Mittelalterliche Ofenanlage (Saldenburg)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Verglastes Aplit-Gestein zeichnen den Mittelalterofen von Saldenburg aus.
Norbert Schrüfer entdeckte 1980 das mittelalterliche Bauwerk von Saldenburg.

Die sogenannte Mittelalterliche Ofenanlage (teils auch Saldenburger Glasofen) ist ein Bauwerk aus der Mitte des 13. Jahrhunderts bei Saldenburg. Sein genauer Verwendungszweck wirft bis heute Fragen auf, womit die Anlage oft als großes Mysterium von Saldenburg bezeichnet wird.

Lage

Die freigelegten Überreste der Ofenanlage befinden sich in der Waldabteilung Straßhäng, PL 470, Gemarkung Lembach. Der Ofen befindet sich unmittelbar zwischen den beiden Ortschaften Spitzingerreuth und Auggenthal.

Entdeckung und Erforschung

1980 wurde der damalige Förster Norbert Schrüfer auf unnatürliche Gesteinsbrocken nahe der heutigen Fundstelle aufmerksam. Gleichzeitig weckte eine unnatürliche Anhöhe in der Nähe der Fundstelle das Interesse des Försters. In intensiver Kleinarbeit erforschte Schrüfer das Gelände und führte erste kleinere Grabungen durch. Dabei entdeckte der Hobbyarchäologe ein kuppelartiges, von Menschenhand erschaffenes Bauwerk. Durch einen seitlichen Einbruch in die Anhöhe stieß man in der Folge auf die hellgraue Kuppel des mittelalterlichen Ofens. Obwohl der Hohlraum mit Abraum und Schutt zugeschüttet war, konnten erste verglaste Steininnenwände ausgemacht werden. Es befand sich unter dem bienenkorbähnlichen Gebilde ein Hohlraum von 3,20 auf 3,60 Metern. Auffallend waren neben den veränderten Gesteinsschichten aus Aplit auch die in der Farbe veränderten Erdschichten. Die ersten Aushübe und Grabungen ergaben eine kreisrunde Anlage mit grauer Kuppel.

Am 5. Juni 1981 übergab Norbert Schrüfer seinen Fund an die Behörden. Bei weiteren Grabungen fand man an der Ofensohle weitere Tonscherben. Diese wurden Dr. Werner Endres, Scherbenexperte der Universität Regensburg, zur genaueren Untersuchung überlassen. Die Untersuchung ergab erste Aufschlüsse über die ungefähre Betriebszeit des Ofens. Endres bezifferte die Scherben auf Mitte des 14. Jahrhundert. Die Tonscherben sind heute im Sitzungssaal des Saldenburger Rathauses ausgestellt.

Am 16. März 1983 bestätigte eine C-14 Analyse an den Gesteinsbrocken eine Betriebszeit von Mitte des 13. Jahrhunderts bis etwa Mitte des 15. Jahrhunderts. Die erste Probe ergab hierbei einen Zeitbeleg von 1280 bis 1380 und die zweite Probe von 1430 bis 1460. Am 11. November 1986 sicherte das Landesamt für Denkmalpflege die abschließenden Grabungen und gleichzeitige Archivierung des Ofens zu. Im Mai 1987 begannen dafür die anbschließenden Maßnahmen durch Grabungsleiterin Bettina Stoll. Im September 1987 wurde die Ofenanlage der Öffentlichkeit durch Rundfunk und Fernsehen vorgestellt.

Bis heute liegt der genaue Verwendungszweck des Ofens im Dunkeln. Dennoch gehen Experten davon aus, dass unter dem kuppelartigen Gebilde einmal mehr als 1.500 Grad geherrscht haben müssen, bis zu 32 Stunden gleichbleibend.

Erschließung

Die Ofenanlage kann heute erwandert und von außen besichtigt werden. Hierzu legte der Naturpark Bayerischer Wald einen Themenweg zum großen Mysterium von Saldenburg an. Dieser startet in Saldenburg und führt mäßig bergan durch die Wälder von Saldenburg nach Spitzingerreuth. Nach wenigen hundert Metern liegt der rekonstruierte Ofen, nahe der Forststraße im Wald.

Literatur

  • Manfred Böckl: Opfersteine, Göttinnenquellen und Druidenthrone. Prähistorische Kultstätten und andere geheimnisvolle Plätze im Bayerischen Wald. Sankt Oswald-Riedlhütte 2010, ISBN 978-3-941457-15-7
  • Petra Killinger: Wandermagazin Hoamweh. In: Passauer Neue Presse vom 19. Juli 2014