Gistl-Saal

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Der einst so elegante Gistl-Saal, der 600 Personen Platz bietet, dient heute als Lagerraum. (Foto: Hackl)
Eine Restaurierung ist für die Gemeinde unerschwinglich. (Foto: Hackl)
Sogar eine versenkbare Bühne und eine Orchestergraben bietet der Saal. (Foto: Hackl)

Der Gistl-Saal ist ein von Isidor Gistl errichteter Fest- und Veranstaltungssaal in Frauenau im Landkreis Regen. Heute dient der Saal als Lagerraum.

Geschichte

Erbauung

Im Zuge der Expansion der Glashütte Gistl ließ Isidor Gistl am 2. Mai 1925 das Wirtschaftsgebäude eröffnen, welches eine Metzgerei, die Hüttenkantine und einen Festsaal, eben den Gistl-Saal, umfasste. Gut 600 Menschen hatten darin Platz. Der Saal zeichnete sich durch Stuck an der Decke, Parkett am Boden, eine Zentralheizung, eine versenkbare Bühne, einen Orchestergraben, eine Kegelbahn und eine Kinoanalage aus. Im ländlichen Raum wurde der Saal schnell zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Aus dem kulurellen Leben der gesamten Region war der Saal nicht mehr wegzudenken.

Ab dem Jahr 1925 stellte Isidor Gistl den Saal für wöchentliche Theateraufführungen der „Rieschbühne Lengries“ zur Verfügung. Bälle und öffentliche Tanzveranstaltungen wurden zur Gewohnheit. Gistl war in seiner Loge immer selbst mit dabei.

Am 7. November 1925 wurde schließlich mit den Stummfilmen „Die weiße Frau“ und „Buster Keaton“ unter Mitwirkung eines Orchester das Kino nach Frauenau geholt. Im Gistl-Saal wurden die Lichtspiele Frauenau eröffnet, die wöchentlich mindestens eine Vorstellung spielten.

Verwendung unter dem NS-Regime

In den 30er Jahren wurde der Saal von verschiedenen NS-Organisationen genutzt. Nach Kriegsende wurde der Saal zur Herberge für Flüchtlinge, aber auch zum Schauplatz improvisierter Jazz-Abende und Tanzveranstaltungen amerikanischer Soldaten.

Gründe für den Verfall

Nach dem Tod Isidor Gistls am 25. März 1950 und 1959 seiner Frau Pauline begann der Anfang vom Ende für den Gistl-Saal. Der gesamte Besitz des Ehepaares wurde unter einer 48-köpfigen Erbengemeinschaft aufgeteilt. Der allmähliche Verfall des Saales begann.

Im Jahr 1973 wurde der Saal schließlich ganz geschlossen. Zehn Jahre später wurde das Anwesen von der Gemeinde Frauenau gekauft. Eine Initiative zur Wiederbelebung des Saals scheiterte an den geschätzten Kosten in Höhe von zehn Millionen Mark. Heute dient der Saal als Lagerraum.

Jedoch kann die glanzvolle Geschichte des Gistl-Saals in der Diplomarbeit der Frauenauerin Lisa Späthe unter dem Titel "Der Gistl-Saal 1925-1973" durch authentisches Bildmaterial und mit den im Dialekt abgedruckten Zeitzeugenerzählungen für Momente wieder auferleben.

Literatur