Leuchtender Kristall

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Bei der feierlichen Enthüllung des Leuchtenden Kristalls an der Ilzbrücke in Passau mit Künstler Dietrich Förster.

Der Leuchtende Kristall ist eine 2014 enthüllte Glasskulptur an der Ilzbrücke in Passau. Das rund 3,20 Meter große Kunstwerk wurde von Dietrich Förster geschaffen. Es soll einen Salzkristall in hundertfacher Vergrößerung darstellen und damit an den einst hier vorbeiführenden Goldenen Steig erinnern.

Geschichte

Ausschreibung und Konzeption

Erstmals wurde 2010 darüber nachgedacht, ein Kunstwerk auf dem begrünten stillgelegten Straßenabschnitt zwischen der Ilz- und der Anton-Niederleuthner-Brücke, den tagtäglich tausende Autofahrer passieren, zu installieren. Bei einem Künstler-Wettbewerb setzte sich am 20. April 2011 Dietrich Förster aus Kinsau im Landkreis Landsberg am Lech gegen acht Mitbewerber durch. Die Entscheidung war einstimmig. Der Künstler bekam den Auftrag für 35.000 Euro. Die sieben anderen beteiligten Künstler erhalten für ihre eingereichten Ideen Modelle und Zeichnungen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von je 1.500 Euro. Fösters Idee war es, hier einen Salzkristall in hundertfacher Vergrößerung als Hinweis auf den berühmten einstigen Goldenen Steig zu platzieren. Förster plante eine Skulptur aus geklebten Weißglas-Scheiben, die einen 1x1x1 Meter großen Kubus ergeben sollen, der wiederum auf einer Stahlstele gelagert ist.

Probleme bei der Zulassung

Bei der Sicherung des mangelhaften Leuchtenden Kristalls kurz nach seiner Enthüllung im Juni 2014.

Die Idee überzeugte, doch sie barg auch ein Problem: Die Glasskulptur sollte aus geklebten Glasscheiben in 45°-Schrägstellung bestehen. Für diese Geometrie konnte von Seiten der Hersteller keine bauaufsichtlich zugelassene Konstruktion im vorgegebenen Kostenrahmen nachgewiesen werden. Die Zulassungsstellen befürchteten eine mögliche Gefährdung der Autofahrer durch herabrutschende Glasplatten der über dem Verkehrsweg „schwebenden“ Skulptur. Da solche individuellen Glasverklebungen nirgendwo andernorts ähnlich konstruiert wurden, gab es keine bauliche Zulassung.

Allerdings bestand für ein solches in der bayerischen Bauordnung nicht geregeltes Produkt alternativ aber die Möglichkeit, eine sogenannte „Zustimmung im Einzelfall“ für die geplante Konstruktion einzuholen. Dazu waren jedoch Gutachten über Materialien, Befestigungselemente, Verklebungen, UV- und Feuchtebeständigkeit und vor allem Statik nötig. Die Prüfung anhand von Probekörpern im Langzeitversuch unter Witterungsbedingungen ergab aber ebenfalls kein befriedigendes Ergebnis. Schließlich wurde eine Lösung aus Kunstglas gefunden, elfmal bruchfester und nur halb so schwer wie Weißglas. Die Standsicherheit dieser Ausführung in Kunstglas ist durch einen Prüfingenieur bestätigt.

Nachdem die ursprüngliche Fertigstellung der rund 67.000 Euro teuren Glas-Skulptur für Herbst 2011 vorgesehen war, verzögerte sich dieser Termin durch die fehlenden Zulassungen bis 2014. Diese Verzögerung verursachte keine Folgekosten. Die Enthüllung des rund 3,20 Meter großen Kunstwerks, das den Titel „Leuchtender Kristall“ trägt, fand am 12. Mai 2014 statt.

Erste Instandsetzung

Weil sich binnen kurzer Zeit an drei Klebeflächen Eintrübungen in der aus vier Plexiglas-Platten geschichteten Glasskulptur gebildet hatten, musste das Kunstwerk allerdings kurzfristig gesichert und in der Folge schon Anfang Juni 2014 wieder abgebaut werden. Die aufgetretenen Eintrübungen waren nicht nur ein optischer Mangel, sondern hätten auch die Verklebung beeinträchtigen können – was ein Abscheren der Acrylglasscheiben zur Folge gehabt hätte.

Infolgedessen veranlasste Dietrich Förster in eigener Zuständigkeit Untersuchungen zur Klärung der Schadensursache. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass die Ausführung der Verklebung durch die von ihm beauftragte Firma in zweifacher Hinsicht mangelhaft gewesen sei: Zum einen wäre die Zeitdauer des Temperns – des Erhitzungsvorgangs, mit dem Spannungen in Glas und Acryl kontrolliert werden können – zu kurz angesetzt worden. Zum anderen hätte die Verklebung beim Aushärten zu starkes Schwindverhalten gezeigt. Förster nahm die beauftragte Firma daraufhin in Regress und beauftragte ein anderes Unternehmen mit der Neuanfertigung der Skulptur. Weil dies sehr zeitaufwändig war, wurde unterdessen öffentlich über eine Neukonzeption spekuliert. Letztlich konnte die Glasskulptur jedoch Ende März 2015 wieder an der Ilzbrücke aufgestellt werden.

Der während der zweiten Instandsetzungarbeiten leere Sockel der Skulptur.

Zweite Instandsetzung

Im Sommer 2018 gab es ein weiteres Mal Probleme mit dem Kunstwerk: In den Klebeflächen der Acrylglasscheiben der Skulptur traten erneut Spannungen auf. Für das verwendete Klebematerial waren diese Spannungen zu hoch. Zwischen die Glasscheiben konnte Feuchtigkeit eindringen, Eintrübungen in der Skulptur waren die Folge. Weil dadurch eine vollflächige Verklebung nicht mehr gegeben war, musste auch die Verkehrssicherheit des Kunstobjektes im öffentlichen Straßenraum in Frage gestellt werden. Die Skulptur wurde daher aus Sicherheitsgründen im Juni 2018 abermals abgebaut.

Anders als bei den früheren Schadensbildern ließ sich dieser Mangel aber reparieren: Die Herstellerfirma hat die Skulptur im Werk zerlegt und nach erfolgreichen Versuchsreihen mit einem neuen Klebematerial wieder den zeitaufwändigen Verklebungsprozess durchgeführt, der mit wiederholten Wärmebehandlungen verbunden ist, um die inneren Spannungen im Werkstoff abzubauen und um den unvermeidbaren Prozess des Nachschwindens vorwegzunehmen. Die Reparatur dauerte ein halbes Jahr und erfolgte im Rahmen der Gewährleistung. Seit dem 9. Januar 2019 befand sich der Kristall wieder an seinem Platz.

Die zum dritten Mal mit Spanngurten und Schutzzäunen gesicherte Skulptur.

Dritte Instandsetzung

Schon wenige Monate später jedoch musste die Skulptur zum dritten Mal zerlegt und repariert werden, nachdem im April 2019 am Glaskörper Beschädigungen festgestellt worden waren, die laut Staatlichem Bauamt Passau die Verkehrssicherheit am Standort gefährdeten. Ursache war erneut, dass sich die Klebeflächen zwischen den Plexiglasblöcken gelöst hatten.

Bei der Instandsetzung im Werk der Herstellerfirma, die nach wie vor im Rahmen der Gewährleistung erfolgte, wurden die Einzelelemente der Glasskulptur nun letztlich miteinander verschraubt. Die permanenten Scherkräfte in der Verklebung, die bei der Geometrie des etwa ein Kubikmeter großen Glaskubus im Überkopfbereich aufgrund der 45-Grad-Schrägstellung auftraten, sollten damit dauerhaft ausgeglichen werden. Neu ist außerdem die mattierte Oberflächenbeschichtung der Skulptur. Am 2. Juni 2020 wurde der überarbeitete Kristall wieder aufgestellt.

Galerie

Literatur