Richard Loibl

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche

Richard Loibl (* 26. Oktober 1965 in Straubing) ist ein deutscher Historiker, Museumsfachmann sowie Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg und des Hauses der Bayerischen Geschichte – Museum in Regensburg.

Leben und Wirken

Richard Loibl besuchte die Grundschule in Hengersberg (Landkreis Deggendorf, Niederbayern), sodann das Neusprachliche Gymnasium der Benediktiner St. Gotthard in Niederaltaich. Von 1985 bis 1990 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München Mittelalterliche und Neuere Geschichte, Bayerische Geschichte, Kunstgeschichte, Geschichtliche Hilfswissenschaften sowie Lateinische Philologie des Mittelalters. Sein Studium schloss er 1990 mit dem Magister Artium und 1993 mit dem Doktor der Philosophie ab. Die Dissertation beschäftigte sich mit dem Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger. Seine Forschungs- und Themenschwerpunkte sind: Kultur- und Stadtgeschichte; Industriegeschichte und Industriekultur; Wirtschaftsgeschichte Bayerns (Mittelalter und Neuzeit), sowie die Verfassungsgeschichte des hohen Mittelalters.

Von 1989 bis 1990 war Richard Loibl wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bayerische Geschichte der LMU München; 1991 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Oberhausmuseum Passau, dessen Geschicke er von 1996 an als Leiter und ab 1998 als Direktor lenkte (mit den Ausstellungen „Weißes Gold“ (1995), „Geheimnis der Bruderschaft“ (1996), „Ritterburg und Fürstenschloss“ (1998), „Apokalypse“ (2000), „Bayern-Ungarn. Tausend Jahre“ (2001, Kooperation mit dem Haus der Bayerischen Geschichte)). Von 2001 bis 2010 leitete er den Aufbaustab des Staatlichen Textil- und Industriemuseums (tim) in Augsburg, das 2010 eröffnet wurde. Seit 2007 ist Richard Loibl Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte. Daneben ist er Lehrbeauftragter im Bereich Geschichte am Lehrstuhl für Geschichts- und Kunstwissenschaften der LMU[1] und hat einen Sitz in zahlreichen Gremien, so im Stiftungsrat der Coburger Landesstiftung, im Beirat des Bayerischen Wirtschaftsarchivs, im Kuratorium der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Seine wichtigsten Museumprojekte sind die Neukonzeption des Oberhausmuseums Passau, die mit der Sanierung der Festungsanlage (eine der größten in der Bundesrepublik) einherging. Seine im Rahmen des Pilotprojekts „Unternehmen Stadt Passau“ eingeführte betriebswirtschaftlich ausgerichtete Konzeption wurde regional und national mehrfach ausgezeichnet. Der Aufbau des Staatlichen Textil- und Industriemuseums (tim) in Augsburg ging mit der städtebaulichen Entwicklung eines der größten Industrieareale in Augsburg einher.

In seiner dieser Funktion als Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte seit 2007 etablierte Richard Loibl mit den Bayernausstellungen eine neue Ausstellungsreihe. Bei geringerer Ausstellungsfläche und Gesamtkosten war sie für kleinere Kommunen gedacht. Dadurch konnten sie auch schneller auf den Weg gebracht werden als die größeren Landesausstellungen. Aktuell werden die Bayernausstellungen mit den Sonderausstellungen im Museum der Bayerischen Geschichte verwoben. Sie sollen im Museum und an anderen Standorten gezeigt werden und so Synergien optimal nutzen. Außerdem etablierte Richard Loibl mit der Edition Bayern und den HdBG-Magazinen[2] neue Publikationsreihen, um weitere Bevölkerungsschichten anzusprechen. Die Bayerischen Landesausstellungen als wichtigstes Format des Hauses der Bayerischen Geschichte wurden reformiert, die Themen stärker personalisiert und die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. 2011 avancierte die Bayerische Landesausstellung „Götterdämmerung: König Ludwig II.“ mit 570.000 Besucherinnen und Besuchern zur meistgesehenen historischen Ausstellung in der Bundesrepublik seit der Wiedervereinigung.[3]

2011 wurde das Haus der Bayerischen Geschichte vom Bayerischen Ministerrat beauftragt, das Museum der Bayerischen Geschichte zu gründen. Dabei übernahm Richard Loibl selbst die Projektleitung, baute das Museumsteam auf und erarbeitete federführend das Museumskonzept als Basis für den Architektenwettbewerb. Hierbei setzte sich Loibl besonders für Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ein, beides wesentliche Kriterien beim Standortwettbewerb. Ein hochrangiges Gremium entschied für Regensburg. Am 5. Juni 2019 konnte das neue Museum der Bayerischen Geschichte eröffnet werden. Es gilt als eines der modernsten Museen in Europa. Zusammen mit dem Kabarettisten Christoph Süß erfand Richard Loibl mit dem Panorama „Was vorher geschah“[4] den Publikumsliebling. Mit der Bavariathek konnte außerdem ein innovatives Schulungszentrum mit Schwerpunkt auf Digitalisierung und Medienpädagogik realisiert werden. Organisatorisch wurde das neue Museum in das Haus der Bayerischen Geschichte mit drei neuen Referaten eingegliedert. Die Leitung liegt bei Richard Loibl als Direktor.

In dieser Zeit gewann das Haus der Bayerischen Geschichte erheblich an öffentlicher Beachtung, was sich unter anderem an folgender Begebenheit zeigt: 2019 setzte sich Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erfolgreich dafür ein, dass Richard Loibl, den Titel der Bayerischen Landesausstellung "Stadtluft macht frei" in "Stadtluft befreit" abänderte.[5] Diesem Wunsch kam Loibl in liberaler bayerischer Tradition nach.

Im August 2019 bekam Loibl vom Bund Bairische Sprache die „Bairische Sprachwurzel“ verliehen.[6] Der Preis geht an Persönlichkeiten, die Ihren Dialekt auch öffentlich pflegen. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Papst Benedikt XVI., Haindling, Christian Stückl oder auch Luise Kinseher. Im September 2020 ernannte das Niederbayern-Forum e.V. Richard Loibl zum Niederbayern-Botschafter.[7] Die Botschafter gelten als Persönlichkeiten mit überregionaler Strahlkraft und Sympathieträger für die Region. Mit dabei sind unter anderem auch Django Asül, Luise Kinseher, Alois Schloder und viele mehr.

Loibl ist unter anderem Mitglied im Verein für Ostbairische Heimatforschung und war auch an der 2014 erschienenen Denkmaltopographie Passau beteiligt.

Veröffentlichungen (Auswahl zum niederbayerischen Raum)

  • Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger. Studien zur Herrschaftsgeschichte Ostbayerns im hohen Mittelalter (Historischer Atlas von Bayern Reihe II Band 5) München 1997.
  • Die Wirtschaft Niederbayerns und ihre Industrie- und Handelskammer (unter Mitarbeit von Thomas Heller und Jürgen Karl), Grafenau 1998.
  • Die Stadt im späten Mittelalter: Wirtschaftskraft und Verfassungsstreit, in: Egon Boshof u.a. (Hg.): Geschichte der Stadt Passau, Passau 1999, S. 97-132.
  • Passaus Patrizier. Zur Führungsschicht einer Bischofs- und Handelsstadt im späten Mittelalter, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 62 (1999), S. 41–98.
  • Zwischen Edelfreiheit und Grafenstand: die Herren von Kamm-Hals. Eine Fallstudie zur Differenzierung edelfreier und gräflicher Geschlechter im 12. und 13. Jahrhundert, in: Ferdinand Kramer, Wilhelm Störmer (Hg.): Edelfreie in Bayern (Studien zur bayerischen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte 20) München 2006, S. 379–408.

Weblinks

  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle
  • Vorlage:Internetquelle