Passau Event GmbH

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Logo der Passau Event GmbH
Das ehemalige Dienstgebäude der Passau Event GmbH in Kohlbruck.

Die Passau Event GmbH (oft nur kurz Event GmbH) war eine von 2001 bis 2014 bestehende, private Tochtergesellschaft der Stadt Passau. Sie verantwortete vorwiegend Großveranstaltungen im Messepark Kohlbruck und in der Dreiländerhalle sowie die Passauer Dulten und Christkindlmarkt. Der Sitz der Gesellschaft war lange Zeit in der Dr.-Ernst-Derra-Straße, zuletzt dann im Alten Rathaus.

Geschichte

Gründung und erste Jahre

Die Passau Event GmbH wurde 2001 auf Betreiben des damaligen Oberbürgermeisters Willi Schmöller und vornehmlich für den Bau der Dreiländerhalle gegründet. Aufsichtsratsvorsitzender der Passau Event GmbH war qua Amt der Oberbürgermeister der Stadt Passau. Bis 2001 waren die Aufgaben der späteren Event GmbH von den entsprechenden Mitarbeitern innerhalb der Stadtverwaltung Passau erledigt worden.

In der Folge übernahm die Event GmbH den Betrieb des Messeparks Passau, der Dreiländerhalle, der Eis-Arena, der X-Point-Halle und des Konferenzzentrums Kohlbruck. Zur Schuldentilgung wurden 2006 der Messeplatz, die X-Point-Halle und die Eis-Arena von der Event GmbH in einem sogenannten Sale-and-Lease-back-Geschäft ohne Rückkaufoption an die oberösterreichische Raiffeisen-Landesbank verkauft. Die Dreiländerhalle blieb als einzige Immobilie im Eigentum der Event GmbH.

Die Event GmbH war Veranstalter unter anderem der Ausbildungsmesse Passau, der „Holz Passau“, des Passauer Christkindlmarktes, der Passauer Dulten, der Passauer Dreiländermesse und des Wiener Balls.

Krise und Sparkurs

Schon im Wahlkampf 2008 hatte Jürgen Dupper die prekäre Situation bei der Event GmbH, die in diesem Jahr 1,5 Millionen Euro Umsatz und ein doppelt so großes Defizit machte, zu einem seiner vorrangigsten Themen erhoben. Mit seiner Wahl zum Oberbürgermeister wurde Jürgen Dupper von Amtswegen auch Aufsichtsratsvorsitzender der Event GmbH und brachte den Stadtrat und die Event-Aufsichtsräte auf seine Linie: Die Event GmbH wurde auf Sparkurs gesetzt. So beschloss der Aufsichtrat aufgrund der immer größer werdenden Schuldenmenge der Event GmbH am 7. Juli 2008 einige Sofortmaßnahmen zur Abwendung der drohenden Insolvenz abzuwenden. Dazu gehörte eine fünfprozentige Erhöhung der Gebühren in allen Vermietungsbereichen, auch in der Eis-Arena. Darüber hinaus wurden die Eigenveranstaltungen reduziert. So verzichtete man etwa auf den Wiener Ball und auch die Anglermesse fiel den Kürzungen zum Opfer. Die Holz- und die Ausbildungsmesse wurden nur noch deshalb ein weiteres Mal von der Event GmbH veranstaltet, weil hier die Planungsarbeiten schon zu weit gediehen waren. Außerdem wurden fünf Stellen abgebaut und mit Josef Kinateder ein neuer Geschäftsführer bestellt. Zudem wurde ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben: Vor weiter greifenden Maßnahmen wollte man feststellen, wie sanierungsbedürftig und -fähig die Event GmbH überhaupt noch war.

Der verordnete Sparkus sollte nach Beschluss des Stadtrats bis einschließlich 2013 andauern, bevor man spätestens 2014 über die weitere Zukunft der Event entscheiden will. Dabei wurde auch eine wirtschaftlich vertretbare Liquidierung der Event GmbH nicht ausgeschlossen. Diese wurde im Herbst 2008 auch SPD-Fraktionschef Markus Sturm öffentlich gefordert. Bei einem Krisentreffen mit der Passauer Stadtspitze im November 2008 sprach sich zudem auch die Regierung von Niederbayern ausdrücklich für eine Radikallösung aus. Sie untersagte der Stadt zudem, noch weitere Bürgschaften für das hochverschuldete Unternehmen abzugeben.

Ähnlich radikal war das Ergebnis des in Auftrag gegebenen Sanierungsgutachtens. Es machte abermals deutlich, dass die Event GmbH sich abgewirtschaftet hatte. Die Kosten und Verbindlichkeiten waren zu hoch, die Einnahmen zu niedrig, das operative Geschäft zu schwach. Von den zahlreichen Veranstaltungen der Event GmbH warfen gerade einmal drei einen Gewinn ab: die Mai- und Herbstdult sowie die Dreiländermesse. Das Gutachten zeigte ferner drei verschiedene Sanierungsvarianten auf: eine „Liquidation“ (komplette Auflösung der städtischen GmbH, Rückverlagerung aller Aufgaben ins Rathaus), einen „expansiven Ansatz“ (Ausweitung des bestehenden Aufgabengebiets) oder einen „restriktiven Ansatz“ (u.a. Rückführung der Aufgaben auf reinen Vermietungsbetrieb). Bis zu einer endgültigen Entscheidung in dieser Sache beschloss der Stadtrat zunächst eine Soforthilfe in Höhe von bis zu einer Million Euro, ohne die der Event GmbH bis Jahresende 2008 die Zahlungsunfähigkeit gedroht hätte.

Rückführung in die Stadtverwaltung

Am 11. Mai 2009 wurde schließlich beschlossen, die verschuldete Stadt-Tochter 2014 wieder in die städtische Verwaltung zurückzuführen. 2010 wurden die Vorgehensweisen der Event GmbH zwischen 2004 und 2008 offiziell vom Kommunalen Prüfungsverband gerügt: Vor allem das sogenannte sale-and-lease-back-Verfahren, bei dem das städtische Tochterunternehmen 2007 die Eis-Arena, die X-Point-Halle sowie das Messegelände an eine österreichische Raiffeisenbank-Tochter veräußerte und seither mietete, sorgte für Kritik.

Im Februar 2013 bestätigte Jürgen Dupper, dass die Stadtverwaltung die für eine Rückübertragung der Event GmbH nötigen Maßnahmen bereits vorbereite. Trotz der Sparmaßnahmen der letzten Jahre lag der Schuldenstand der Event GmbH zu diesem Zeitpunkt immer noch bei rund 20 Millionen Euro. Anfang 2014 zog das Verwaltungspersonal der Event GmbH vom bisherigen Standort in Kohlbruck ins Alte Rathaus um, was weitere, nicht unerhebliche Einsparungen brachte.

In einer kombinierten nichtöffentlichen Sitzung des Finanzausschusses gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der Event GmbH wurde am 7. April 2014 schließlich die Rückführung der städtischen Tochter in den städtischen Haushalt gutgeheißen. Der entsprechende Beschluss fiel am 28. April im Stadtratsplenum. Der von der Stadtverwaltung erarbeitete Zeit- und Maßnahmenplan sah eine stufenweise Rückführung der Event GmbH vor. So sollte die Vermarktung des Messeparks und damit das operative Geschäft der Event GmbH künftig im Rahmen eines Betriebs gewerblicher Art bei der Stadt in einer Dienststelle „Veranstaltungen“ erfolgen, so wie dies früher bei der Nibelungenhalle der Fall war. Anschließend sollte die Stadt Passau die Objekte in Kohlbruck per Mietvertrag von der Event GmbH mieten, womit der bisherige jährliche Zuschuss von rund zwei Millionen Euro durch eine liquiditätsdeckende Mietrate ersetzt werden konnte. Parallel dazu sollte eine Neugestaltung des Leasingvertrags zur Sicherung der Vermögenswerte für die Stadt inklusive Vereinbarung einer festgelegten Kaufoption für die geleasten Vermögenswerte der Event erfolgen. Eine klare Vorgabe des Plans ist ferner, dass die Stadt nicht in die Bankverbindlichkeiten der Event GmbH eintritt und Vermögenswerte wie die Dreiländerhalle und die weiteren, 2006 verkauften Anlagen in Kohlbruck gesichert und langfristig wieder zurück in das Eigentum der Stadt übergehen sollen.

Als erster Schritt der Rückführung ist seit dem 1. Juli 2014 das operative Geschäft der Event GmbH wieder in die Stadt Passau eingegliedert. Dazu wurde innerhalb der Stadtverwaltung Passau eine Dienststelle „Veranstaltungen“ geschaffen, die im Referat für Wirtschaft, Marketing und Arbeit angesiedelt ist. Dadurch ist die Event GmbH wirtschaftlich betrachtet beendet, da die zivilrechtliche Hülle der GmbH lediglich bleibt, um Darlehen, Miet- und Leasingverträge abzuwickeln.

Laut Fünf-Jahres-Plan sollen die Schulden der Event GmbH bis 2016 auf 18 Millionen abgebaut sein. Das Maßnahmenpaket sieht weiters vor, die Dreiländerhalle ohne Mehrbelastung für den städtischen Haushalt 2027 ins Eigentum der Stadt Passau zurück zu übertragen. 2035 soll die Passau Event GmbH dann vollständig liquidiert werden können.

Literatur

Weblinks