Kreuzigungsgruppe Antonipfahl (Viechtach)

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Wind und Wetter haben Spuren hinterlassen: Auch an der Christusfigur ist die Farbe abgeplatzt. Foto: Hartling

Die Kreuzigungsgruppe Antonipfahl sind markante Kreuzigungsfiguren in Viechtach am St. Antoniuspfahl beim Antoni-Kircherl. Die Holzfiguren verdankt man dem gebürtigen Viechtacher und späteren Münchner Dr. Ignaz Petter, der die Figuren 1910 gekauft hatte. 2001 wurden die Figuren zuletzt restauriert.

Geschichte

Aus der Pfarrchronik geht hervor, dass bereits 1843 bis 1846 Spenden gesammelt wurden, um einen Kreuzweg mit Kalvarienberg errichten zu können. Damals war die Kreuzigungsgruppe noch aus bemaltem Blech. Die heutigen Holzfiguren verdankt man dem gebürtigen Viechtacher und späteren Münchner Dr. Ignaz Petter (Petterstraße). Er hatte 1910, kurz vor seinem Tod, die Figuren von dem Südtiroler Bildhauer Josef Obletter für 770 Reichsmark gekauft und der Pfarrei gestiftet. Auch der Standort war ein anderer als heute.

Neuer Standort seit 1970: Im Zuge des Straßenbaues wurde die Kreuzigungsgruppe am Kleinen Pfahl östlich der Antonikirche errichtet. Die Holzfiguren, vermutlich Zirbelkiefer, hat der Südtiroler Bildhauer Josef Obletter im Jahre 1910 geschaffen. Foto: Hartling

Doch in diesen 100 Jahren ist viel geschehen. Insgesamt fünf Mal zwischen 1949 bis 2001 sind die Figuren bisher restauriert worden. Bereits 1949 befürchtete man die vollständige Zerstörung. Die Erneuerung − auch die morschen Kreuze mussten ersetzt werden − kostete damals 596 Mark. 1953 musste die Gruppe überholt werden, Kosten: 582 Mark. Und 1970 schreibt der hinzugezogene Kirchenmaler Vogel aus Regensburg: „Die Kreuzigungsgruppe haben wir von Ölfarbe befreit. Erst jetzt sieht man die schöne und gute Arbeit. Wäre es nicht das Bessere, der Gruppe in der Stadtpfarrkirche einen Platz zu suchen? Die Haltbarkeit der Gruppe leidet sehr, wenn sie wieder im Freien aufgestellt wird.“ Doch dieser Gedanke fand weder bei der Bevölkerung noch bei Heimatpfleger und dem Naturschutzbeauftragten Anklang. Diese Diskussion entstand vor allem durch den Bau der Straße nach Kollnburg. Ein neuer Standort musste gesucht werden. Zuerst befand sich der Kalvarienberg, von Viechtach aus gesehen, rechts von der St. Anton-Kapelle, wegen des Straßenbaues kam die Kreuzigungsgruppe nach links auf städtischen Grund. Die Kosten zur Erneuerung von 900 Mark trug die Kirchenverwaltung.

1982 nahm sich die Stadt Viechtach der erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen an. Obwohl die Kreuzigungsgruppe auf städtischem Grund steht, ist es weiterhin Aufgabe der Kirche, sich um die Figuren zu kümmern. Für eine weitere aufwendige Restaurierung 2001 wurden exakt 12 742 Mark ausgegeben.

Verfall der Figuren

Im März 2010 waren deutliche Verfallserscheinigungen an den Figuren zu sehen: Algenbildung, Moos, abblätternde Farbe und vermoderndes Holz. Dieser Standort ist für Holzfiguren besonders schlecht, da es hier sehr feucht ist, sagt Henning Pfingst. Der bildende Künstler aus Hamburg, der heute in Irlach lebt, begann schon 2006 aus Interesse an der künstlerischen Gestaltung, sich für die Kreuzigungsgruppe am Kleinen Pfahl zu interessieren. Er erklärt, dass sowohl vom Regen als auch von Kollnburger Seite her Wetter und Feuchte Richtung Pfahl ziehen. Deshalb sei ein guter Schutz vor Wind, Wetter und Bodenfeuchte unerlässlich, denn sonst sei jegliche Restaurierung für nichts. Und auch die Kreuze, an denen die Figuren angebracht sind, leiden unter der Witterung. Durch die gute Verankerung könnten sie zwar weder nach vorne noch nach hinten kippen, aber sehr wohl zur Seite.

Sanierungsvorschläge

2010 schien eine Generalüberholung der Figuren dringend nötig. Auch an Lösungsvorschlägen mangelt es nicht, die aber nicht unproblematisch sind, wissen der Künstler Henning Pfingst und Stadtpfarrer Berthold Helgert. Ihnen ist bewusst, dass es sich um Kunstobjekte handelt, die durch Witterungseinflüsse immer wieder zu leiden haben und sich an diesem Standort zum „Fass ohne Boden“ entwickeln. Die Restaurierungen sind in immer kürzeren Abständen notwendig und mit immer höheren Kosten verbunden. Eine Variante wäre, vermutlich die kostengünstigste, die Dächer über den Holzfiguren zu vergrößern. Doch dann müssten als nächstes die Kreuze erneuert werden. Die Balken zeigen an ihren Verankerungen starke Verwitterungsspuren und werden immer morscher; somit könnten sie zur Seite wegkippen. Eine andere Möglichkeit ist, die Figuren zu entfernen und in geschlossenen Räumen aufzustellen. Doch hier befürchtet Stadtpfarrer Helgert die Ablehnung seitens der Bevölkerung. Auch die Anbringung direkt am „Antoni-Kircherl“ geht nicht, da die Figuren samt Kreuz zu groß sind. Das Aufstellen eines Grottenbogens oder anderer Überdachungen wurde im Pfarrgemeinderat ebenfalls schon diskutiert.

Besonders interessant: Auch der Urenkel des Südtiroler Schnitzers Josef Obletter, der noch immer die Werkstatt seines Vorfahren betreibt, zeigt Interesse an der Restaurierung. Dies hat Henning Pfingst ausfindig gemacht und hat von Obletter einen Kostenvoranschlag eingeholt: 18 500 Euro für die Arbeiten an den Figuren, Kreuzen und Dächern. Die kostenintensivste Sanierungsmaßnahme, aber auch die sinnvollste, so finden Henning Pfingst und Stadtpfarrer Berthold Helgert, wäre es, von der Fachfirma Ara Kunst in Altrandsberg Repliken herstellen zu lassen. Im Idealfall könnte man von den bereits restaurierten Figuren einen Steinguss herstellen. Die damit verbundene Gewichtszunahme würde dann aber eine völlig neue Art der Anbringung erfordern. Deshalb beläuft sich der aufzuwendende Betrag pro Figur nach Schätzungen von Ara Kunst und Pfarrgemeinderat auf weit über 5000 Euro. Die Restaurierung der Originale, die dann anderweitig unterzubringen wären, käme noch hinzu. Doch diese Überlegungen sind ohne einen Spender nicht realisierbar. Und so heißt es weiterhin: Die Kreuzigungsgruppe ist dem Verfall preisgegeben. Ein kulturelles und religiöses Kleinod der Stadt und der Kirchengemeinde Viechtach ist − 100 Jahre nach seiner Errichtung − ernsthaft bedroht.

Literatur