Kloster St. Nikola

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Die dem Inn zugewandte Seite des Nikolaklosters.
Das Nikola-Kloster mit der Nikola-Kirche von oben.
Der Innenhof des Klosters.
Der öffentlich nicht zugängliche Garten des Klosters.

Das Kloster St. Nikola ist ein Kloster in der Innenstadt von Passau. Es beherbergt unter anderem auch Teile der Philosophischen Fakultät der Universität Passau. Der Gebäudekomplex erstreckt sich vom kleinen Exerzierplatz hin bis zur Innstraße und bildet so das südliche Ende des Universtitätsgeländes.

Die ehemalige Stiftskirche dient heute als Pfarr- und Universitätskirche. Ihre Einrichtung ist neben den gotische Gemälden und barocken Figuren größtenteils modern. Einige weitere Teile des Klostergebäudes (v.a. der Süd- und Westflügel) werden nun von der Universität Passau als Seminarräume und Ähnliches genutzt.

Dem Kloster gehören momentan etwa 110 Deutschordensschwestern an, sowie zwei Novizinnen und eine Oblatin, die sich auf die Ordensgelübde vorbereiten. Neben dem Kindergarten St. Nikola und der Fachakademie für Sozialpädagogik widmen die Schwestern ihre Zeit hauptsächlich der Kranken- und Altenpflege im zugehörigen Altenheim und der Pflegeabteilung.

Geschichte

Sankt Nikola wurde 1070 als Stift der Augustinerchorherren vom Passauer Bischof Altmann gegründet, um den stark verweltlichten Klerus zu reformieren. Die dortigen Reformen, zunächst bestimmt für den Orden und die katholische Kirche, gingen letztendlich weit über das Bistum Passau hinaus. Anfang 1078 wurden die Kanoniker jedoch aufgrund der Auseinandersetzung zwischen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. aus dem Kloster vertrieben. Altmann selbst betrat Passau danach nie wieder. Erst der Regierungsantritt von Heinrich V. sicherte dem Kloster 1111 wieder eine materielle Existenzgrundlage.

Vögte des Stiftungsbesitzes links des Inns waren zunächst die Grafen von Vornbach und seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafen von Ortenburg. 1248 fiel das Kloster St. Nikola unter bayerische Herrschaft. Die bayerischen Herzöge übertrugen die Vogtei auf die Grafen von Hals. Spätestens nach deren Aussterben Ende des 14. Jahrhunderts wurden die klösterlichen Besitzungen dem Landgericht Griesbach und den zuständigen landesfürstlichen Ämtern und Obmannschaften unterstellt.

Im Jahre 1348 wurden Kirche und Kloster durch ein Erdbeben stark beschädigt. Durch die Reformation Martin Luthers (14831546) wurde das dortige religiöse Leben sehr in Mitleidenschaft gezogen: Der am Stift wirkende bedeutende Komponist Leonhard Paminger, ein Freund Luthers, trat zusammen mit dem Probst und einigen Chorherrn zum neuen Glauben über; auch die Zahl der Mönche verringerte sich stark.

1696 erwarb das Stift die Niedergerichtsbarkeit über seine Grundholden im Landgericht Griesbach. Auf diese Weise entstand die Hofmark St. Nikola. Darüber hinaus besaß das Kloster im Konskriptionsjahr 1752 noch zahlreichen verstreuten Grundbesitz, der einem anderen Hofmarksherrn unterstand.

Die Säkularisation machte sich auch in Passau bemerkbar: Im Jahr 1803 wurde die Ordensgemeinschaft nach über 700 Jahren vertrieben. Im Kloster waren bei der Aufhebung, die am 21. März 1803 angekündigt wurde, 38 Konventualen und zwei Novizen. 55 Personen standen als Beamte, Diener oder Dienstboten auf der Gehaltsliste des Stiftes, 30 Personen bezogen Renten oder wurden im Spital des Klosters versorgt.

Die Kirche wurde 1804 profaniert, 1810 wurde die Einrichtung an die Pfarrkirche St. Johannes in Vilshofen verkauft. Das Kloster ging in Staatsbesitz über und wurde ab 1806 als Militärspital für napoleonische und bayerische Soldaten umfunktioniert. Im Anschluss wurde es von 1809 bis 1945 als Kaserne genutzt. So wurde der klösterliche Geist durch militärischen Drill ersetzt. Aus dieser Zeit stammt auch der Name des angrenzenden Platzes: „Exerzierplatz“.

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Sankt Nikola für viele Kriegsflüchtlinge eine erste Anlaufstation. Rund 4.000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene fanden dort Aufnahme und Unterkunft. Die ersten 15 Deutschordensschwestern kamen im August 1945 aus aufgelösten Militärlazaretten im Osten in das Flüchtlingslager. Sie kümmerten sich vorrangig um die Lagerküche und die Betreuung und Pflege kranker Flüchtlinge. Im Oktober folgten Schwestern aus der Tschechoslowakei, die von dort nach Passau ausgesiedelt wurden.

Im August 1946 traten die ersten Frauen in das Noviziat, die Vorbereitungszeit auf den endgültigen Ordenseintritt, ein. Ein Jahr später feierten 14 Novizinnen die erste Profess. Damit hatte Sankt Nikola wieder zu den eigenen Wurzeln zurückgefunden. Von Passau aus gründeten die Schwestern weitere Niederlassungen, vor allem im süddeutschen Raum, aber auch beispielsweise in Köln. Sankt Nikola ist seither das Zentrum und Mutterhaus der Deutschordensschwestern. Ab 1972 zog in die Süd- und Westflügel die Universität Passau ein.

Im Jahr 1990 begann der Wiederaufbau des Turmes, der 1815 wegen festgestellter Baufälligkeit abgerissen worden war. 1993 wurde er fertiggestellt.

Architektur

Der älteste, noch den Tagen Bischof Altmanns zugehörige Teil der Kirche St. Nikola ist die unter Chor und Vierung liegende Krypta, die wohl um 1075 entstanden ist. Sie gehört zu den ersten frühromanischen Gruftkirchen Bayerns. Nach den Plänen von Johann Michael Prunner aus Linz führte Jakob Pawanger um 1716 die barocke Umgestaltung des Innenraums durch. 1716 begann der Künstler Wolfgang Andreas Heindl unter der Aufsicht von Probst Griesmüller mit den Freskenmalereien in der Stiftskirche. Dem Hauptpatron, dem Heiligen Nikolaus, sind große Gewölbeflächen im Kirchenschiff gewidmet. Die Fresken in der Vierungskuppel zeigen Mariae Himmelfahrt.

Die massigen Gebäude der heutigen Klosteranlage entstanden im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert zur Zeit der Pröpste Alchel (16661683), Hauser (16831689) und Griesmüller (17121741). Architekt des Neubaus im Barockstil war der Italiener Carlo Antonio Carlone aus der in der Barockzeit berühmten Künstlerfamilie Carlone. Die Stuckierung besorgte Melchior Modler.

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • Renate Blickle: Landgericht Griesbach. (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Band IXX). Bayerische Akademie der Wissenschaften, Kommission für Bayerische Landesgeschichte (Hrsg.), München 1970, ISBN 3 7696 9819 3, (Digitalisat).
  • Heinz-Walter Schmitz: Passauer MusikGeschichte. Verlag Karl Stutz, Passau 1999, ISBN 3-88849-036-7
  • Elke Zanner: Jenseits des Lärms. In: Passauer Neue Presse vom 10. August 2013 (S. 27)

Weiterführende Publikationen

  • Christian Freundorfer: Das Augustinerchorherrenstfit St. Nikola vor Passau. Passau 2014, ISBN 3863281268

Weblinks