH, 1981 geht aus der bisherigen Knaus AG die Knaus GmbH Jandelsbrunn hervor und alle Produktions- und Vertriebsaktivitäten werden im Bayerischen Wald konzentriert. 1992 wird das Knaus-Werk in Nagyoroscy (Ungarn) eröffnet, wo ausschließlich Wohnwagen produziert werden.

Mit der Gründung der Knaus AG entsteht 1996 eine enge Kooperation mit der TIAG-Tabbert-Industrie AG in Mottgers/Hessen. Tabbert wurde 1934 in Schweinfurt von Alfred Tabbert gegründet. 1997 kam es zur engen Kooperation von Knaus mit der Tiag-Tabbert-Industrie AG, deren Börsennotierung im Jahr 1990 erfolgt war. 2001 schließlich fusionierten wesentliche Teile der beiden Firmen. Dabei werden die Produktionsgesellschaften sowie Großteile des Vertriebs der TIAG Tabbert auf die Knaus GmbH Jandelsbrunn verschmolzen 2002 erfolgte die Umfirmierung von der Knaus GmbH Jandelsbrunn in die Knaus Tabbert Group GmbH. Der Vertrieb wird zum Area-Management zusammengefasst und betreut europaweit die Handelspartner für die sechs Marken Knaus, Tabbert, Wilk, Weinsberg, T@B, Eifelland. In Jandelsbrunn erreicht die Mitarbeiterzahl mit über 900 den Höchststand.

Am 9. Oktober 2008 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Am 1. Januar 2009 übernahm die HTP Investments B.V. aus Venlo (Niederlande) den Geschäftsbetrieb und erhielt dadurch 1.000 von 1.600 Arbeitsplätzen. Der neue Eigentümer sah im Wohnwagen- und Reisemobilhersteller ein „hohes Potential“ und wollte Knaus schon 2010 wieder in die Gewinnzone bringen.

Am 1. April 2011 weihte Knaus Tabbert in Tittling ihr neues Ersatzteillager ein.

Anfang 2013 gab es an der Spitze des Unternehmens eine personelle Veränderung: Neben Micheal Tregner leitet seit Januar Wolfgang Speck die Geschickte der Knaus Tabbert Group GmbH. Er löst Giovanni Marcon, der drei einhalb Jahre für die Firma tätig war, ab. Grund waren unterschiedliche Auffassungen bezüglich der zukünftigen Strategie des Unternehmens, worauf sich HTP und Marcon einvernehmlich trennten.

Insolvenz

Auf dem Weg zum Insolvenzrichter

Nach Erfolgsmeldungen am laufenden Band 2006 und 2007 kamen vom ehemaligen Knaus-Tabbert-Chef Thomas Dickenberger erstmals im Juli 2008 vorsichtigere Töne. Nach einem Umsatzsprung vom Geschäftsjahr 2005/06 auf das von 2006/07 von 309 auf 326 Millionen Euro (es wurden 20.700 Mobile verkauft) rechnete er für das Ende Juli zu Ende gehende Geschäftsjahr 2007/08 nur noch mit einer Umsatzsteigerung auf 330 Mio.; für 2008/09 ging er von Stagnation aus.

Ein massiver Markteinbruch um bis zu 30 Prozent, nach Kritikermeinung eine Modellpolitik, die nicht den Marktbedürfnissen entsprach, Defizite im Vertrieb und Service sowie eine gegen Null tendierende Eigenkapitalquote brachten die Firma in Schieflage. Am 27. August 2008 sprach Dickenberger bereits von der „schwierigsten Situation der Betriebsgeschichte“, von einem Umsatzrückgang 2007/08 auf 305 Millionen Euro und einem Verlust von etwa acht Millionen Euro bei Schulden von rund 100 Millionen Euro. Ende August 2008 räumte das Knaus-Management ein: Erhalte die Firma nicht einen Betriebskredit von zwölf Millionen Euro, drohe der Gang zum Insolvenzgericht. Zudem zeichne sich 2008/09 ein Verlust von ebenfalls zwölf Millionen Euro ab.

Da die Banken keine neuen Kredite zur Verfügung stellten, erfolgte am 9. Oktober 2008 der Gang zum Insolvenzrichter. Dr. Michael Jaffé wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er erarbeitete zusammen mit dem Büro Roland Berger einen Restrukturierungsplan, suchte Investoren und verhandelte mit ihnen. Währenddessen kämpfte die ganze Region für den Erhalt der Firma. Neben den 800 Arbeitsplätzen am Stammsitz Jandelsbrunn waren noch zahlreiche Arbeitsplätze bei Zulieferern von dem Unternehmen abhängig, nach Schätzungen hingen in der Region insgesamt rund 2.000 Arbeitsplätze an Knaus Tabbert.

Die Rettung des Unternehmens

Nach Monaten des Hoffens und Bangens konnten am 1. Januar 2009 durch die Übernahme des Jandelsbrunner Wohnmobilherstellers durch eine niederländische Investment-Gruppe rund 1.000 von 1.600 Beschäftigten erhalten bleiben. Der Gläubigerausschuss stimmte einstimmig einem Neustart des traditionsreichen Unternehmens durch einen Investor zu: der niederländischen HTP-Investment-Gruppe. Der Kaufpreis betrug klar über 20 Millionen Euro. Laut Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé waren damit die Weichen gestellt, dass die Produktion von Knaus-Tabbert-Wohnmobilen Mitte Februar 2009 wieder aufgenommen werden könne.

Die Niederländer, die mit insgesamt 8.000 Mitarbeitern europaweit einen Jahresumsatz von zwei Milliarden erwirtschaften, und die in Deutschland etwa die Firmen Lurgi Lentjes Standard Kessel oder die Stelcon AG besitzen, übernehmen laut Jaffé den Geschäftsbetrieb und alle drei Knaus-Tabbert-Standorte. Das Konzept sehe anfänglich einen Bedarf von 450 unbefristeten und 15 befristeten Stellen in Jandelsbrunn (von bislang rund 700) sowie von 205 Stellen im hessischen Mottgers sowie aller 330 im ungarischen Nagyoroszi vor. Zudem würden alle Lehrlinge in Jandelsbrunn und Mottgers übernommen. Jaffé zeigt sich überzeugt, dass mit HTP ein finanzstarker und industrieerfahrener Investor gefunden sei, der für Knaus Tabbert eine langfristige Zukunftsperspektive biete. Wim De Pundert von HTP erklärte, sein Unternehmen verfolge bei Knaus Tabbert eine Wachstumsstrategie, weshalb an allen drei Standorten investiert werden solle.

Zum 26. Januar 2009 war die Übernahme des Geschäftsbetriebs und der drei Produktionsstandorte Jandelsbrunn, Mottgers sowie Nagyroszi (Ungarn) durch den niederländischen Investor endgültig perfekt. Die HTP Investments B.V. hatte den Kaufpreis überwiesen und die kartellrechtliche Zustimmung war erteilt worden. Nachdem die Bundesländer Bayern und Hessen bereits die Bürgschaft für einen 28-Millionen-Euro-Kredit (Bayern bürgt mit über 22 Mio. Euro) für die Betriebsmittelfinanzierung übernommen hatten, stand einem Neustart und damit der Rettung von Knaus Tabbert nichts mehr im Wege.

Perspektiven des Neustarts

Am 2. März 2009 gaben gemeinsam mit Thomas Dickenberger die H.T.P.-Geschäftsführer Wim de Pundert und Erik Boersma den Startschuss am Produktionsband und ließen den ersten Wohnwagen vom Band rollen. Auch im Schwesterwerk im hessischen Mottgers lief der Betrieb am 2. März wieder an. Die Knaus Tabbert GmbH zog sich in der Folge wieder auf ihr Kerngeschäft zurück. Die innovative, an eine jugendliche Zielgruppe gerichtete Wohnwagenmarke Eifelland wurde ab sofort nicht weitergeführt. Da laut Dickenberger der Mangel an Eigenkapital das Unternehmen in die Krise geführt hatte, wollte Knaus Tabbert ab 2009 stärker gewinnorientiert arbeiten. Man habe das sogenannte Break Even, also die Verkaufszahl, ab der Gewinne gemacht werden, um die Hälfte auf 10.000 Fahrzeuge reduziert. Bis 2008 waren bis zu 20.000 Fahrzeuge im Jahr hergestellt worden. Ab 2009 werde man allerdings nur noch auf Bestellung fertigen und nicht mehr auf Halde produzieren, um den Markt vom Überangebot zu bereinigen.

Für den Neustart am 2. März 2009 hatten jedoch auch Opfer gebracht werden müssen. Über 200 Leiharbeiter waren ausgestellt worden, 200 ehemalige Knaus-Mitarbeiter wurden in einer Transfergesellschaft untergebracht.

Ende Juni 2010 verkündete Konzernchef Giovanni Marcon, Knaus Tabbert habe „Zeit zum Finden“ gebraucht, Prestigeobjekte ohne Bodenhaltung abgebaut, Überproduktion abgestellt, Dinge verändet, das Fundament neu bestellt und sei nun wieder auf Kurs. In neun Monaten seien 8.000 Fahrzeuge verkauft und 130 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet worden. Die 900 Mitarbeiter hätten seit November 2009 keine Kurzarbeit mehr, das operative Ergebnis belaufe sich seither auf 7,2 Millionen Euro und das Eigenkapital sei auf 38 Prozent gestiegen.

Im April 2011 gab das Unternehmen bekannt, es wolle mit der Beteiligung an Firma Morelo Reisemobile GmbH neben dem Bereich der Freizeitfahrzeuge auch in der Luxusklasse von Wohnmobilen Fuß fassen.

Auf der Jahrespressekonferenz 2011 konnte das Unternehmen bekannt geben, dass es wieder die höchsten Absatzzahlen in Deutschland erreicht hatte. 2010 setzt Knaus Tabbert 10.617 Fahrzeuge ab – über 2.600 mehr als 2009. Der Umsatz wurde von 133,6 Millionen Euro auf 181,6 Millionen Euro gesteigert – der Gewinn nach Steuern von 2,8 Millionen Euro auf 3,3 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl war zwischen Januar und August 2011 in Jandelsbrunn von 552 auf 611 gestiegen, und in der gesamten GmbH von 1.051 auf 1.141.

Im Juli 2011 gab die Knaus Tabbert GmbH die Übernahme der BavariaCamp.de GmbH bekannt. Der Produzent von Premium-Kastenwagen mit Sitz im oberbayerischen Obermeitingen wird als sechste Marke in den Knaus-Tabbert-Konzern integriert und komplettiert damit das Angebot an Fahrzeugen für dieses Marktsegment. Im September gewann Knaus Tabbert den Deutsch-Niederländischen Wirtschaftspreis. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Deutsch-Niederländische Handelskammer Innovativität und Engagement des Unternehmens im grenzüberschreitenden Geschäftsleben.

Weitere Entwicklung ab 2012

Anstelle des für 2012 geplanten Gewinns von 16 Millionen Euro hat die Firma Knaus Tabbert in diesem Jahr jedoch zwei Millionen Euro Verlust gemacht. Dies hatte zur Folge, dass 52 Mitarbeiter gekündigt wurden. Außerdem mussten 16 Leiharbeiter die Firma verlassen. Deshalb kann es für die Belegsschaft noch nicht zu der eigentlich geplanten Rückkehr zum Flächentarif kommen.

Bis Mai 2013 wurden 5.300 Caravans, Reisemobile und Kastenwagen verkauft und ein Umsatz von 120 Millionen Euro erreicht – leicht über dem Plan. Zudem sind in dieser Zeit zusätzliche zehn Millionen Euro an Liquidität geschaffen und darüber hinaus die Bestände der auf Wiesen und Stellplätzen gelagerten 1.442 Fahrzeuge auf 688 abgebaut worden. Diese Lagerbestände waren von der früheren Geschäftsführung aufgebaut worden. Dennoch bleibt die allgemeine Marktsituation für Freizeitfahrzeuge weiterhin schwierig.

Insgesamt gab es im Jahr [[2013] einen Umsatz von 274 Millionen Euro. Nach fünf Monaten waren bereits 120 Millionen Euro umgesetzt worden. (5,3 Prozent über Plan). Die Auftragseingänge lägen mit gebuchten 3.427 Fahrzeugen bisher bei 29,6 Prozent über Plan. Man habe mit einer soliden Finanzstruktur mittlerweile die Eingenkapitalquote auf 46 Prozent steigern können und habe parallel dazu Bankverbindlichkeiten in Höhe von 40 Millionen Euro getilgt. Knaus Tabbert war erstmals seit 15 Jahren schuldenfrei.

Erneuter Aufschwung

Auf der Jahrespressekonferenz am 2. Juli 2014 im unterfränkischen Bad Brückenau kündigte der Geschäftsführer Wolfgang Speck eine geplante Umsatzsteigerung von einem Drittel auf 400 Millionen Euro pro Jahr an. Maßgeblich dazu beitragen sollen die vier Kernmarken Knaus, Tabbert, T@B und Weinsberg. Die Wohnwagenmarke Wilk wurde 2014 im Rahmen eines Konsolidierungsplans stillgelegt.

Während des Jahres 2015 setzte sich der starke Wachstumskurs des Unternehmens weiter fort: Schon im ersten Quartal machte das Unternehmen 17,9 Prozent mehr Umsatz als in der gleichen Zeitspanne 2014.

Seit Januar 2016 gilt für die Mitarbeiter an den beiden deutschen Standorten sowie im ungarischen Nagyoroszi nach 14 Jahren wieder der Flächentarifvertrag der Holz- und Kunststoffverarbeitenden Industrie –

Literatur

Weblinks

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