Eduard Hamm

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Eduard Hamm

Dr. jur. h.c. Eduard Hamm (* 16. Oktober 1879 in Passau; † 23. September 1944 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Er ist Namensgeber der Eduard-Hamm-Straße in Passau.

Leben und Wirken

Jugend & Studium

Er war Sohn des Johann B. Hamm, eines Oberamtsrichters in Passau (später Oberlandesgerichtsrat in Nürnberg), und der Luise Niederleuthner (1858-1945), der Tochter der Gastwirtseheleute im „Wilden Mann“ in Passau. Im Alter von drei Jahren zog Eduard Hamm mit den Eltern von Passau weg und besuchte später die Gymnasien in Metten und Deggendorf. Sein Abitur legte er am Gymnasium bei Sankt Stephan in Augsburg ab. Nach dem daran anschließenden Studium der Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, das er 1902 mit dem ersten und 1905 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete, trat er in den bayerischen Staatsdienst ein.

Karriere im Staatsdienst

Ab 1906 war er zunächst Hilfsarbeiter im Bayerischen Justizministerium, dann Dritter Staatsanwalt am Landgericht München II. In den Jahren 1908/09 arbeitete er als Rechtsrat in Lindau am Bodensee, danach als Bezirksamtsassessor in Memmingen. 1911 wurde Hamm ins Bayerische Innenministerium berufen, das ihn 1916 als Vorstandsmitglied in die Zentral-Einkaufsgesellschaft abordnete. In der Folgezeit war er als Rat im Berliner Kriegsernährungsamt tätig, bis er 1917 ins Bayerische Innenministerium zurückkehrte. Anfang 1918 wurde er Legationsrat in der Handelsabteilung des Bayerischen Außenministeriums und am 31. Mai 1919 schließlich Bayerischer Staatsminister für Handel und Verkehr. Dies blieb er bis 24. Juli 1922. Vom 15. Juli bis zu seiner Mandatsniederlegung am 14. Oktober 1920 war er Mitglied des Bayerischen Landtages.

Nachdem er 1920 für die Deutsche Demokratische Partei in den Deutschen Reichstag einzog, wurde er 1922 Staatssekretär und Chef der Reichskanzlei in Berlin unter Wilhelm Cuno. Am 30. November 1923 folgte die Ernennung zum Reichswirtschaftsminister unter Reichskanzler Wilhelm Marx; als solcher amtierte er bis zum 15. Januar 1925. Von 1925 bis 1933 war er geschäftsführendes Präsidialmitglied des Deutschen Industrie- und Handelstages.

Rückzug aus dem politischen Leben

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zog sich der liberale Politiker aus der Politik und dem öffentlichen Leben zurück und wurde Anwalt für Versicherungsfragen in Berlin und München. Dennoch pflegte er seine Kontakte aus der Zeit in der Politik, darunter auch zur aufkeimenden Widerstandsbewegung um Carl Friedrich Goerdeler; für den Fall eines Umsturzes war Hamm als Landesverweser für Bayern vorgesehen.

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Hamm im Zuge der Aktion „Gitter“ am 2. September von der Gestapo verhaftet. Nach Aussage eines Gestapo-Beamten soll er sich am 23. September während eines Verhörs aus dem Fenster des Gefängnisses in der Lehrter Straße gestürzt haben und den Folgen des Sturzes erlegen sein. Die genauen Umstände seines Todes sind jedoch bis heute ungeklärt.

Eduard Hamm ist auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt. Sein Grab wurde später von Oberbürgermeister Christian Ude zum Ehrengrab erklärt.

Würdigungen und Nachlass

Nach Hamm ist die Eduard-Hamm-Straße in Passau benannt. Auch in München gibt es eine Hammstraße. In Berlin erinnert seit 1992 eine der Gedenktafeln am Denkmal zur Erinnerung an 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an ihn. Am 14. Oktober 2016 wurde an seinem Geburtshaus in der Bahnhofstraße 10 in Passau eine Gedenktafel enthüllt.

Am 19. Juli 2017 übergab Christine Beßner, die Enkelin von Eduard Hamm, wertvolle Stücke aus dem Nachlass ihres Großvaters Eduard Hamm an seine Heimatstadt. Die Dokumente, Urkunden und alte Fotos, die sich in ihrem Besitz befanden, gehören seither der Stadt Passau und werden künftig das Stadtarchiv bereichern. Die Schriftstücke tragen Unterschriften von herausragenden Persönlichkeiten und stammen vorwiegend aus der Zeit, als Bayern noch ein Königreich war bzw. aus der Zeit der Weimarer Republik. Die älteste Urkunde datiert aus dem Jahr 1776 und ist unterzeichnet von Kurfürst Maximilian III. Joseph.

Auszeichnungen

  • Ehrendoktorwürde der Universität Erlangen (1927)

Siehe auch

Literatur

Weblinks