Gräberfeld Niedermünchsdorf

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Grab aus der Zeit der Schnurkeramik. Foto: Kirpal.

Das Gräberfeld Niedermünchsdorf ist eine archäologische Fundstelle in Niedermünchsdorf bei Osterhofen. Es befindet sich auf dem Areal der Bioerdgasanlage Osterhofen.

Funde

Skelett-Fund

Ein Skelett wurde aus der Kultur der Schnurkeramik gefunden. Ein seltener Fund im Landkreis Deggendorf. Nur in Künzing wurden drei oder vier vor mehr als 20 Jahren entdeckt, weiß Kreisarchäologe Dr. Karl Schmotz, ein weiterer Zufallsfund stammt aus Ramsdorf. Bestattet wurde der Mann im 3. Jahrtausend vor Christus, gegen Ende der Jungsteinzeit. Jetzt wurde sein Grab gefunden ganz in der Nähe der B 8 auf dem Areal, auf dem künftig die Bioerdgasanlage stehen soll. Deren Betreiber, die Biogas-Firma Schmack, ist auch der Auftraggeber für die Grabungsfirma Archaios aus Sinzing, welche die Untersuchungen durchführt. Seit Juni 2010 graben täglich acht bis zehn Archäologen, Grabungsfacharbeiter und Fachstudenten auf der fünf Hektar großen Fläche. Immer wieder liefen vor allem im östlichen Bereich aufgrund schlechten Wetters weite Teile und Gruben voll Wasser, Abläufe mussten geschaffen werden oder der Bagger konnte nicht eingesetzt werden – dann musste mit Händen nachgeholfen werden.

Dazu kommen die Größe des Feldes und vor allem die zahllosen Befunde, die sich aus der Untersuchung mittels Geomagnetik vermuten lassen, die Schmack Biogas bereits 2008 durchführen ließ. Doch die bisherigen Untersuchungen der Archäologen brachten die Entwarnung. Die tatsächlichen Befunde waren wesentlich weniger. Die lange Nutzung als Gurkenfeld hat vermutlich zu den Störungen der Geomagnetik geführt. Denn vor allem entlang der Fahrrinnen erfolgte während der Bewirtschaftung eine Tiefenlockerung des Bodens, damit das Wasser abfließen kann. Das könnte auch das Magnetfeld gestört haben.

Kindergrab

Gefunden wurden neben dem Skelett aus der Zeit der Schnurkeramik noch ein Kindergrab. Das ist allerdings sehr schlecht erhalten, weil der Boden den Kalk aus den Knochen gelöst hat, so dass diese immer poröser wurden und sich zum Teil bereits aufgelöst haben. Da auch keine Grab-Beigaben vorhanden sind, kann nicht geschätzt werden, aus welcher Zeit es stammt. Weil ein rechteckiger Bereich um das Kind herum dunkel gefärbt ist, wurde das Kind wahrscheinlich in einem hölzernen Sarg bestattet. Kein Anzeichen für die Zeit der Schnurkeramik.

Hinweis auf Siedlungen

Die weiteren Befunde aus den Grabungen lassen auf eine Siedlung aus der mittleren Bronzezeit, etwa 1500 vor Christus, schließen: Zwar handelt es sich bei den gefundenen Keramikbruchstücken um grobe Siedlungsware, dafür weist sie zum Teil Tupfenleisten auf, wodurch eine Datierung möglich wird. Einen gewissen Wohlstand hatten die frühen Niedermünchsdorfer doch, eine Annahme, die Splitter von Bernstein aus der Ostsee erahnen lassen. Der Rest eines Bohrlochs lässt vermuten, dass es sich einst um eine Perle an einem Schmuckstück handelte.

Nachgewiesen haben die Archäologen neben kleineren Vorratsgruben mehrere Grundrisse von Häusern anhand der Verfärbungen durch die Pfostenlöcher. Die Siedlung befand sich eher im Westen und Nordwesten des Grundstücks, wo das Gelände etwas höher liegt. Auch sie stammt wohl aus der frühen Bronzezeit (2000 vor Christus) und der mittleren Bronzezeit (1800 bis 1500 vor Christus). Solche Siedlungen werden immer wieder im Landkreis entdeckt, erläutert Kirpal. Allerdings nie in ihrer kompletten Größe, so dass man über ihre Strukturen bislang recht wenig weiß.

Rätselhaft bleiben den Archäologen Dr. Schmotz und Uta Kirpal vor allem die riesigen Gruben, die die frühen Gäuboden-Bewohner gegraben haben. Vermutlich haben sie daraus Material für ihre Häuser entnommen: Mit dem Lehm ließen sich die Wände bestens verputzen. Allerdings reichen die Gruben hinunter bis zum Löss, der für den Hausbau unbrauchbar ist. Was die Menschen damals damit gemacht haben, ist noch nicht geklärt. Allerdings muss es wichtig gewesen sein, vermutet Uta Kirpal, denn die damaligen Bauarbeiter haben großen Aufwand betrieben: Sie hoben auf einer Fläche von 14 mal 10 Metern etwa zwei Meter tiefe Gruben aus.

Literatur