Theresienthal

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Das Herrenschlössl, heute Glasmuseum Theresienthal
Die denkmalgeschützte alte Schleiferei
Das denkmalgeschützte Schmelzerhaus, erbaut nach der Mitte des 19. Jahrhunderts
Die Tafelglashütte

Theresienthal ist ein Ortsteil der Stadt Zwiesel im niederbayerischen Landkreis Regen.

Lage

Theresienthal liegt im Norden von Zwiesel am Großen Regen und an der Bundesstraße 11.

Geschichte

Das 19. Jahrhundert

Am 26. März 1836 erhielt Franz Steigerwald die Konzession zur Errichtung einer Kristall-Hohlglas- und Tafelfabrik bei Zwiesel. Am 19. September desselben Jahres erhielt er die Erlaubnis, die Glashütte nach der Königin Therese benennen zu dürfen. Zuvor stand hier das obere Hilz-Haus, welches ein Bierbrauerei und Wirtsrecht besaß. Steigerwald erwarb das gesamte Anwesen am 21. Januar 1837 und verkaufte seinen Besitz am 1. Mai 1837 an die Aktiengesellschaft der Krystallglasfabrik Theresiental, die erste AG Niederbayerns. Seither ist die Geschichte des Glasmacherdorfes eng mit derjenigen der Kristallglasmanufaktur Theresienthal verbunden.

Am 11. Juli 1949 besuchten König Max II. und Königin Marie Theresienthal. Die Glasmacher hatten meist eine kleine Landwirtschaft. 1870 wurde das 1836 als Glaswaschhaus erbaute Gebäude zum Zangl (Hüttenwirtshaus) umgebaut. 50 Gäste fanden sich manchmal ein. Die Glasmacher tranken im Zangl nur aus ihren nummerierten bzw. mit ihren Namen versehenen Gläsern. Das Gebäude wurde 1981 wegen Baufälligkeit aufgegeben.

Am 11. November 1873 zerstörte ein Brand den Vorbau der Glasfabrik. 1875 erhielt Theresienthal seine eigene Freiwillige Feuerwehr. 1880 wurde der Theresienthaler Theater-Dilettanten-Verein gegründet. Im September 1881 entstand aus einem als Wirts- und Wohnhaus genutzten Gebäude das Schloss, heute Museumsschlösschen.

Am 13. Mai 1883 gründeten die Theresienthaler Glasmacher die Liedertafel Theresienthal. Später wurde daraus die Liedertafel Theresienthal-Zwiesel, schließlich die Liedertafel Zwiesel. 1883 brach in der Schreinerei Feuer aus und richtete im unteren Neubau großen Schaden an. Zwischen 1890 und 1900 brannte die Schleife ab, sie wurde aber unverzüglich neu erbaut und erweitert.

1899 errichtete die Belegschaft von Theresienthal auf dem Kellerberg die Glasmacherkapelle Theresienthal. Sie wurde am 21. August 1899 geweiht. Zu ihrer Erhaltung gründeten die Theresienthaler am 6. Mai 1904 den Verein zur Erhaltung der Rotkotkapelle bei Theresienthal.

Das 20. und 21. Jahrhundert

Um 1900 wurden ein Turnverein, ein Pfeifenklub und ein Fahrradverein gegründet, die nicht mehr bestehen. 1918 wurde für die 25 Gefallenen des Ersten Weltkrieges ein Kriegerdenkmal errichtet.

1925 feierte die Freiwillige Feuerwehr Theresienthal ihr 50-jähriges Stiftungsfest mit Fahnenweihe. Der Orkan vom 4. Juli 1929 zerstörte sämtliche Fenster und und deckte alle Dächer ab oder beschädigte sie.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Kriegerdenkmal mit zwei weiteren Säulen ergänzt. Auf ihnen befinden sich die Namen der wiederum 25 Gefallenen oder Vermissten.

Herzstück Theresienthals war lange Zeit die Blechbude, die sowohl als Kantine, Lager als auch für gesellige Veranstaltungen diente. Sie wurde bei der Schneekatastrophe 2006 schwer beschädigt. 1975 richtete Hüttenherr Max Gangkofner im Schloss das Glasmuseum Theresienthal ein. Zum 100-jährigen Jubiläum der Glasmacherkapelle 1999 fertigten die Theresienthaler Glasmacher historische Unikate aus der Königskollektion.

Im Jahr 2000 musste für die Glashütte Insolvenz beantragt werden. 2003 wurde das Hüttenensemble unter Denkmalschutz gestellt. In einer beispiellosen Hilfsaktion unter Federführung der Eberhard-von-Kuenheim-Stiftung wurde die Hütte schließlich 2004 wiederbelebt. Seit 2006 ist Max von Schnurbein der neue Hüttenherr auf Theresienthal. Ihm, seinem Betriebsleiter Max Hannes und natürlich den herausragenden Glasmachern ist es zu verdanken, das das Theresienthaler Glas wieder Weltgeltung erlangte.

In der ehemaligen Tafelglashütte Theresienthal brach zur Jahreswende 2008/2009 ein Brand aus. An den eingelagerten Gerätschaften und Fahrzeugen entstand ein großer Schaden.

Literatur

  • Marita Haller, Gerhard Pscheidt: Theresienthal in alten Fotos. Bayerisch-Böhmische Glashüttengeschichte, Ohetaler Verlag, Riedlhütte 2008, ISBN 978-3-937067-90-2