Wallfahrtskirche Mariahilf (Passau)

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Frontansicht der Wallfahrtskirche.

Die Wallfahrtskirche Mariahilf ist eine Wallfahrtskirche auf dem Mariahilfberg in Passau. Sie ist mit der dazugehörigen Kloster ein wesentlicher Teil der in der Barockzeit besonders blühenden Verehrung der Gottesmutter. Durch den überdachten Treppengang hoch zu dem berühmten Gnadenbild Mariahilf, eine Kopie nach Lucas Cranach dem Älteren, ist die Kirche ein attraktiver Wallfahrtsort für Pilger aus ganz Mittel- und Südosteuropa. Die Menschen, die eine Wallfahrt nach Mariahilf machen, erhoffen sich in einer schwierigen Lage Hilfe von der Gottesmutter Maria. An den Wänden der Wallfahrtsstiege zur Kapelle hinauf hängen viele Marienbilder, die von glücklichen Menschen stammen, denen es nach dem Gebet wieder besser ging.

Geschichte

Als Bischofsstadt war Passau von je her ein Zentrum des religiösen Lebens für Bayern und Österreich. 1611 brachte Fürstbischof Leopold Erzherzog von Österreich ein Marienbild in seine Residenzstadt, welches Maria darstellt, wie sie das Jesuskind umarmt. Das Gemälde war wohl um 1530 von einem der bedeutendsten deutschen Maler, Lucas Cranach, geschaffen worden. Dem Domdekan Marquard Freiherr von Schwendi gefiel das Bild so gut, dass er eine Kopie davon in einer Holzkapelle in seinem Garten am Fuße des heutigen Mariahilfbergs aufhängte. Nach einer Reihe von Marienvisionen entschloss er sich 1622, die Kapelle mit dem Bild auf den Berg hinauf zu verlegen und diese für alle Gläubigen zu öffnen.

Wegen des überaus großen Andrangs von Betern und Wallfahrern begann er 1624 mit dem Bau einer Kirche, die 1627 fertiggestellt wurde. Schnell wurde diese neue Kirche zur überaus beliebten Wallfahrt, die ab 1631 von den Kapuzinern im unmittelbar benachbarten Hospiz und aus dem Passauer Innstadtkloster versehen wurde. Sie machten Mariahilf zu einem beliebten Wallfahrtszentrum für Mittel- und Südosteuropa. In der Folge entstanden zahlreiche Tochterwallfahrten, wie etwa in Innsbruck. Dort befindet sich auch das Originalgemälde von Lucas Cranach. Weitere Mariahilf-Wallfahrten gibt es in München, Vilsbiburg (vgl. Wallfahrtskirche Maria-Hilf), Wien und Amberg in der Oberpfalz.

Als 1683 Wien durch die Türken belagert wurde, flüchtete Kaiser Leopold I. nach Passau. Vor dem Gnadenbild betete das Kaiserpaar täglich um Rettung aus der Türkengefahr. Als die christliche Allianz die Entsatzschlacht am Kahlenberg unter dem Kampfmotto „Maria hilf!“ gewann, wurde das Passauer Mariahilf-Gnadenbild zum Staatsgnadenbild der Habsburgermonarchie und die Kirche als Wallfart noch populärer. Die bei der Schlacht erbeuteten Waffen der besiegten Türken sind im Beichtgang zu besichtigen.

Mit der Säkularisation wurde 1803 nicht nur das Kapuzinerkloster in der Innstadt aufgelöst, sie führte auch zum weitgehenden Erliegen der Wallfahrt. Erst im Zuge der Restauration im 19. Jahrundert wurden häufigere Wallfahrtszüge wieder zugelassen und 1831 ein Wallfahrtspriesterkonvikt errichtet. Bischof Heinrich von Hofstätter ließ 1862 bis 1864 die Wallfahrts-Stiege Mariahilf neu errichten und die Kirche teilweise aus seinem Privatvermögen renovieren. Die Kapuziner kehrten 1890 zurück. Das ehemalige Hospiz neben der Kirche dient jetzt als Konventsgebäude.

Die Kriegsschäden an der Kirche wurden 1945 bis 1947 beseitigt. 1971/1972 erfolgte eine Renovierung durch Diözesanbaumeister Alfons Hornsteiner, wobei die Kanzel und ein Teil der Chorschranken entfernt sowie die beiden Seitenaltäre in die Querarme versetzt wurden. Leopold Hafner schuf den Volksaltar. 2002 übernahmen Pauliner als Nachfolger der Kapuziner die Betreuung der Wallfahrtskirche, die auch heute noch ein wichtiger Wallfahrtsort ist. Die letzte Innenrenovierung fand 2004 bis 2005 statt.

Architektur und Austattung

Der Kircheninnenraum.

Die Anlage wurde 1624 bis 1627 im Stil des Barock errichtet. Ihr Baumeister war Francesco Garbanino aus dem Kreis der Tessiner Künstler, die damals die Barockkunst nach Bayern brachten. Die auffälligen Turmhelme wurden erst nach den Beschädigungen durch den Stadtbrand von 1662 beim Wiederaufbau 1665 aufgesetzt. An die Kirche schließen sich das Kloster und der St.-Anna-Brunnen an.

Über die 321 Stufen umfassende Wallfahrts-Stiege Mariahilf gelangt man in einen kleinen Vorraum des Klosters, von dem aus man die Kirche durch einen Teil des Querschiffes betreten kann. Zwar wurde dieses kleine Gotteshaus im Stil des Frühbarock errichtet, doch reichhaltige und pompös erscheinende Stuckverzierungen fehlen – es wirkt eher schlicht. Doch nur ein paar Schritte weiter fällt der Blick auf den bis zur Decke reichenden goldenen Hochaltar im Chorraum. Er stammt aus dem Jahr 1729, wurde vom Augsburger Goldschmied Wilhelm Raumer nach einem Entwurf von Antonio Maria Nicolo Beduzzi aus Bologna gefertigt und wird vom Gnadenbild geprägt. An dem Altar befindet sich auf jeder Seite eine Heiligenfigur, der Hl. Sebastian und der Hl. Rochus von Montpellier. Die Seitenaltäre stammen aus dem Jahr 1774. Das Mittelschiff trägt die sogenannte Kaiserampel, eine Goldschmiedearbeit des Augsburgers Lukas Lang. Kaiser Leopold I. stiftete sie 1676 anlässlich seiner Passauer Hochzeit.

Im Langhaus befinden sich Statuen des Franz von Assisi, des Hl. Antonius von Padua, des hl. Johannes Nepomuk sowie des hl. Bruders Konrad von Parzham. Besonders wertvoll sind die Votivgaben aus den Türkenkriegen. Das sind türkische Waffen, die 1683 bei der Befreiung Wiens durch das kaiserliche Heer erlangt wurden. Ebenso bedeutend ist die Ausstattung der Sakristei, mit ihrem spätmanieristischen Schrank und einem Silberschatz, bestehend aus einem Lamberg-Kelch, einem Monstranz von 1628, einem Silberleuchter, Wein- und Wassergefäßen und einem Weihrauchfass.

Trivia

  • Im September 1762 betete Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Familie in der Wallfahrtskirche Mariahilf für die Genesung des kranken Kindes ihres Salzburger Hausherrn Lorenz Hagenauer. Daran erinnert seit 2020 eine steinerne Gedenktafel an der Kirche.
  • Am 12. Februar 1971 wurde im Rahmen der Kirchenrenovierung vor dem Hochaltar ein Zinngefäß gefunden, das das Herz des Fürstbischofs Joseph Dominikus Graf von Lamberg und seinen Bischofsring enthielt. Der Fürst war ein großer Marienverehrer und hatte in seinem Testament die Beisetzung seines Herzens in der Wallfahrtskirche bestimmt. Zum Abschluss der Renovierung wurden die aufgefundenen Gegenstände in den Hochaltar der Kirche wieder eingemauert.

Weitere Bilder

Literatur

  • Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9
  • Bernhard Brunner: Gedenken im Gebet an Mozarts Beten auf Mariahilf. In: Passauer Neue Presse vom 07.12.2020 (S. 21)

Weblinks