Reinhard Raffalt

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Reinhard Raffalt

Dr. Reinhard Raffalt (* 15. Mai 1923 in Passau; † 16. Juni 1976 in München) war ein Journalist, Schriftsteller und Musiker.

Leben und Wirken

Er war der Sohn des Verlegers Michael Raffalt und dessen Frau Hildegard Raffalt, geborene Edle von Reichenbach. Sein Vater war Besitzer einer Druckerei und seit 1922 maßgeblicher Verleger der Passauer Zeitung, seine Mutter entstammte einem mährischen Adelsgeschlecht. Sein Elternhaus stand am Rindermarkt. Zwischen 1934 und 1942 besuchte Raffalt das Humanistische Gymnasium. Gleichzeitig erhielt er eine gediegene Ausbildung zum Organisten, unter anderem auch auf der Domorgel.

Schon 1941 erhielt er als erster den Preis des Musikalischen Vereins zu Passau zuerkannt. Nach seinem Abitur ging er 1942 zum Studium an die Musikhochschule Leipzig. Kurz nach seiner Ankunft in Leipzig wurde er zur Wehrmacht einberufen. Die letzten drei Kriegsjahre war er Soldat und hatte dabei auch Gelegenheit, in den Kathedralen von Bourges, Dijon und Reims Orgelkonzerte zu geben.

Nach Kriegsende begann er ein Studium der mittelalterlichen Geschichte und scholastischen Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Passau. Den von Erna Schützenberger begründeten Passauer Singkreis formte er in einen Konzertchor um. 1947 wechselte er an die Universität Tübingen und wurde 1949 mit der Arbeit Über die Problematik der Programm-Musik promoviert.

Schon zuvor begann Raffalt als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk seine journalistisch-publizistische Karriere. 1950 wurde er Feuilleton-Redakteur bei der Passauer Neuen Presse. Als deren und der Neuen Zeitung (München) Vatikankorrespondent übersiedelte er 1951 nach Rom, das zu seiner zweiten Heimat werden sollte.

Von 1954 bis 1960 war er Leiter der Deutschen Bibliothek in Rom und von 1960 bis 1962 Sonderbeauftragter des Auswärtigen Amtes für den Ausbau der deutschen Kulturinstitute in Asien und Afrika. Seit Mitte der 1950er Jahre bewohnte er den Palazzo Grillo in Rom, wo er zahlreiche Gäste empfing. Immer mehr verlegte er sich auf das Schreiben von Büchern und seine Auftritte als Hörfunkfeuilletonist beim Bayerischen Rundfunk. Seit 1962 freischaffender Schriftsteller, verfasste er insgesamt knapp 20 größere Monographien und Essaybände, zwei Theaterstücke (Der Nachfolger, 1962, Das Gold von Bayern, 1965) und zahlreiche Zeitungsbeiträge, Rezensionen, Konzertkritiken und Vorträge. Sein bekanntestes Werk Eine Reise nach Neapel… e parlare italiano aus dem Jahr 1957 erschien 1996 in der zwölften Auflage und 2002 auch als CD.

In seinen Werken zeigte sich Raffalt als Verehrer abendländisch-humanistischer Ideale, der die Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts lange Zeit gänzlich aussparte. Den in den 1960er Jahren aufkommenden zeitkritischen Tendenzen stand er äußerst skeptisch gegenüber. 1973 erschien sein Aufsehen erregendes Buch Wohin steuert der Vatikan?, in dem er sich von der nachkonziliarien Kirche unter Papst Paul VI. distanzierte, da sie das „bisherige Strombett der Katholizität“ verlasse und sich zu sehr an sozialen und emanzipatorischen Forderungen orientiere.

Raffalt war zweimal verheiratet, zunächst mit einer Römerin, dann mit Nina Raffalt, einer gebürtigen Passauerin, Jugendfreundin und langjährigen Weggefährtin. Er starb überraschend am 16. Juni 1976 in München im Alter von 53 Jahren. Er wurde in seiner Heimatstadt auf dem Innstadtfriedhof begraben. Ihm zu Ehren ist in Passau die Reinhard-Raffalt-Straße benannt.

Auszeichnungen

Galerie

Literatur

Weblinks