Viktrizius Weiß

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Dr. Viktrizius Weiß OFMCap, auch Victricius Weiss, Taufname Anton Nikolaus Weiss (* 18. Dezember 1842 in Eggenfelden; † 8. Oktober 1924 in Vilsbiburg) war ein Kapuzinerpater und Missionar. Insgesamt fünfmal wurde er zum Provinzial der bayerischen Kapuziner gewählt. In seinem Heimatort Eggenfelden gibt es ihm zu Ehren eine Pater-Viktrizius-Weiß-Straße.

Leben und Wirken

Weiß war in seiner Familie das fünfte von fünfzehn Kindern. Seine Mutter Maria Anna geb. Zaunecker entstammte einer angesehenen Färbersfamilie, der Vater Anton Weiß war Wundarzt. Ab Herbst 1853 besuchte Weiß die Königliche Lateinschule in Landshut. 1854 übersiedelte die Familie nach Landshut, wo der Vater das Badhaus und die Arztpraxis übernahm. Hier besuchte Weiß bis 1861 das Gymnasium und erwies sich in jeder Klasse als der Begabteste.

Sein Studium begann er anschließend 1861 an der Universität München. Er belegte Philosophie, Geschichte und naturwissenschaftliche Fächer. Ein Jahr später ging er nach Freising an die Philosophisch-theologische Hochschule und lebte im dortigen Priesterseminar. Am 29. Juni 1866 empfing er im Freisinger Dom die Priesterweihe. Am gleichen Tag feierte er seine Primiz in der Kirche St. Jodok zu Landshut.

In der Pfarrei St. Ursula (heute: St. Sylvester) in Schwabing fand Anton Weiß als Kaplan seinen ersten Aufgabenbereich. 1869 wurde er an das Priesterseminar nach Freising zurückgerufen, wo er als Präfekt und Dozent in der Predigerausbildung amtierte. 1871 wurde er aufgrund seiner Dissertation an der Münchner Universität mit dem Prädikat "Durchwegs hervorragend" promoviert.

1874 entschloss sich Dr. Anton Weiß in Eichstätt, in den Kapuzinerorden einzutreten. Er ging in das Noviziatskloster von Burghausen und erhielt am 20. August 1875 den Kapuzinerhabit. Am 20. August 1876 legte er die einfache Ordensprofess in Burghausen ab. Pater Viktrizius, wie er nun hieß, kam für Seelsorgeaushilfen in das Kloster Eichstätt. 1878 weilte er wieder in Burghausen, wo es seine Aufgabe war, den Novizenmeister zu unterstützen. 1881 kehrte nach Eichstätt in das Haus der Studenten zurück. Kaum ein Jahr später wurde er zum Guardian im Kloster Laufen ernannt.

Am 29. Juli 1884 wurde Weiß in Altötting zum ersten Mal zum Provinzial gewählt. Von Altötting aus hatte er Verbindung zu halten zu allen Niederlassungen der bayerischen Kapuziner. Zu seinen Aufgaben zählte auch die Besetzung der Klöster, die Verteilung der Aufgaben unter den Brüdern und die Verbindung mit dem Ordensgeneral in Rom. Aufgrund eines Vertrages vom 24. November 1885 zwischen Provinzialat und der Diözese kamen am 15. Mai 1886 vier Patres und fünf Brüder nach Vilsbiburg, wodurch das dortige Kloster wieder mit Kapuzinern besetzt war. Am 9. August 1887 wurde Weiß in Altötting zum zweiten Mal zum Provinzial gewählt.

1889 gründete er zusammen mit P. Cyprian Fröhlich das Seraphische Liebeswerk. 1890 führte er die Verhandlungen zur Übernahme des Klosters Mariahilf ob Passau. Nach dem Schluss der Amtszeit 1890 blieb er zunächst in Altötting im Kloster St. Anna als Instruktor der Laienbrüder. 1891 ging er nach Burghausen als Guardian und Magister der (Terziar-)Kleriker, 1892 gründete er das Seraphische Seminar in Burghausen. Am 23. August 1893 wurde Weiß in Altötting zum dritten Mal zum Provinzial gewählt.

Am 21. April 1894 starb in Altötting der Pförtner des Klosters St. Anna, der heilige Bruder Konrad von Parzham. Bruder Konrad und Pater Viktrizius haben sich sicher gekannt, es fehlen aber entsprechende Berichte.

Die Ordensleitung in Rom äußerte den Wunsch, die bayerischen Kapuziner möchten doch das Missionsgebiet in der chilenischen Araukanie übernehmen. P. Viktrizius und seine Berater übernahmen 1895 den neuen Einsatz in Chile. Am 5. August 1896 wurde er in Altötting zum vierten Mal zum Provinzial gewählt. Nach Ende der Amtszeit 1899 war er in Neuötting Instruktor der Laienbrüder und ab 1900 in Eichstätt Guardian und Magister der Kleriker. Am 8. August 1905 wurde er in Altötting zum fünften Mal zum Provinzial gewählt.

Nach dem Ende der Amtszeit 1908 erfolgte seine Versetzung nach Vilsbiburg, wo er als einfacher Kapuzinerpater im von ihm gegründeten Konvent lebte. Mehrere Stunden verbrachte er täglich im Beichtstuhl. In den letzten Lebensjahren blind und taub, starb er am 8. Oktober 1924 und wurde am 11. Oktober auf dem Klosterfriedhof zu Vilsbiburg beigesetzt. Am 19. Oktober 1927 erfolgte die Übertragung des Leichnams in die Wallfahrtskirche Maria Hilf zu Vilsbiburg. Dort befindet sich sein Grab im rechten Seitenschiff.

Am 25. April 1935 war die Eröffnungssitzung des Bischöflichen Seligsprechungsprozesses in der zuständigen Diözese Regensburg, und 1953 begann dort der Apostolische Prozess für die Seligsprechung. Am 10. Mai 1979 wurde in einem päpstlichen Dekret die feierliche Entscheidung bekanntgegeben, dass Pater Viktrizius Weiß sein Leben heroisch geführt hat.

Werke

  • Sendschreiben des Dieners Gottes Viktrizius von Eggenfelden, Privatdruck, 1925
  • Geistliches Tagebuch, umfasst die Jahre 1872 bis 1891, ungedruckt

Literatur

  • Hans-Michael Körner (Hg. unter Mitarbeit von Bruno Jahn): Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Band 3 P-Z, K. G. Saur München 2005, ISBN 3-598-11460-5

Weblinks