Maximilian Söldenwagner

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Maximilian Söldenwagner (* 31. Dezember 1914, † 11. Mai 2011) war ein Landwirt und eine markante Persönlichkeit aus Tiefenbach-Unterkaining. Sein irdischer Lebensweg dauerte 96 Jahre, 4 Monate und 10 Tage. Seine Aussage: „Söldenwagner hoaß I und da Zugsberger bin I“, zeigen das Bild, das die Person Maximilian Söldenwagner ausmacht.

Leben und Wirken

Am Silvestertag 1914 wurde Maximilian Söldenwagner als viertes von neun Kindern geboren. Drei Kinder starben als Kleinkinder, 1925 starb der Vater. Max Söldenwagner wuchs mit zwei älteren Schwestern und drei jüngeren Brüdern auf und übernahm sehr früh Verantwortung für die Familie. Als junger Mann strahlte er nicht nur wegen seiner beachtlichen Körpergröße, sondern auch wegen seines hellen Verstandes und scharfen Urteilsvermögens eine natürliche Autorität aus.

Mit wachen Sinnen folgte er seiner Berufung als Landwirt und wurde Bauer mit Leib und Seele. Fortschritte in Technik und Anbaumethoden griff er früh auf und mischte sich schon als Zwanzigjähriger in die Gespräche der Alten ein.

Söldenwagner wurde wie Hunderttausende anderer junger Männer 1936 zum Wehrdienst und später zum Soldatendienst einberufen. Er war im Krieg und geriet am 8. Mai 1945 in sowjetrussische Gefangenschaft. Zehn Jahre später wurde er 1955 als Spätheimkehrer entlassen und wollte dort weitermachen, wo er 1936 – mit kurzen Unterbrechungen – aufgehört hatte: im landwirtschaftlichen Betrieb.

Schwester Aloisia hatte nach Hafning geheiratet, Schwester Maria führte den Hof mit vier Knechten und zwei Mägden. Die Mutter war zwei Jahre vor seiner Rückkehr gestorben, seine drei Brüder waren gefallen. „Die Trauer versenken, die Erinnerung bewahren, nicht grübeln, vorwärts schauen, den Sinn der letzten Jahre nicht hinterfragen, das Leben anpacken und sich dem Herrgott ergeben, aber sich niemals von Menschen unterkriegen lassen“, könnte man seine Leitlinie im Zeitraffer beschreiben. Zukunft gestalten hieß für ihn, sofort den Kuhstall umbauen, um den Kühen mehr Freiraum zu geben. Er verblüffte die Kollegen in der Region und ging unbeirrt seinen Weg nicht nur mit dem Umbau, sondern auch mit modernen Bewirtschaftungsmethoden.

Maximilian Söldenwagner war eine Respektsperson für seine drei Nichten und deren Familien, förderte sie und erinnert auch hier an das Bild des Baumes, der vom eigenen sicheren Standort den Menschen um ihn Schutz und Heimat durch sein Dasein gewährt. Sein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, das ihm die Verknüpfung von „früher“ und „heute“ mit „morgen“ erleichterte, offenbarte sich auch durch ungewöhnliche Aufgeschlossenheit und Lernbereitschaft für neue geistige Inhalte. Er nahm menschliche Gemeinschaften an, bewertete sie, verurteilte selten, bemühte sich um Verständnis für die individuellen Lebensumstände. Vielleicht war es das, was man mit „Weisheit des Alters“ ausdrückt.

Bei allen Kalendarien für Ereignisse wurde Max wieder und wieder bewusst, dass ihm Jahre des Miterlebens fehlten, die auch nicht durch Berichte ausgeglichen werden konnten. Verwurzelt in Zugsberg, daheim in Tiefenbach, verkörperte er den Standort seiner Erdung und überblickte das Leben in der Region und in der Welt. Er verfolgte die „kleine und große“ Politik, informierte sich über die Heimatzeitung, Fachzeitschriften und Wochenmagazine, hörte seit Jahrzehnten Stammtischmeinungen und wurde von Entscheidungsträgern um Rat gefragt. Er selbst blieb lebenslang ohne jegliche Parteimitgliedschaft.

Söldenwagner setzte sich u. a. im früheren Darlehnskassen-Verein (Raiffeisenbank) Tiefenbach ein, dem der Solidaritätsgedanke für Bauern und Verbraucher zugrunde liegt. Im Kreis des Krieger- und Veteranenvereins bedurfte es oft keiner Worte, weil sich Erlebnisse ähnelten und doch individuell schmerzten. Am Herzen lagen ihm bis zuletzt die Bienenvölker. Sie garantierten den Fortbestand der gesunden Natur und seine Sorge als Imker galt nicht nur ihnen, sondern dem gesamten Kreislauf des natürlichen Lebens.

Die Persönlichkeit des „Zugsbergers“ wurde immer wieder auf ihn als „Spätheimkehrer“ reduziert, was nicht in seinem Sinne war. Er wollte auch nicht, dass seine Biographie geschrieben wurde, weil menschliche Worte dafür fehlen. Und er wollte nicht daran gemessen werden, weil hier kein Verdienst vorliegt und Mitleid nicht angebracht ist.

Und doch erzählte Söldenwagner vom Krieg, der nicht seiner war. Er erlebte die Leiden der Kameraden, die daheim Frau und Kinder wussten. „Da war ich froh, dass ich nicht verheiratet war, denn für diese Männer alles war noch schwerer auszuhalten.“ Und Söldenwagner heiratete auch später nicht. Er konnte zuhören, war unterhaltsam, eine Persönlichkeit, der sich niemand entziehen konnte. Er wurde zum Mittelpunkt der Verwandtschaft und anderer Kreise. „Ich kenn‘ niemanden, dem ‘s so guat geht, wia mia“, lachte er und freute sich, wie sich alles so gut gelöst hat.

Seinen Anteil trug er aber bei, weil er frühzeitig mit der Schwester Maria, die 1996 gestorben war, den Nachlass geregelt hatte. „Man muss immer mit Allem rechnen“, sagte er und meinte damit auch den eigenen Tod.

Ende April 2011 spürte Söldenwagner: „Die Kräfte lassen nach, lesen geht fast nimmer, aber vielleicht geht’s a wieda aufwärts“, ermutigte er sich. Er dachte an die baldige Maiandacht, die jedes Jahr in der Zugsberger Kapelle gebetet und gesungen wird. Und so fand am 11. Mai 2011 die Maiandacht in Zugsberg statt. Söldenwagner konnte sie nicht mehr miterleben, er war in der Nacht gestorben.