Ludwig Gruber

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Ludwig Gruber 2002 zu Hause in Oberponzaun.
Der Ponzauner-Hof 2002 in Niedernkirchen.

Ludwig Gruber, besser bekannt als Ponzauner Wigg, (* 15. August 1922 auf dem Ponzauner-Hof bei Niedernkirchen, Gemeinde Hebertsfelden; † 10. Dezember 2005 ebd.) war ein bekannter Rottaler Heimatschriftsteller. Große Verdienste erwarb er sich als bayrischer Gstanzlsänger und Mundartdichter.

Leben und Wirken

Werdegang

In Oberponzaun, damalige Gemeinde Unterhausbach, stand die Wiege von Ludwig Gruber. Seine Eltern Maria und Alois Gruber waren Bauern und bewirtschafteten einen 60 Hektar großen Hof. Er besuchte die Volksschule in Niedernkirchen und wurde 1942 zum Kriegsdienst nach Russland einberufen. Zweimal erlitt er Verwundungen. Den elterlichen Hof übernahm er 1949 und heiratete 1950 Annemarie Miller aus Schönbach. Aus der Ehe gingen eine Tochter und drei Söhne hervor.

Auch kommunalpolitisch engagierte sich Gruber. Er wurde zum Gemeinderat gewählt. 16 Jahre lang war er bis zur Gebietsreform stellvertretender Bürgermeister von Unterhausbach, danach und zwölf Jahre lang 3. Bürgermeister der Gemeinde Hebertsfelden. In den Elternbeiräten verschiedener Schulen hatte er den Vorsitz übernommen. Acht Jahre lang war er Schöffe am Landgericht Landshut. Weitere Tätigkeiten: Jagdbeirat, Geschäftsführer des Mobiliarversicherungsvereins und Obmann des Bauernverbandes.

Um sich verstärkt seinem Hobby, der Heimatdichtung, zu widmen, gab der Ponzauner Wigg alle Ämter ab. Aber dem Brauchtum blieb er verpflichtet. So organisierte er über 50 Jahre den Niedernkirchner Leonhardiumritt, war unterwegs als Prokurator (Hochzeitslader) und Schnaderhüpfl-Sänger.

Seinen Hof übergab der Ponzauner Wigg seinem Sohn Flori. Die Kraft verließ ihn in den letzten Wochen seines Lebens und schließlich schlief er am 10. Dezember 2005 im Alter von 83 Jahren friedlich ein. Seinem Wunsch entsprechend, sang der Chor beim Requiem den Rottaler Messgesang mit Texten von Ludwig Gruber. Ein Rossgespann des Leonhardivereins zog den alten Niedernkirchner Leichenwagen mit dem Sarg des Verstorbenen durchs Dorf. Die Ortsvereine und ein langer Trauerzug geleiteten die Karosse.

Heimatdichter

Bei der Eröffnung des Niederbayerischen Bauernhofmuseums Massing im Jahr 1969 begeisterte Gruber mit den beiden Festgedichten „Der oide Hof“ und „Schuasteröd“ erstmals ein überregionales Publikum. Die Anerkennung hat ihn bestärkt, sodass er 1974 sein erstes kleines Buch „Herzhaft g’sagt“ veröffentlichte. Es folgte Buch auf Buch. Vor allem mit seiner „Niederbayerischen Weihnacht“, erzählt in heimischer Mundart, wird „der Ponzauner Wigg“ den Liebhabern der Heimatliteratur in Erinnerung bleiben.

Da und dort in Familie und Dorfgesellschaft hatte Gruber zuvor seine Gelegenheitsverse schon vorgetragen. Als Gstanzlsänger hatte er bei Musikantentreffen, Geburtstagen und Hochzeiten zur Unterhaltung beigesteuert. Begonnen hat seine Karriere also in Familie und Gemeinde, dann wurde er bekannt im ganzen Rottal. Seine Auftritte im Bayerischen Fernsehen verschafften ihm schließlich Aufmerksamkeit weit über die Region hinaus.

„So schön die Gedichte und Geschichten des Ponzauner Wigg zu lesen sind, geschaffen sind sie für den Vortrag. Und nur so, Aug in Aug mit dem Publikum, hat Ludwig Gruber seine Erfolge gefeiert. Wenn an die Eröffnungsfeier des Schusteröderhofs in Massing erinnert wird, dann kommt die Rede vor allem anderen auf die Festgedichte des Ponzauner Wigg.“ (Martin Ortmeier)

Ponzauners „Rottaler Bauernmesse“, das „Bruder-Konrad-Lied“ und die „Bayerische Passion“ zeugen von seiner Glaubenshaltung. 13 Jahre lang wurde seine „Niederbayerische Weihnacht“ in Zusammenarbeit mit Heimatpfleger Heinz Gratz im Theater an der Rott, aber auch in Landshut, Straubing und Deggendorf aufgeführt. Inzwischen hat man sie auch verfilmt. Seine Gedichte und Erzählungen unfassen sieben Bände. Die Verse entspringen den Erfahrungen der bäuerlichen Rottaler Umwelt und sind in seiner tiefen Gläubigkeit und seiner Liebe zur Heimat verwurzelt.

Bei Musikantentreffen, so genannten Hoagascht oder Hoagarten, war er ein gern gesehener Gast. Zusammen mit dem legendären Gstanzlsänger Roider Jackl drehte er in den 1960er Jahren auch Werbefilme für Kraftfutter der BayWa. Bis kurz vor seinem Tod trug er seine Gedichte in der BR-Fernsehreihe „Unser Land“ vor. 20 Jahre lang strahlte der Bayerische Rundfunk darüber hinaus in der Sendereihe „Am Abend in der Stub’n“ Gedichte und Erzählungen mit Ludwig Gruber aus. Auch in den Fernsehreihen „Unter unserem Himmel“, „Zwischen Spessart und Karwendel“ und „Unser Land“ schätzte man den Heimatdichter wegen seines unverfälschten Rottaler Dialekts und seines schelmischen Humors.

Am 24. April 2015 haben ihm Dr. Martin Ortmeier und Dr. Max Seefelder einen der LiteraturFreitage im Museum gewidmet, vorgetragen hat Josef Hirl. Die dazu an den Wegen des Freilichtmuseums Massing aufgestellten Literaturbrettln haben für eine Saison einige Gedichte von ihm erinnert.

Werke

Vom Ponzauner Wigg gibt es sieben Bücher, die alle im Verlag Vierlinger, Simbach am Inn, erschienen sind:

  • Herzhaft g’sagt (1975)
  • Niederbayerische Weihnacht (1976?)
  • Bei uns dahoam (1980)
  • Für Feste und Feiern in Niederbayern (1983)
  • Unter uns gsagt (1987)
  • Unter uns gsagt – Teil 2 (1988)
  • Grüass Gott beinand (1990)
Weil Ministerpräsident Alfons Goppel am Eröffnungstag des Niederbayerischen Bauernhofmuseums verhindert war, wurde ihm am 30. Juli 1969 in Massing ein Festempfang bereitet. Ludwig Gruber überreichte ihm nach dem Vortrag seines Festgedichts einen Laib Bauernbrot. Mit im Bild der niederbayerische Regierungspräsident Johann Riederer. (Foto: Archiv Martin Ortmeier)

Werkbeispiel

Grüaß Euch Gott!

Grüaß Euch Gott, liabe Leut!
Habts für mi a wenig Zeit?
Bin im Rottal gebor’n
Und a Reimbüacherl worn,
Dös sunst nix daruacht,
Bloß a Kostplatzerl suacht.
Mei Vater war Bauer
Und net grad da Schlauer,
Hat Viehzucht betrieb’n
Und neb’nbei a wenig g’schrieb’n
Von was Oid’n und was Neuer’n
Aus Niederbayern.
Wenn’s Euch intressiert
Werd’s von mir informiert.
Bin net hochstudiert,
Doch a Herz und a G’müat,
Dös jeder vosteht,
Sag’n d’Leut, daß i hätt.
So wünsch i de Leut,
De mi les’n, vui Freud
Und von meim Vatern vui Glück!
Dös war da Ponzauner Wigg.

Auszeichnungen

1975 wurde Ludwig Gruber mit dem Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Den Ehrentaler der Stadt Passau erhielt er für die Richtfestreden der Universität.

Literaur

Weblinks