Rohrgewebefabrik Leo Bauer KG

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380 Mitarbeiter und zehn Millionen Mark Umsatz hatte die Rohrgewebefabrik in Eisenfelden zu ihren besten Zeiten.
Der gebürtige Münchner Leo Bauer. (Foto: Wimmer)

Die Rohrgewebefabrik Leo Bauer KG war ein 1910 gegründetes bayerisches Unternehmen, das von 1920 bis 1970 seinen Hauptsitz in Eisenfelden bei Winhöring hatte.

Geschichte

Vorgeschichte & Gründung

Firmengründer der Rohrgewebefabrik war der Münchner Leo Bauer (* 1889; † 1941). Er machte sich 1910 selbstständig, gründete in München eine kleine Schilfrohrweberei. 1913 verlegte er das Unternehmen nach Neuötting ins damalige Strasser-Anwesen (später Gandlgruber Betonbau) an der Bahnhofsstraße. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste der Betrieb eingestellt werden: Bauer wurde zu den Waffen gerufen. 1920 aber startete er in Eisenfelden, Gemeinde Winhöring, wieder durch.

Das Schilfrohr wurde vorwiegend in Südosteuropa eingekauft. In Eisenfelden wurde es zu Matten oder Platten verarbeitet, die dann im Hausbau zum Einsatz kamen. Die Produkte kamen unter dem Sammelbegriff „Goliath“ auf den Markt.

Leo Bauer starb 1941 im Alter von nur 52 Jahren. Das Erbe trat seine Witwe Anna Bauer an. Sie übergab den Betrieb 1944 den beiden Söhnen Karl und Adolf Bauer. Die beiden „erkannten die Forderungen der neuen Zeit“, so Helmut Keck über die späten 40er und frühen 50er:„Durch die Aufnahme eines neuen Produktionszweiges - Herstellung von Schilfrohr-Leichtbauplatten - musste und konnte die Rohrgewebefabrik erheblich erweitert werden und erhielt zu Beginn der 1950er Jahre ihre engültig Größe und Aussehen.“

Adolf Bauer engagierte sich daneben auch noch politisch, wurde 1952 zum Ersten Bürgermeister gewählt: „Er hat seine Heimatgemeinde Winhöring aus dem Dornröschenschlaf erweckt und zu einer attraktiven und modernen Gemeinde fortentwickelt“, stellte Keck in seiner Betrachtung fest.

Höhepunkt & Niedergang

Um 1969 war die Rohrgewebefabrik an einem Höhepunkt angelangt. Das 50-jährige Gründungsjubiläum wurde mit einem Jubiläum im Burghauser Stadtsaal begangen, rund 350 Mitarbeiter wohnten der Feier bei. Hier wie auch bei anderen Unternehmungen der Firma, etwa den Betriebsausflügen, herrschte ein besonderer Geist, wie Keck immer wieder gehört hat.

Mitte der 1960er Jahre begann der Niedergang für die Fabrik, die zu den besten Zeiten rund 380 Mitarbeiter hatte und zehn Millionen Mark Umsatz nach damaliger Währung verbuchen konnte. Immer mehr kamen „Heraklith“-Platten statt Rohrgewebe zum Einsatz, denn die Einfuhr von Rohrgewebe aus dem Ausland erwies sich bald als billiger. Und so wurde die Produktion in Eisenfelden allmählich immer unwirtschaftlicher. 1969 war die Anzahl der Rohrgewebe-Hersteller in der Bundesrepublik von einst 137 auf nun zehn gesunken. In Eisenfelden wurden die Produktion zum 31. Dezember 1970 aufgegeben.

Literatur