Siegfried Jaennichen

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Siegfried Jaennichen.

Siegfried Jaennichen (* 1. Oktober 1884 in Deggendorf; † 23. Februar 1968 in Herrsching/Ammersee) war 35 Jahre lang Lehrer an der Volksschule in Kirchberg bei Eggenfelden. Er hatte sich vielfältig engagiert und war auch literarisch tätig. Unter dem Pseudonym „Galler vom Ast“ schrieb er den Lehrerroman „Der Kreuzweg“. Außerdem schuf er das Libretto zu dem Singspiel „An der Böhmischen Grenz’“ von Erhard Kutschenreuter.

Leben und Wirken

Siegfried Jaennichens berufliches Wirken bagann 1902 als Aushilfslehrer in Bogen und Sulzbach am Inn. Weitere Stationen waren Oberaltaich, Postau, Aiglsbach und Malgersdorf. Im Januar 1909 wurde er zum planmäßigen Lehrer ernannt und nach Haidmühle im Bayerischen Wald versetzt.

In den fast fünf Jahren, die er als Volksschullehrer in Haidmühle verbrachte, hatte er den Landstrich an der böhmischen Grenze und seine Bewohner lieb gewonnen und war auch später noch oft zu Besuch. Mit seinem pfiffigen Singspiel-Libretto „An der Böhmischen Grenz’“ hat er seinen einstigen Dienstort ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Am 1. September 1913 übernahm er die Schulstelle in Kirchberg bei Eggenfelden. Hier wurde Jaennichen am 1. April 1922 zum Hauptlehrer und mit Wirkung zum 1. Mai 1938 zum Oberlehrer ernannt.

In vielfältiger Weise machte sich der Schulmann nützlich und stellte sein Wissen und seine Arbeitskraft der Allgemeinheit zur Verfügung. So übernahm er im September 1913 auch das Amt des Gemeindeschreibers, das er bis 1933 versah. Ebenfalls seit 1913 war er Organist an der dortigen Filialkirche. Von 1919 bis 1933 zählt ihn der Bayerische Bauernbund zu seinem Mitglied. In diesem Zeitraum war er auch Mitglied des Bezirkstages, des Bezirksausschusses, des Bezirkssparkassenausschusses und des Steuerausschusses Eggenfelden. Der Mertseeregulierungsverband Kirchberg wählte ihn 1926 zu seinem Schriftführer und der Obstbauverein Kirchberg 1932 zu seinem Vorstand. Die Freiwillige Feuerwehr Kirchberg wusste ebenfalls seine Tätigkeit als Schriftführer zu schätzen. An der Gründung des Krieger- und Veteranenvereins Kirchberg und an der Errichtung des ersten Kriegerdenkmals hatte er wesentlichen Anteil.

Reges Interesse brachte er der Geschichte entgegen. So hielt er am 1. Juli 1925 im Heimatverein einen vielbeachteten Vortrag über „Bayern in den ersten Jahrhunderten seiner Geschichte“.

Jaennichen galt als entschiedener Gegner des NS-Regimes. Als Mitglied des Bezirkstages hielt er unter der Obhut des Bayerischen Bauernbundes in den Jahren 1923 bis 1932 vielfach Reden in öffentlichen Versammlungen in sehr vielen Gemeinden des damaligen Bezirksamtes Eggenfelden. Noch drei Wochen vor der Machtübernahme warnte er, diesmal vor dem Württemberger Gauredner und etwa 5.000 Bauern und Nazis vor Hitler und prophezeite ihm eine Regierungszeit von maximal zwölf Jahren (sie dauerte tatsächlich nur 12 1/2 Jahre) und dem deutschen Volk einen katastrophalen Zusammenbruch auf lange Jahre. Deswegen wurde er nach der Machtübernahme vorübergehend verhaftet und auf die Schwarze Liste der Partei gesetzt. Er verlor alle seine Ehrenämter, konnte aber den Lehrerberuf weiter ausüben. Seine Beförderung zum Oberlehrer wurde jedoch um mehrere Jahre verzögert.

Trotzdem wurde Kirchberg der Ort, wo Jaennichen die besten Jahre seines Lebens im Dienst der Schule verbrachte. Er hat das Leben der Gemeinde maßgebend mitgeprägt und einer ganzen Generation das Rüstzeug für das Leben mitgegeben. 1948 trat er in den Ruhestand und am 23. Februar 1968 ist er in Herrsching am Ammersee verstorben. Wie tief er jedoch mit Kirchberg verbunden war, zeigt die Tatsache, dass er selbst als letzte Ruhestätte seinen letzten Dienstort Kirchberg bestimmt hatte. Die Gemeinde Kirchberg widmete ihrem verdienten Mitbürger mit Beschluss vom 28. September 1967 die Jaennichenstraße.

Literatur