Nikola-Kaserne
Die Nikola-Kaserne war eine Kaserne in Passau. Sie befand sich in den Räumen des ehemaligen Klosters St. Nikola, die jetzt die Universität Passau beherbergen.
Geschichte
Nach der Säkularisation wurden vielerorts ehemalige Klöster zur Unterbringung der Truppen und Magazine genutzt, und im ehemaligen Hochstift Passau traf dies das Kloster St. Nikola, das zunächst als Porzellanfabrik vorgesehen war und 1809 als französisches Militärlazarett diente. Im gleichen Jahr erfolgte die Umnutzung zur Kaserne, während die ehemalige Klosterbrauerei noch davon ausgespart blieb.
Zwischen 1810 und 1868 war hier in Friedenszeiten das 8. K. B. Infanterieregiment stationiert. Mit der Niederlage Napoleons wurde dessen Plan, Passau zur Großfestung auszubauen, hinfällig. 1867 verlor Passau auch formal seinen Festungsstatus.
Als sich 1868 der deutsch-französische Krieg ankündigte, wurde das erprobte Passauer Regiment in die Rheinpfalz verlegt, und das neu aufgestellte K. B. 9. Jägerbataillon sowie zwei Pionierkompanien, insgesamt etwa 1.000 Mann, zogen in die Kaserne ein. Nach dem Ende des Krieges wechselten die Pioniere 1871 nach Ingolstadt und wurden durch ein Bataillon des 11. K. B. Infanterieregiments ersetzt. 1878 rückte das 16. K. B. Infanterieregiment als neues Hausregiment in der Passauer Kaserne ein.
Die Anwesenheit des Militärs prägte zunehmend das öffentliche Leben in der Stadt. 1888 konnte die ehemalige Klosterbrauerei angekauft werden, womit nun das gesamte ehemalige Augustinerchorherrenstift militärisch genutzt wurde. Am Inn entstanden neue Truppenunterkünfte, Lazarettgebäude, Exerzierplätze und ein Exerzierhaus, in Kohlbruck ein Schießplatz.
1914 zog das 16. K. B. Infanterieregiment in den Ersten Weltkrieg. Dort verlor es 2.400 Soldaten, besonders in der Schlacht an der Somme. Damit war das Regiment bereits vor seiner formellen Auflösung nach Kriegsende im Mai 1919 weitgehend aufgerieben.
In den 1920er und 1930er Jahren lagen unterschiedliche militärische Einheiten in Bataillonsstärke in Passau. Im Rahmen der Aufrüstung wurde die Stadt 1938 wieder Regimentsstandort, und die Kaserne erhielt die Bezeichnung Somme-Kaserne.
Im September 1939 zog von hier aus das Grenadierregiment 85 der Deutschen Wehrmacht in den Zweiten Weltkrieg. Mit der 296. Infanteriedivision war es am Polen- und Frankreichfeldzug beteiligt und verblutete schließlich in Russland und Italien. In der ehemaligen Kaserne lebten unmittelbar nach Kriegsende bis zu 4.000 Heimatvertriebene.
Literatur
- Egon Johannes Greipl: Passau – eine Militärstadt. In: Peter Morsbach, Irmhild Heckmann, Christian Later, Jörg-Peter Niemeier: Denkmäler in Bayern, Band II.25 Kreisfreie Stadt Passau. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2014, ISBN 978-3-7917-2552-9