Waldhäuser

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Die Jugendherberge mit dem Ameishof in Waldhäuser, im Hintergrund der Große Rachel

Waldhäuser ist eine Streusiedlung in der Gemeinde Neuschönau im Landkreis Freyung-Grafenau.

Lage

Das ausgedehnte Bergdorf liegt in einer Höhenlage von etwa 840 bis zu 1050 Metern am Nordwesthang des Waldhäuserriegels mitten im Nationalpark Bayerischer Wald.

Geschichte

1611 errichtete die Stadt Grafenau zur Förderung des Salzhandels an dem Handelsweg Gulden Stras hier ein Rast- und Übernachtungshaus für die Säumer, das Haus am Wald. 1614 erhielt die Stadt den Erbrechtsbrief für dieses Haus, 1617 die bürgerliche Gerichtsbarkeit. Es bestand nur aus einem einzigen Raum von etwa 30 m².

Wenige Jahre später baute die Stadt Grafenau das untere Haus im Wald. 1637 waren schon sieben untere Waldhäuser vorhanden. Das Weiderecht der Bewohner von Waldhäuser umfasste 1.800 Tagwerk. Um das obere Waldhaus herum wurde das Vieh der Grafenauer Bürger während der Sommermonate geweidet. Die Bewohner der Waldhäuser lebten außerdem, da Getreideanbau wegen des Klimas nicht möglich war, vor allem von der Herstellung hölzerner Teller, Schaufeln, Rechen, Löffel und anderer Holzbitzlerwaren, welche sie den Bauern in tiefer gelegenen Orten verkauften.

Noch Ende des 18. Jahrhunderts besaß der Wirt in Waldhäuser als Überbleibsel des ehemaligen Salzhandels das Recht zum Verkauf von Salz. Seine böhmischen Gäste schmuggelten jährlich 15 bis 20 Scheiben Münchner Mäßerei über die Grenze. 1838 verkaufte die Stadt Grafenau das obere Waldhaus mit dem dazugehörigen Weiderecht um 5.238 Gulden und 41 Kreuzer an das Königreich Bayern. 1846 zählten die oberen und unteren Waldhäuser insgesamt 19 Häuser. Erst 1940 gelangte das elektrische Licht über ein kleines Kraftwerk in Ortsnähe nach Waldhäuser.

Von 1908 bis zu seinem Tod im Jahr 1950 wohnte in Waldhäuser der Maler Reinhold Koeppel, von 1938 bis zu seinem Tod im Jahr 1991 der Bildhauer Heinz Theuerjahr und seit den 1970er Jahren der Maler Hajo Blach. Waldhäuser ist ein wichtiger Ausgangspunkt für Wanderungen, besonders auf den Gipfel des nahe gelegenen Lusen.

Sage

Eine Sage, die auch Hans Watzlik in seinem Roman Der wilde Eisengrein aufgriff, berichtet, dass Waldhäuser von sieben Dieben gegründet wurde. Der sagenhafte Waldhausmann (der wilde Eisengrein), der in Waldhäuser gelebt haben soll, bezeichnet sich darin selbst als der siebte Dieb.

Sehenswürdigkeiten

  • Die Nebenkirche St. Maria im Wald wurde 1928 durch Architekt Karl Kieffer, Passau, erbaut.
  • Ameishof. Das mehrgeschossige Bauwerk wurde 1774 vom kurfürstlichen Holzförster Muckenschnabel aus Bruchsteinen errichtet. Das heute als Jugendherberge dienende Gebäude mit weit heruntergezogenem Walmdach erhielt seinen Namen von dem Umstand, dass die Bewohner der Waldhäuser auf dem großen Dachboden sogenannte „Ameiseneier“ (in Wirklichkeit Ameisenpuppen in ihrem Kokon) trockneten und dann als Fisch- und Vogelfutter verkauften.

Vereine

  • FFW Waldhäuser, gegründet 1963
  • Ski-Club Waldhäuser
  • Interessengemeinschaft Waldhäuser
  • Jagdgenossenschaft Waldhäuser

Literatur

  • Hermann Neumann: Geschichte des Grafenauer Landes, in: Der Landkreis Freyung-Grafenau, Verlag Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-192-2