Kirche Mariä Himmelfahrt (Landau)

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Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Die Kirche Mariä Himmelfahrt ist die katholische Stadtpfarrkirche von Landau an der Isar.

Geschichte

Das stattliche Bauwerk, eine fünfjochige Wandpfeileranlage mit eingezogenem Chor wurde ab 1713 an Stelle einer mittelalterlichen Anlage unter Stadtpfarrer Phillip Rappoldsberger von Dominikus Magzin unter Einbeziehung des alten Turmes und der Josefskapelle erbaut. Die Weihe erfolgte 1726. Der mittelalterliche Turm erhielt seine Zwiebelhaube in den Jahren 1774 bis 1775. Entstandene Schäden wurden 1950 repariert. Das historische mechanische Uhrwerk aus dem Turm der Stadtpfarrkirche wird seit September 2008 im Eingangsbereich der Stadtwerke Landau ausgestellt.

Ausstattung

Der 1725 errichtete mächtige Hochaltar mit viersäuligem Aufbau und reichem Akanthuswerk enthält das Altargemälde Mariä Himmelfahrt von Johann Caspar Sing und seitliche Heiligenfiguren. Die acht Seitenaltäre in den Seitenkapellen entstanden großenteils gleichzeitig. Der Sebastiansaltar von 1723 hat als Altarblatt eine Darstellung der Marter des hl. Sebastian von 1656, der Katharinenaltar ein Bild von 1796. Das klassizistische Chorgestühl wurde 1803 angefertigt.

Von der spätgotischen Ausstattung des Vorläuferbaus aus dem 15. Jahrhundert haben sich der Chorbogenkruzifixus, Reliefs vom ehemaligen Hochaltar (jetzt Josefskapelle) und die drei Schnitzfiguren Mondsichelmadonna, St. Katharina über Kaiser Maxentius und St. Barbara über ihrem Vater Dioscuros an den südlichen Pfeilern erhalten.

Taufbecken

Die Renovierung des Taufbeckens. (Foto: Vranjkovic)

Das romanische Taufbecken aus Granit ist das älteste sakrale Kunstwerk in der Stadtpfarrkirche. Seit dem 13. Jahrhundert wurden dort junge Christinnen und Christen durch das Sakrament der Taufe in die Gemeinschaft der Gläubigen eingeführt. Nur der Deckel wurde 1797 hinzugefügt. Im Jahr 2008 wurde es von Steinmetz Christian Pöschl aus Reichertshausen restauriert und war dafür in einem Zelt untergebracht, das die übrigen Kunstwerke in der Kirche vor dem Staub durch die Restauration schützt.

Bei den Restaurationsarbeiten wurden hauptsächlich die Ausbrüche und Risse aufgefüllt. Um einen Kupferdeckel zu befestigen, sind Ende des 18. Jahrhunderts Löcher in den Bayerwaldgranit geschlagen worden und so auch Risse entstanden. Die galt es nun wieder auszubessern. Um die Ausbrüche aufzufüllen, wurde eine Verbindung aus Granitmehl und Polyester verwendet. Die Risse sind mit Mörtelinjektionen ausgefüllt worden, ebenso wie die Schalenbildung im Beckengrund.

Das Becken ist vor allem durch sein Alter etwas Besonderes. In der Entstehungszeit hat man bewusst nicht nach Schablone, sondern eher nach Gefühl gearbeitet. Zum Beispiel ist das Taufbecken gar keine perfekte Halbkugel, sondern weicht etwas ab. Das verleiht dem Becken eine ganz eigene Lebendigkeit. Um das in die Jahre gekommene Kunstwerk zu erhalten, hatte man den Steinmetz beauftragt und auch das Bayerische Amt für Denkmalpflege eingeschaltet. Damit die romanischen Elemente stärker in den Vordergrund rücken, hatte man entschieden, den Kupferdeckel und die damit verbundene Kupferschale nicht mehr anzubringen. Stattdessen soll eine Silberschale das Taufwasser auffangen.

Die Zielvorgabe für die Sanierung war, besonders viel von der historischen Substanz zu erhalten. Die Reinigung beschränkte sich auf das vorsichtige Abtragen von Rost und Mörtelschichten im Beckeninnern. Auf die Reinigung mit dem Sandstrahler wurde bewusst verzichtet, um das historische Erscheinungsbild des Taufbeckens zu erhalten. Stattdessen hat man den mit Mörtel aufgefüllten Stellen mit Farbe ein historisches Aussehen verliehen. Man sollte erkennen, wie viele Generationen bereits dort getauft worden sind. Die Kulturstiftung Bramenkamp finanzierte die Restauration des Beckens sowie die Anschaffung eines Osterleuchters. Kerze und Taufbecken sollen dann gemeinsam mit dem spätgotischen Flügelaltar in der Josephskapelle über der Allerseelenkapelle stehen. Damit die Decke das 640 Kilogramm schwere Taufbecken tragen kann, wurde extra eine Betonplatte in die Decke eingelassen. Das Taufbecken bekommt in der Josephskapelle einen würdigen Ort direkt am Eingang der Kirche. Das symbolisiere den Eintritt in die Gemeinschaft Gottes durch das Sakrament der Taufe.

Glocken

Die Glocken der Stadtpfarrkirche erzählen eine besondere Geschichte: Im Jahr 1942 wurde eine Glocke nach der anderen vom Turm der Stadtpfarrkirche geholt. „Kanonenrohre statt Kirchenglocken“, so hieß es damals – und aus den Glocken, die jeden Tag zum Gebet riefen, wurden Waffen hergestellt. Nur die Sterbeglocke St. Georg ist im Turm der Kirche zurückgeblieben.

Nach fast sechs Jahren ohne Geläute, kam am 14. Juli 1947 nur eine der Glocken unbeschädigt nach Landau zurück. Die Glocke wurde liebevoll die „Kaiserin“ genannt; zurückgeführt auf das Stifterehepaar Georg und Theresia Kaiser. An den Namenstagen der beiden läutete die Glocke gemäß einem alten Versprechen 15 Minuten lang.

Bischof Simon Konrad Landersdorfer ließ von der Passauer Glockengießerei Perner vier neue Glocken gießen. Am 14. Juli 1948 waren die neuen, durch Spenden finanzierten Glocken fertig. Die größten Summen für den Guß der Glocke kamen von den amerikanischen Offizieren Major Lommel und Captain Rose.

Die neuen Glocken tragen folgende Namen:

  • die Pfarrglocke: St. Maria (2170kg)
  • die Amtglocke: St. Sebastianus (610kg)
  • die Messglocke: St. Michael (435kg)
  • die Sterbeglocke: St. Xaverius (260kg)

Außer Daten und Stifternamen befindet sich auf jeder ein Vers in Kirchenlatein, der ins Deutsche übersetzt lautet: Durch Amerikaner kam ich;
In Landau diese sah ich;
Die heimgekehrte Schwester grüße ich;
Ein neues Vaterland erhoffe ich.

Jede der Glocken trägt ein Bild ihres Namenspatrons. Die Michaeliglocke verewigt ferner die Erinnerung an Stadtpfarrer Johann Baptist Huber mit der Aufschrift: „In memoriam reverendi Parochi Johanni Huber † 13.09.1942“. Der Dekor der Glocken stammt von dem Münchner Künstler Anton Rückel, der auf Empfehlung von Prof. Henselmann den Auftrag erhalten hat.

Literatur

  • Yvonne Vranjkovic: Ein Symbol für die Gemeinschaft Gottes. In: Passauer Neue Presse vom 15. Juli 2008 (S. 21)
  • Inge Seidl: Vor 60 Jahren: Die Glocken kehren zurück. In: Passauer Neue Presse (H) vom 15. August 2008
  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X