Sankt Oswald-Riedlhütte
Sankt Oswald-Riedlhütte
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Basisdaten
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Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Niederbayern |
Landkreis: | Freyung-Grafenau |
Höhe: | 791 m |
Fläche: | 40,28 km² |
Einwohner: | 3.043 (31. Dezember 2020) |
Postleitzahl: | 94566, 94568 |
Vorwahl: | 08553 |
Kfz-Kennzeichen: | FRG |
Website: | www.sankt-oswald-riedlhuette.de |
Erster Bürgermeister: | Peter Schwankl (CSU) |
Sankt-Oswald-Riedlhütte ist eine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Sankt Oswald-Riedlhütte ist eine ländliche Gemeinde direkt am Nationalpark Bayerischer Wald und vor der beeindruckenden Kulisse des Rachel (1453 m).
Gemeindeteile
Die Orte in der Gemeinde sind Aufschlägersäge, Draxlschlag, Graupsäge, Guglöd, Haslach, Höhenbrunn, Pronfelden, Reichenberg, Riedlhütte, Sankt Oswald und Siebenellen.
Geschichte
Am Anfang war nur der große Wald. Wann und wie die ersten Dörfer zwischen Rachel und Lusen entstanden sind, weiß niemand genau. Lesen und Schreiben konnten damals um das Jahr 1000 nur die geistlichen Herren und die saßen noch weitab im Kloster Niederaltaich. Die erste Kunde erfahren wir aus dem Salbuch der Grafen von Windberg, deren Burg nahe der Stadt Vilshofen lag und inzwischen eine längst verfallene Ruine geworden ist. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Hals.
Im Jahr 1319 - so kündet die Geschichte - weilte hier der Graf zur Jagd, stürzte vom Pferd und erlebte eine wundersame Heilung an einer Quelle. Zum Dank dafür stiftete er zu Ehren des Hl. Oswald eine Kapelle. Der Schutzpatron dieser Kapelle, der englische König und Märtyrer Sankt Oswald, hat sich um die Ausbreitung des Christentums in unserem Land verdient gemacht.
Landgraf Johann von Leuchtenberg, Vizedom von Niederbayern, Erbe und Nachfolger der 1375 ausgestorbenen Grafen von Hals bei Passau, erbaute 1389 über der Brunnenkapelle eine kleine Kirche und begründete an gleicher Stelle 1396 das Kloster St. Oswald. Zu seiner Gründung übergab der Stifter die ihm unterstellte Pfarrei der nahen Stadt Grafenau, die bis 1803 bei Sankt Oswald verblieb, 6 Dörfer, eine Sägemühle und die ausgedehnten Waldungen bis Rachel und Lusen.
Das Klösterlein wurde mit Paulinermönchen aus Italien besetzt, den ersten, die nach Bayern kamen. An der rauen, wenig fruchtbaren Hochwaldgegend fanden sie keinen Gefallen, deshalb zogen sie schon nach 35 Jahren, im Jahre 1431 wieder ab.
Auf Bitten des Grafen übernahmen nunmehr Augustiner-Chorherren die verlassene Stätte. Im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 hatte auch Sankt Oswald schwer zu leiden. Die Grafschaft Hals kam unter herzogliche Landeshoheit und da auch die Augustiner Chorherren mit dem Wald und dem rauhen Klima nicht fertig wurden, bat der Herzog im Jahr 1581 den Abt von Kloster Niederaltaich, das Kloster Sankt Oswald unter die Obhut der Benediktiner zu nehmen. Nun erlebte das Kloster einen großen Aufschwung und war jahrhundertelang geistiger Mittelpunkt des mittleren Bayerischen Waldes.
Auf der herzoglichen Gulden Straß von Vilshofen über Sankt Oswald und der Blauen Säule am Lusen wurde das wertvolle Salz jahrhundertlang in das böhmische Land transportiert. Das Jahr 1803 brachte infolge der napoleonischen Kriege tief greifende staatliche und kulturelle Veränderungen, darunter die gewaltsame Aufhebung und Enteignung vieler bayerischer Klöster. Auch das Kloster Sankt Oswald verfiel der Auflösung, das Land verlor seinen uralten Kulturmittelpunkt. Der Staat nahm die Waldungen in Besitz und aus den lehenspflichtigen Klosteruntertanen wurden Holzhauer und Bauern.
Unter unsäglichen Mühen musste man dem Wald Felder und Wiesen abringen. Dafür aber gab der Wald Feuerungsmaterial, Quarz und Pottasche für die Glaserzeugung. Daher gründete hier schon Herzog Georg der Reiche um das Jahr 1500 eine der ältesten Glashütten des Bayerischen Waldes, nämlich die Riedlhütte. Sie war ursprünglich "die Hütte am Reichenberg" benannt, nach dem gleichnamigen nahen Dorf, in dem bis Ende des 30-jährigen Krieges ein stattliches Jagdschloss der bayerischen Herzöge stand. Die damaligen Hütten "wanderten", das heißt, sie wurden abgebrochen, sobald die zugewiesenen Holzumgriffe abgeholzt und der Holztransport zu umständlich wurde. Sie wurden einfach wieder an einer anderen Stelle im Wald aufgebaut. Auch die Riedlhütte wanderte mehrmals, bis sie dann Mitte des vorigen Jahrhunderts an ihrer jetzigen Stelle endgültig sesshaft wurde. 1527 gab Georg Riedl der Ortschaft Riedlhütte ihren Namen.
Durch das erste Gemeindeedikt vom Jahr 1808 wurden aus den lehenspflichtigen Klosterdörfern die Ortsgemeinden, durch das zweite Gemeindeedikt vom Jahre 1818 die politische Gemeinde Sankt Oswald gebildet. Angeregt durch den Aufschwung der Glasfabrik Riedlhütte und die Umstellung der früher landwirtschaftlich ausgerichteten Gemeinde zur Industrie- und Fremdenverkehrsgemeinde verlieh das Bayer. Staatsministerium des Innern am 1. März 1979 der Gemeinde den Doppelnamen "Sankt Oswald-Riedlhütte".
Wappen
Mit Entschließung vom 5. August 1957, dem Namensfest des Schutzpatrons von Kirche und Gemeinde, verlieh das Staatsministerium des Innern der Gemeinde das Wappen, das "Geteilt von Blau und Gold, oben zwischen zwei gekreuzten silbernen Beilen schwebend einen silbernen Glasbecher, unten auf grünem Dreiberg sitzend einen schwarzen Raben mit einem silbernen Ring im Schnabel" zeigt. Der Rabe ist das Attribut des namengebenden Ortspatrons, des heiligen Oswald. Der Rabe ist schon im alten Wappen der vom 1581/1587 bis zur Säkularisation 1803 bestehenden Propstei Sankt Oswald der Benediktinerabtei Niederaltaich zu finden. Der goldene Dreiberg im Schildfuß ist vom Niederaltaicher Klosterwappen übernommen; das Kloster hat durch seine Kolonisationstätigkeit viel zur Erschließung des Bayerischen Waldes beigetragen. Die gekreuzten Beile symbolisieren die Entstehung des Ortes durch Rodung und zugleich die Bedeutung der Forstwirtschaft. Die Farben des oberen Feldes entsprechen den bayerischen Landesfarben. Der Glasbecher verweist auf die um 1500 durch Herzog Georg den Reichen von Bayern-Landshut begründete Glasfabrikation; der Ortsname Riedlhütte geht zurück auf den ersten Glasmeister Georg Riedl, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das bedeutende Glashüttengut führte.
Politik
Bürgermeister
- 1. Bürgermeister ist Peter Schwankl(CSU). Er wurde 2020 mit 52,52 Prozent in der Stichwahl gegen Klaus Pleintinger (FBL) gewählt.
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 14 Mitglieder (+ 1. Bürgermeister) und folgende Sitzverteilung:
- CSU: 4 Sitze + 1. Bürgermeister (2008/14: 5)
- FBL (Freie Bürgerliste): 5 Sitze
- SPD: 3 Sitze (2008/14: 5)
- FWG: 2 Sitze (2008/14: 6)
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche St. Oswald. Die Pfarrkirche der Pfarrei Sankt Oswald wurde nach einem Brand 1880 bis 1882 von Johann Baptist Schott neubarock auf älteren Mauern wiederauferbaut.
- Brünnlkapelle mit Heilquelle
- Waldgeschichtliches Museum St. Oswald
Tourismus
- Beliebtes Ausflugziel ist der Bistand, ein 865 Meter hoher Bergrücken am Fuße des Lusen und Rachel.
- Waldgeschichtliches Museum St. Oswald in St. Oswald
Projekt "Tierisch wild"
Am 1. Januar 2009 fiel der Startschuss für das über Interreg geförderte Projekt "Tierisch Wild", eine Kooperation von Naturschutz und Tourismus. 13 bayerische und neun böhmische Gemeinden, sowie die Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava haben sich zusammengeschlossen, um die Stärken der Nationalparkregion optimal zu nutzen und miteinander zu kombinieren.
Patentier der Gemeinde ist der Hirsch.
Verkehr
- St. Oswald-Riedlhütte beteiligt sich neben sieben weiteren Gemeinden seit dem 1. Mai 2010 an dem GUTi - Gästeservice Umwelt-Ticket, das seinen Gästen kostenlosen Beförderung auf allen Bahn- und Busverbindungen im Bayerwald-Ticket-Tarifgebiet anbietet.
Wirtschaft
- Die F.X. Nachtmann Bleikristallwerke GmbH waren bis zur Schließung der Glasfabrik Riedlhütte der größte Arbeitgeber in der Gemeinde.
Bildung und Erziehung
- Mittelschule Riedlhütte
- Gemeindekindergarten St. Oswald
- Caritaskindergarten St. Katharina Riedlhütte
Vereine
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St. Oswald
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Riedlhütte
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Persönlichkeiten
- Josef Schneck (* 1947), Maler und Bildhauer, lebt seit 1975 in Riedlhütte
- Rudolf Seidl (* 1934), Maler, lebt seit 1945 in Riedlhütte
Literatur
- Ursula Langesee: Auge in Auge mit der wilden Natur. In: Passauer Neue Presse vom 19. Juni 2009 (S.17)
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