Schlosskapelle Rabenstein

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Die ehemalige Schlosskapelle Rabenstein

Die Schlosskapelle Rabenstein ist eine Kapelle in Rabenstein, einem Ortsteil der Stadt Zwiesel. Rabenstein ist eine Filiale der Pfarrei Zwiesel.

Geschichte

1804 erwarb die Glashüttenmeisterin Anna Maria von Kiesling den in der Säkularisation heimatlos gewordenen, um 1740 entstandenen Rokokoaltar der abgerissenen Pfarrkirche St. Magdalena von Niederalteich sowie das Tauf- und Weihwasserbecken, Paramente und Geräte. Der Altar fand zunächst im Kieslingschen Schloss in der Eingangshalle rechts neben der Treppe einen Standort. Schon damals war geplant, im Bergdorf eine kleine Kirche mit Sakristei zu errichten. Der für Rabenstein zuständige Zwieseler Pfarrer Johann Duschl war damit nicht einverstanden und intrigierte gegen die Kieslings bei Bischof Leopold Leonhard Raymund Graf von Thun, indem er sie der Gottlosigkeit und des Heidentums bezichtigte. Dennoch erteilte am 19. März 1816 König Max I. Kajetan Wolfgang von Kiesling die Genehmigung zum Bau einer Kirche in Rabenstein. Die Baugenehmigung enthielt zudem den Hinweis: „Auf den ganz unstatthaften Antrag des Pfarrers Duschl aus Zwiesel kann nicht eingegangen werden.“ Am 15. Oktober 1816 wurde die neuerbaute Schlosskapelle mit dem in ihr aufgestellten Rokokoaltar eingeweiht.

1826 erhielt die 60 Sitzplätze fassende Schlosskapelle den hl. Georg von Kappadozien als Patron. Nach dem Ende der Ära Kiesling wurde die Gemeinde Rabenstein 1856 Eigentümerin des Gotteshauses. Ein ständiges Problem war das Gedränge in der Kapelle, zumal sie auch als Schulkapelle der Zweiklassen-Volksschule Rabenstein eingesetzt wurde.

Beim Brand des Kieslingschen Schlosses 1961 blieb die Kapelle unbeschädigt. 1965 kamen der Rokokoaltar und der alte Taufstein in die neue Kirche St. Johannes Nepomuk. Stattdessen wurde der neugotische Altar aus dem Konvent der Englischen Fräulein in Zwiesel in der Schlosskapelle aufgestellt. Dieser Altar mit seinem obligaten Kreuzweg war 1860 bei den Bischöflichen Werkstätten in Regensburg geschaffen worden und stand seit 1862 im Kloster der Englischen Fräulein in Zwiesel.

1967 wurde die Schlosskapelle evangelisch, denn zwei katholische Kirchen in dem kleinen Ort Rabenstein verstießen, wie in zahlreichen Diskussionen und Verhandlungen von evangelischer Seite vorgebracht wurde, gegen das Gebot der Parität und Religionsfreiheit. Die Heiligenfiguren wurden auf Verlangen entfernt und fanden im Waldmuseum Zwiesel einen neuen Standort. Der neugotische Altar kam in den Schuppen am Schulhaus und wurde im Laufe der folgenden 22 Jahre von der Dorfjugend weitgehend demoliert. Am 12. Dezember 1968 feierte Pfarrer Gottfried Renner den ersten evangelischen Gottesdienst in der Kapelle.

1990 wurde die Schlosskapelle wieder katholisch. Die Stadtschreiner Krottenthaler und Otto Stadler restaurierten den neugotischen Altar. Der Rabensteiner Bildhauer Sepp Schmidt jun. schuf die verschwundene Symbolfigur der Schlosskapelle, den heiligen Georg, der über dem Tabernakel zur Aufstellung kam. Josef Schmidt sen. und Thomas Weber leisteten in 1 ½ Jahren fast 1.800 freiwillige, unbezahlte Arbeitsstunden für Kirche, Altar, Empore, Sakristei, Gerüstan- und Abfuhr. Der in Auflösung begriffene Kreuzweg wurde entfernt und durch ein Werk des Zwieseler Künstlers Sepp Bayerl in den neugotischen Rahmen ersetzt. Die 14 Bildtafeln wurden nach alten Vorlagen gemalt und sind Stiftungen von Rabensteiner Bürgern, deren Namen auf den Tafeln angebracht sind.

Beschreibung

Die Kapelle ist einschiffig und umfasst zwei Fensterachsen mit einem Halbkreisschluss. Die beiden Mosaikfenster sind kreisrund, während die übrigen Seitenfenster runde Bögen besitzen. Die 14 Bildtafeln des Kreuzweges bilden mit dem neugotischen Altar ein harmonisches Ensemble. In der Kapelle werden regelmäßig Rosenkranzandachten und gelegentlich Trauungen gehalten.

Literatur

  • Erwin Steckbauer: Rabenstein. Von der Glashüttensiedlung zum Ferienort, Ohetaler-Verlag Riedlhütte, 2006, ISBN 3-937267-50-7
  • Thomas Weber: 700 Jahre Rabenstein. Schlossgeister - Wandernde Altäre - und der Waldprophet Stormberger, 2011