Max Stadler

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dr. Max Stadler

Dr. Max Stadler (* 23. März 1949 in Passau; † 12. Mai 2013 in Thyrnau) war ein deutscher Jurist und Politiker (FDP). Er gehörte fast zwanzig Jahre dem Passauer Stadtrat an und war von 2009 bis zu seinem Tod Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium. Stadler war verheiratet und hatte einen Sohn.

Leben und Wirken

Studium und Beruf

Stadler ist in Schalding rechts der Donau aufgewachsen, wo sein Vater als angesehener Arzt wirkte. Hier ging er vier Jahre lang auf die Volksschule. Danach besuchte Stadler das Gymnasium Leopoldinum in Passau, an dem er 1968 sein Abitur machte. Im Anschluss studierte er bis 1973 Jura in Regensburg, wo er auch seine dreijährige Referendarzeit verbrachte. Diese schloss er 1976 mit dem Bestehen des zweiten Staatsexamens erfolgreich ab. Danach war er Assistent am Lehrstuhl für Prozessrecht der Universität Regensburg bei Professor Dr. Ekkehard Schumann. Hier wurde er 1977 mit einer Arbeit zur richterlichen Neutralität in den Verfahren nach dem Bundesverfassungsgerichtsgesetz auch zum Dr. jur. promoviert.

Ab 1976 war Stadler zunächst als Staatsanwalt und später auch als Richter im Bayerischen Justizdienst tätig, zuletzt als Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Rechtsreferendare am Landgericht Passau. Von 1982 bis zu seinem Tod war er außerdem Lehrbeauftragter an der Universität Passau für „Bürgerliches Recht für Wirtschaftswissenschaftler“. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Joachim Musielak veröffentlichte er das Standardwerk Grundfragen des Beweisrechts (1984).

Wirken in der Politik

Dr. Max Stadler bei einer Sitzung des Passauer Stadtrats.

Stadler war seit 1972 Mitglied der FDP und saß seit 1984 im Passauer Stadtrat – hier war er von 1990 bis zu seinem Tod auch Vorsitzender der FDP-Fraktion. Im Jahr 1991 wurde er zum Landesvorsitzenden der bayerischen FDP gewählt. Als solcher war er auch Mitglied des FDP-Bundesvorstandes. Im Oktober 1998 trat Stadler jedoch aufgrund der erneut verlorenen Landtagswahl sowie einer parteiinternen Finanzaffäre von seinem Amt als Landesvorsitzender zurück – genauso wie der gesamte restliche bayerische Landesvorstand.

Seine poltitischen Schwerpunkte sah Stadler – vor allem auch in den folgenden Jahren als Bundestagsabgeordneter – eigenen Angaben zu Folge in der Wahrung der Bürgerrechte auch in Zeiten terroristischer Bedrohung, der Geheimdienstkontrolle, der Zuwanderungspolitik, den Bezügen der Kommunalpolitik zur Bundespolitik, der Reform des öffentlichen Dienstes sowie in der Zwangsarbeiterentschädigung.

Als Bundestagsabgeordneter

Im Jahr 1994 wurde Stadler erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt. Hier war er in der 13. Legislaturperiode von 1994 bis 1998 Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion für Medienpolitik sowie für Post und Telekommunikation, Obmann der FDP-Fraktion in der Enquête-Kommission „Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft – Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft“ sowie Obmann der FDP-Fraktion im Plutonium-Untersuchungsausschuss. In der 14. Legislaturperiode von 1998 bis 2002 war Stadler Obmann der FDP-Fraktion im Parteispenden-Untersuchungsausschuss.

Seit September 1999 war Stadler Mitglied in der G10-Kommission. Zudem gehörte er seit August 2000 dem Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (Zwangsarbeiterentschädigung). Von 2001 bis 2005 war er innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Im November 2005 wurde Stadler zum Vorsitzenden des Arbeitskreises IV Innen- und Rechtspolitik und zum Sprecher für Öffentliches Dienstrecht der FDP-Fraktion sowie zum stellvertretenden Vorsitzender des Innenausschusses gewählt. Seit Dezember 2005 war er darüber hinaus stellvertretender Vorsitzender im Parlamentarischen Kontrollgremium.

Mitglied im Kabinett Merkel

Am 28. Mai 2008 erhielt Stadler aus den Händen von Bundestagspräsident Norbert Lammert den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Nach der Bayerischen Landtagswahl im Jahr 2008, in deren Folge die FDP wieder in den Landtag eingezogen war und zum Koalitionspartner der CSU wurde, war Stadler sogar als potenzieller neuer Bayerischer Justizminister gehandelt worden.

Im Kabinett Merkel II der schwarz-gelben Bundesregierung war Stadler von 2009 bis zu seinem Tod als Parlamentarischer Staatssektretär im Bundesjustizministerium tätig. Seit 19. November 2010 war Stadler Präsident der FDP-nahen Thomas-Dehler-Stiftung.

Stadler war stets über die Landesliste Bayern für den Wahlkreis Passau in den Deutschen Bundestag gewählt worden. Nach seinem plötzlichen Tod am 12. Mai 2013 rückte sein FDP-Parteikollege und enger Freund Gerhard Drexler aus Freyung für Stadler in den Bundestag nach. Seine Nachfolge als Vorsitzender der FDP/PaL-Fraktion im Passauer Stadtrat ist noch offen; sein Stadtratsmandat fällt voraussichtlich an Sabine Hahne-Wehe.

Privates

Dr. Max Stadler bei einem Spiel des SV Schalding-Heining.

Hobbies und Ehrenamt

Max Stadler war begeisterter Fan und steter Heimspiel-Besucher des SV Schalding-Heining sowie aktiver Schachspieler bei der DJK Haselbach. Als solcher wurde er bisher sieben mal Vereinsmeister und hat Simultanpartien unter anderem gegen Weltmeister Anatoli Karpov, Damen-Weltmeisterin Zsuzsa Polgar und Junioren-Weltmeisterin Elisabeth Paehtz gespielt. Max Stadler war Donaldist sowie Mitglied in zahlreichen Vereinen, etwa im Donau Golf Club Passau-Raßbach, im Rotary-Club Passau-Dreiflüssestadt oder im Verein der Freunde und Förderer der Universität Passau, auch auch bei Amnesty International. Sein persönliches Motto war Fortiter in re, suaviter in modo (In der Sache fest, in der Art verbindlich).

Sekundentod

Am 12. Mai 2013 erlitt Stadler gegen 14.15 Uhr nach einer Spielrunde auf dem Golfplatz Anetseder in Raßbach ( Gemeinde Thyrnau) einen Sekundentod. Der 64-Jährige war während eines lockeren Gesprächs auf dem Weg zum Auto plötzlich zusammengesackt. Sofort eingeleitete Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg. Ein Notarzt war innerhalb von wenigen Minuten vor Ort, konnte jedoch nur mehr den Tod feststellen.

Politiker in Bund, Land und Region reagierten bestürzt auf den Tod des profilierten Rechtsfachmanns. Vielen politischen Weggefährten fehlten die Worte, als sie vom unerwarteten Tod des 64-Jährigen erfuhren. In Stellungnahmen kam der hohe Respekt und die fraktionsübergreifende Beliebtheit des Politikers zum Ausdruck. FDP-Chef Philipp Rösler erklärte in Berlin: „Wir können es kaum fassen, dass er so unvermittelt aus unserer Mitte gerissen wurde. Wir verlieren mit ihm nicht nur einen engagierten Politiker, sondern auch einen äußerst liebenswürdigen Menschen und einen guten Freund.“[1] Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte bestürzt auf den Tod Stadlers, den sie als erfahrenen Rechts- und Innenpolitiker fachlich wie persönlich geschätzt habe. „Er war ein stets zuverlässiger, ein aufrechter Gesprächs- und Verhandlungspartner, ein Mann von gelebter Liberalität.“[2]

Die Aufstiegsfeier samt großem Empfang, den die Stadt Passau am 13. Mai im Großen Rathaussaal anlässlich des Regionalliga-Aufstiegs des SV Schalding-Heining veranstalten wollte, wurde nach Rücksprache mit SVS-Vorsitzendem Wolfgang Wagner noch am 12. Mai abgesagt. Am Passauer Neuen Rathaus zierte ab 13. Mai um 7 Uhr und bis zu Stadlers Beerdigung ein Trauerflor die Passau-Fahne, vor den Landkreisgebäuden waren die Fahnen auf halbmast gesetzt. Stadlers Beerdigung fand seinem Wunsch entsprechend in aller Stille und im engsten Familienkreis statt. Ebenso gab es auch keinen größeren Gedenkgottesdienst, wie etwa ein zunächst thematisiertes Requiem im Dom St. Stephan. Eine Obduktion fand aufgrund der klaren natürlichen Todesursache nicht statt.

Am 5. Mai 2018 fand im Großen Rathaussaal in Passau anlässlich des 5. Todestages von Max Stadler eine Gedenkfeier statt.

Auszeichnungen

Publikationen

  • Hans-Joachim Musielak, Max Stadler: Grundfragen des Beweisrechts. München 1984, ISBN 3-406-30382-X

Galerie

Einzelnachweise

  1. Stefan Rammer: Fest verankert in der Heimat. In: Passauer Neue Presse vom 13.05.2013 (S. 3)
  2. PNP: Verlust für Deutschland: Merkel würdigt Stadler. In: Passauer Neue Presse vom 14.05.2013 (S. 1)

Literatur

Weblinks