Ludwig I. Herzog von Bayern

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Ludwig I. Herzog von Bayern
Herzog Ludwig der Kelheimer.

Ludwig I. Herzog von Bayern, genannt „der Kelheimer“, (* 23. Dezember 1173 in Kelheim; † 15. September 1231 ebd.) war von 1183 bis zu seinem Tod Herzog von Bayern. Er gehörte dem Geschlecht der Wittelsbacher an. Ludwig I. gelang es, Zug um Zug vom Ausgangspunkt des anfangs sehr überschaubaren wittelsbachischen Besitzes den Territorialstaat Bayern zu schaffen. Den Beinamen „der Kelheimer“ erhielt er, nachdem er in Kelheim einem Attentat zum Opfer fiel.

Leben und Wirken

Herkunft

Ludwigs Eltern waren Herzog Otto I. und dessen Gemahlin Agnes. Sein Vater Otto I. hatte 1180 von Kaiser Friedrich I. (Friedrich Barbarossa) das Herzogtum Bayern als Lehen bekommen, nachdem es dem welfischen Heinrich dem Löwen entzogen worden war. Bis 1194 stand Ludwig unter der Vormundschaft seiner Mutter und seiner Verwandten Pfalzgraf Otto, dem Mönch Friedrich und Konrad, dem Erzbischof von Salzburg und seit 1183 Erzbischof von Mainz.

Schwieriges Erbe

Nach seiner Amtsübernahme konnte der junge Herzog nur unter erschwerten Bedingungen regieren. Wichtige Gegenpositionen besetzten seinerzeit die Grafen in Andechs, die Grafen von Ortenburg, die Grafen von Leonsberg, die Edlen von Zulling-Ellenbrechtskirchen, die Grafen von Frontenhausen und besonders die Grafen von Bogen, die Herren über ein größeres Territorium waren als die Wittelsbacher selbst. Dazu kamen die geistlichen Oberhirten, die auch viel weltliche Macht auf sich vereinten und viele Rechte hatten. Es waren dies der Bischof von Freising, der Bischof von Regensburg, der Bischof von Passau und der Erzbischof von Salzburg. Auch die großen alten Benediktinerklöster im Nahbereich wie Kloster Niederaltaich, Kloster Aldersbach, Kloster Metten und Kloster Oberalteich waren begütert und einflussreich.

Herzog Ludwig I. band sich deshalb an den Stauferkaiser Heinrich VI., von dem er am 24. Mai 1192 in Worms durch Umgürtung mit dem Schwert als Herrscher anerkannt wurde. Er begleitete den Kaiser 1193 bis 1194 nach Apulien und Sizilien und war auch auf dem Reichstag von Würzburg und Mainz 1196 anwesend. 1197 nahm er an einem weiteren Italienzug des Kaisers bis nach Sizilien teil.

Machtzuwachs

Als Heinrich VI. 1197 starb, wählte Ludwig mit der Mehrzahl der deutschen Fürsten Heinrichs Bruder Philipp von Schwaben zum König, eine Minderheit aber Otto von Braunschweig, einen Sohn Heinrichs des Löwen aus dem Geschlecht der Welfen. Es kam zu einem Bürgerkrieg im Reich, in dessen Verlauf die bayerischen Bischöfe sich auf Ottos Seite stellten und sich weigerten Ludwigs Herrschaft anzuerkennen.

Ebenfalls 1197 starb Ludwigs mächtigster Widersacher, Graf Albert III. von Bogen. Ludwig freite um dessen Witwe Ludmilla, die Tochter des Böhmenherzogs Friedrich und heiratete sie 1204. Damit kamen umfangreiche Besitzungen, die weit in den Bayerischen Wald reichten, zur Herrschaft der Wittelsbacher.

1208 wurde König Philipp von Schwaben durch Ludwigs Vetter, den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach in Bamberg ermordet. Ludwig wurde mit der Durchführung der Reichsacht gegen den Mörder beauftragt. Otto wurde am 7. März 1209 in Oberndorf bei Bad Abbach getötet. Ludwig konfiszierte die Güter seines Vetters und große Teile des Kernlandes der Grafen von Andechs. Otto von Braunschweig, nunmehr als Otto IV. Kaiser, belehnte ihn nicht nur mit dem Reichslehen des Königsmörders, sondern übergab ihm auch das Markgrafentum Istrien.

Zwischen Staufern und Welfen

Bei den nun anhebenden Auseinandersezungen zwischen dem 1211 zum König gewählten Staufer Friedrich II. und Kaiser Otto IV. wechselte Ludwig auf die Seite der Staufer, geriet 1214 am Niederrhein in Gefangenschaft und musste für ein Lösegeld von 20.000 Mark Silber freigekauft werden.

Als der welfische Kaiser Otto IV. 1215 starb, wurde Friedrich II. sein Nachfolger. 1221 nahm Herzog Ludwig an einem Kreuzzug nach Ägypten teil, musste aber nach Übergabe der Stadt Damiette zurückkehren. Als der Kaiser darauf hin selbst zum Kreuzzug aufbrach, ernannte er Ludwig in Anerkennung seiner Treue 1226 zum Reichsverweser und Vormund seines Sohnes, des bereits zum König gewählten Heinrich VII. Damit stand Ludwig, an dessen Hof auf der Burg Trausnitz wiederholt der Dichter Neidhart von Reuental zu Gast war, auf dem Höhepunkt seiner Macht.

Städtegründungen

Ludwig I. gründete während seiner Regentschaft die niederbayerischen Städte Landshut (1204), das später zur bayerischen Hauptstadt aufstieg, Abbach (1210), Straubing (1218) an der Donau, Landau an der Isar (1224) (vgl. Landauer Stadtgründung) und Schärding (1225). Diese Städte stattete er mit Privilegien und Freiheiten aus und begrenzte damit die Macht der Ritter. In Landshut errichtete er seine Herzogskanzlei.

Das Ende

Zunehmende Spannungen mit seinem Mündel König Heinrich VII. führten dazu, dass sich dieser mit den Grafen von Andechs verbündete und 1229 in Bayern einfiel. Unter Heinrichs Druck musste Ludwig konfisziertes Gebiet wieder an die Grafen zurückgeben. Auch das Verhältnis zu dem vom Papst gebannten Kaiser verschlechterte sich, da er dessen Kirchenpolitik nicht unterstützte. Als es 1230 zum Friedensschluss von San Germano zwischen Kaiser und Papst kam, zog sich Ludwig auf seine Stammburg Kelheim zurück.

Am 14. Dezember 1231 hielt sich Herzog Ludwig um die Mittagszeit an der Kelheimer Donaubrücke auf. Da näherte sich ihm ein Fremder, der ihm ein Schreiben überreichte. Während Ludwig las, stieß ihm der Unbekannte einen Dolch in die Brust. Da der Mörder sofort von Ludwigs Begleitern in Stücke gehauen wurde, sind seine Motive unbekannt. Am bayerischen Hofe war man allerdings überzeugt, dass der Kaiser oder sein Sohn den Meuchler gedungen habe.

Herzog Ludwig fand seine letzte Ruhestätte in der Familiengruft zu Scheyern (Oberbayern). Seine Witwe stiftete zu seinem Andenken das Zisterzienserinnenkloster Seligenthal vor den Toren Landshuts und starb dort 1240 als Nonne. Sein Sohn und Nachfolger Otto II. errichtete in Kelheim zu Ehren seines Vaters die auch als Ottokapelle bekannte Kirche St. Johannes.

Literatur

  • Otto Denk, Josef Weiß: Unser Bayerland. München 1906
  • Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2 (S. 495)
  • Nikolaus Orlop: Alle Herrscher Bayerns. München 2006, ISBN 978-3-7844-3075-1

Weblinks