Wöhrsee

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Umsäumt von Bäumen liegt der Wöhrsee am Fuße der Burg zu Burghausen. (Foto: Meisenberger)
Der Wöhrsee ist nicht nur der Burghauser Badesee, einige Male im Jahr darf er von den Burghauser Fischern befischt werden. (Foto: Meisenberger)

Der Wöhrsee befindet sich in Burghausen auf der Westseite des Burgberges. Der Haupteingang zum Wöhrseebad und zum Rundwanderweg führt in der Altstadt in der Nähe der neuen Salzachbrücke durch das Burgtor in der Mauer, die die Hauptburg mit dem Pulverturm am gegenüberliegenden Eggenberg verbindet.

Entstehung des Wöhrsees

Am Ende der Würmeiszeit, zur Zeit des auslaufenden „Tittmoninger Schmelzwassersees“, strich der Fluss auf der Stufe der Wanghauser Höfe und auf der bayerischen Seite über die Napoleonshöhe und den Eggenberg. Er vollführte eine Schleife, die nordwärts abgelenkt wurde – somit entstand die Pulverturmschleife. Dem Weiternagen nach Norden und gleichzeitiger Tieferlegung setzte, die aus der Risseiszeit stammende Nagelfluh des Niederterrassensporns, auf dem heute die längste Burg Deutschlands steht, seinen Widerstand entgegen. Der Schlingenhals verengte sich immer mehr und vor etwa 8.000 Jahren wurde er durchstoßen, so dass der Eggenberg abgeschnürt und in einen Inselberg verwandelt wurde. Das verkürzte Flussbett der Salzach hat sich seit dem um weitere 15 Meter eingetieft. In der alten Flussschleife floss lange Zeit nur mehr ein von Hangquellen gespeistes Bächlein, das bei Fuchshausen entspringt und dann den Hangfuß entlang zieht. Später wurde es im Rücklaufbogen, der von der Salzach verlassenen Schleife, von Menschenhand gestaut und es entstand der Wöhrsee.

Beschaffenheit

Der Sankt-Johannserbach, der heute den Wöhrsee speist, ist an manchen Stellen viel zu dicht mit Laubbäumen bepflanzt, so dass zu wenig Licht einfällt und gerade im Mündungsbereich nicht eine einzige Unterwasserpflanze, ja nicht einmal ein planktonischer Aufwuchs an Steinen zu finden ist. Das erste Drittel des oberen Sees ist ebenfalls frei von Unterwasserpflanzen, trotz guter Lichtverhältnisse. Man wird nachdenklich, wenn man weiß, dass unter der Wiese, rechts des Baches vor der Mündung in den oberen See, Altlasten schlummern, die giftige Chemikalien und Apothekenrückstände enthalten, was bei Probegrabungen ans Tageslicht kam. Im Grundwasser an einer Stelle dieser alten Deponie konnte ich eine elektrische Leitfähigkeit über 2.000 Mikrosiemens messen, gegenüber ca. 500 Mikrosiemens im Johannser Bach. Im von Pflanzen bewachsenen Teil des Baches, der oberhalb der Verödung einen recht gesunden Eindruck zeigt, leben Aale in allen Größen, obwohl in den vergangenen Jahren keine mehr im Wöhrsee eingesetzt wurden. Sie wandern über den Wöhrseeauslauf von der Salzach zu. Ebenfalls ist ein guter Bestand an Bachforellen vorhanden, ein kleinerer an Barschen und Hechten.

Der Aal und die zuletzt genannten Arten werden bei Bedarf wegen der Aufzucht des Jungbachforellenbestandes in diesem Bach mit dem E-Gerät ausgedünnt. Da im Wöhrsee und im Bach früher der Edelkrebs vorkam, von der Krebspest aber ausgerottet wurde, startete der Fischereiverein Burghausen Versuche ihn wieder im Bach heimisch zu machen. Ein weiteres Aufkommen muss aber erst abgewartet werden. Um den Oberlauf des Baches nicht zu sehr verkrauten zu lassen, übernimmt die Fischerjugend des Vereins, die hier die Patenschaft übernommen hat, die Mäh- und Entkrautungsarbeiten.

Wasseranalyse

Der ca. 3,5 km lange Bach wird von verschiedenen Hangquellen gespeist, die in den chemischen Parametern untereinander stark schwanken können. So findet man Nitratwerte zwischen 35 und 75 mg / Liter, Phosphat zwischen 0,01 – 0,08 mg/l, Ammonium 0,01 – 0,2 mg/l. Der pH-Wert liegt zwischen 7,6 und 8,0 , die elektr. Leitfähigkeit schwankt zwischen 560 und 640 Mikrosiemens, ebenso schwankt die Karbonhärte zwischen 12 und 16 Grad d KH, Nitrit liegt meist unter 0,01 mg/l. Lediglich im verschlammten Teil vor dem Einlauf steigt der Nitritgehalt durch die Zersetzung von Detritus jahreszeitlich bedingt bis etwa 0,1 mg/l an. Der Bach, der als Mischwasser in den See mündet, zeigte an dieser Stelle 2008 und 2009 Sauerstoffsättigungswerte zwischen 95 % und 107 %, Ammoniumgehalte unter 0,2 mg/l, Nitrat 10 bis 30 mg/l, Nitrit kleiner 0,05 mg/l bis 0,1 mg/l.

Grad d KH 14 – 17, pH-Wert 7 – 8,4. Zu erwähnen ist noch, dass ca. 1,8 km vor der Mündung der St. Johannserbach, auch Wöhrbach genannt, durch zwei kleinere Aufstauungen, dem Hammerschmiedweiher und dem Sägewerksweiher fließt. Letztendlich mündet der Bach in den Wöhrsee, der aus zwei Flachwasserseen, dem oberen See und dem Badesee, besteht. Beide Gewässer werden durch einen Damm mit Gehweg und Brücke getrennt. Der Höhenunterschied am Überlauf beträgt ca. 30 cm. Der obere Teil des Badesees wurde in den 1970er Jahren mit einem Saugbagger entschlammt und die Schilfbestände am Ufer weitgehend entfernt, dafür aber Seerosen in den Flachstellen gepflanzt. Beide Seen sind keine üblichen Flachwasserseen, sondern ein Interium, ein Zwischenstadium von Flachwassersee und Stausee. Die Verweilzeit des Wassers im See beträgt ca. 3 Wochen.

Vor einigen Jahren fühlten sich die Badegäste gestört durch das starke Makrophytenwachstum, in erster Linie durch das Tausendblatt, Myriophyllum Spicatum. Um die Pflanzen erfrieren zu lassen, wurde der See einige Wochen im Winter abgesenkt. In dieser Zeit konnte sich der Kormoran besonders leicht an Beutefischen vergreifen. Durch diese jährlichen Ausfriermaßnahmen wurden frostempfindliche Unterwasserpflanzen stark dezimiert. Höhere Wasserpflanzen, die sogenannten Makrophyten, entnehmen dem Wasser Nährstoffe und deren mikroskopisch kleiner Zooplanktonaufwuchs ernährt sich von freischwebenden Kleinstalgen, dem Phytoplankton. Da diese Makrophyten nun aber nicht mehr in genügender Menge vorhanden waren, konnten, durch das große Nährstoffangebot, die am Boden wachsenden Algen und das Phytoplankton ihr Wachstum im Frühjahr sehr schnell starten. Je nach Belastungsgrad wuchsen Grünalgen und besonders Kieselalgen.

Vor etlichen Jahren kam es deshalb im Badesee zu starkem Schlammauftrieb bei gleichzeitiger Wasserblüte und schlammigem Geruch des Wassers. Bei einer Untersuchung der Schlammflocken im Mikroskop konnte ich verschiedene Kieselalgen finden, wie das Weberschiffchen Navicula radiosa, die große Kalmkieselalge Cymbella, die Bäumchenalge Zoogloea, die wiederum bewohnt werden von verschiedenen mikroskopisch kleinen Rädertierchen wie Proales und Wimperntierchen Euplotes. Ferner wurde die Schlammschwingalge Oscillatoria limosa und die Doppelgürtelalge Scenedesmus bijugatus gefunden. Es handelte sich hier im Großen und Ganzen um einen im biologischen Abbau befindlichen Schlamm, der zu gasen anfängt und um benthische Algen, die durch Sauerstoffproduktion nach oben getrieben werden. Anschließend siedelte sich im Wöhrsee das vorher nicht vorhandene hochwüchsige Kammlaichkraut Potamogeton pectinatus als neue Makrophytenpflanze an, was wieder zu Beschwerden der Badegäste führte.

Da das Wasser durch seinen Zulauf mit Nährstoffen angereichert ist, wachsen im Badesee entweder auftreibende Algen und Phytoplankton, die sogenannte Wasserblüte, oder die Makrophyten, die das Wasser rein und klar halten, dafür aber die Badegäste beim Schwimmen kitzeln.

Von Analytikern des Fischereivereins Burghausen gemessene chemische Parameter zeigen im Wöhrseeauslauf in den letzten drei Jahren pH-Werte zwischen 6,8 und 8,3 , Ammonium kleiner 0,2 mg/l, Nitrat je nach Tätigkeit der Unterwasserpflanzen zwischen 15 und 30 mg/l, Nitrit unter 0,05 bis 0,1 mg/l, Grad d KH um 12 – 17. Die elektr. Leitfähigkeit lag um 550 Mikrosiemens. Die vor einigen Jahren durch Ausfrieren im Winter abgestorbenen und im wieder aufgestauten See verbliebenen Makrophyten bewirkten eine biologische Zersetzung, wobei die Sauerstoffsättigung im Januar gerade mal 87% erreichte. Die Eisdecke verhinderte die Sauerstoffzunahme aus der Luft.

Um die Jahrtausendwende stellte sich ein Mischwachstum des Kammlaichkrautes Potamogeton pectinatum und verschiedener Kieselalgen wie Grün- und Jochalgen ein. Das Wasser hatte eine relativ gute Sichttiefe und war im Bereich der Badehäuschen und der Liegewiese hellgrün bis türkis gefärbt, wobei der von mir gemessene Sauerstoffgehalt in den frühen Nachmittagsstunden in etwa 2 m Wassertiefe bis zu 170 % Sättigung betrug. Im mittleren Bereich, etwa in Nähe des Nagelfluhfelsens, war das Wasser dunkelgrün und hatte in der Tiefe bis zu 150 % Sauerstoffsättigung. Das Wasser, das vom oberen See zum Badesee floss, zeigte keine grüne Farbe mehr, war klar und hatte ca. 120 % Sauerstoffsättigung. Im September lag der Sauerstoffgehalt am Nachmittag wieder im normalen, aber leicht übersättigten Bereich und die hellgrüne Farbe war verschwunden. Von der Burg aus zeigte der See sich wieder gleichmäßig dunkel.

Bei stark übersättigten Sauerstoffwerten kann bei Fischen die sogenannte Gasbläschenkrankheit auftreten, das heißt Sauerstoff perlt mit anderen Gasen in den feinsten Blutgefäßen aus, verstopft diese und die Fische können an abgestorbenen Flossenteilen die Flossenfäule oder Verpilzung bekommen. Die hohen Sauerstoffwerte werden in erster Linie vom Phytoplankton erzeugt. Dieses könnte theoretisch in Schach gehalten werden, wenn genügend Zooplankter wie Hüpferlinge, Cyclops und Wasserflöhe, Daphnien vorhanden wären. Laut einem Gutachten, welches die Stadt Burghausen in Auftrag gegeben hatte, fehlen diese höheren Zooplankter, da sie von der Fischbrut und von Kleinfischen gefressen werden. Es wurden 1999 von der Stadt Burghausen deshalb 3500 Jungzander in den See gesetzt, die wiederum diese Kleinfische fressen sollten. Die Entwicklung von höherem Zooplankton hinkt jedenfalls der Phytoplanktonentwicklung hinterher, so dass das sogenannte Grazing, das Fressen der Wasserflöhe von Phytoplankton, ausbleibt.

Aus limnologischer Sicht ist es besser, Makrophyten wachsen zu lassen, die mit ihrem mikroskopisch kleinen Zooplankteraufwuchs das Wasser rein halten und das Algenwachstum stoppen. Auch deren Durchwurzelung stabilisiert den Boden und es treiben keine Algen mehr auf. Am besten eignet sich das Armleuchterkraut, das große Cararasen bildet. Es würden sich auch die Badegäste nicht mehr gestört fühlen, da diese Pflanzen meist nicht die Oberfläche erreichen. Wäre der obere See dicht mit Makrophyten bewachsen, wäre das die beste Vorreinigung für den Badesee. Aber dieses Gewässer hat, wie vorher schon beschrieben, mit Unterwasserpflanzen auch seine Schwierigkeiten. Deshalb wurden in den letzten Jahren im oberen Teil des Hauptsees höhere Unterwasserpflanzen wie das Armleuchterkraut eingepflanzt, um die Sichttiefe des Gewässers zu verbessern.

Die von der Stadt Burghausen in Auftrag gegebene limnologische Begleituntersuchung des Wöhrsees von einem Labor für Fluss- und Seenkunde ergab, dass im Februar 2007 ein positiver Trend in der Dichte und Zusammensetzung des Zooplanktons verzeichnet werden konnte. Erstmals seit Beginn der Untersuchung konnte ein starkes Aufkommen von großen, besonders effektiv filtrierenden Wasserflöhen der Gattung Daphnia und Diaphanosoma bestätigt werden. Auch konnte 2007/2008 im hinteren Teil des Badesees im Bereich des großen Nagelfluhfelsens das Tausendblatt Myriophyllum spicatum und das Hornkraut Ceratophyllum demersum nachgewiesen werden. In Richtung Bad bilden das Armleuchterkraut Chara tomentosa und das Laichkraut Potamogeta pectinatus inselartige Bestände. Die Sichttiefe des Wassers ist durch die positive Veränderung der Makrophyten, des Phytoplanktons und des Zooplanktons im Vergleich zu früheren Jahren wesentlich besser geworden.

Artenvielfalt

Die Fische haben sich an die wechselnden Bedingungen im Wöhrsee meist angepasst. Es kommt hier der Schuppenkarpfen und der Spiegelkarpfen in großen Mengen vor. Ebenso kann der Badebesucher, der mit dem Ruderboot den See erkundet, größere Brachsenschwärme entdecken aber auch mit etwas Glück hier und da im Kraut versteckte Hechte, die schon in Größen bis 135 cm hier gefangen wurden. Auch der Waller fühlt sich wohl im Wöhrsee. Schleien und Weißfische wie Aitel, Rotfedern, Rotaugen, Lauben und andere findet man in der Fischfauna des Sees. Die verbutteten Barschbestände, fingerlange Bürschlinge wie sie im Volksmund genannt werden, verschwanden nach dem Ausfrieren der Krautbänke, da ihnen ihr Habitat und die darin befindliche Nahrung genommen wurde.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke