Stenographenverein Viechtach

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Kurz nach dem 1. Weltkrieg hat es in Viechtach einen Stenographen-Verein gegeben. Gründungsprotokoll oder sonstige schriftliche Urkunden gibt es allerdings nicht. Der Viechtacher Stenographen-Verein hat aber nicht nur die Kurzschrift gefördert, sondern auch das kulturelle Leben des Marktes bereichert. Mit der Machtübernahme der Nazis im Jahre 1933 verliert sich die Spur des Stenographen-Vereins Viechtach.

Die Stenographin mit der Nummer eins

Die einzigen bislang bekannten Unterlagen über den Stenographen-Verein besitzt der Fotograf und frühere Drogerie-Inhaber Hermann Popp. Seine Mutter war Hermine Beutlmüller, die Nummer eins der Viechtacher Stenographen, die am 19. Dezember 1900 in München geboren wurde. 1910 übersiedelte die Familie Beutmüller aus beruflichen Gründen nach Viechtach und wohnte in der Herrenstraße (heute Ringstraße). Hermine heiratete 1931 den Drogisten Michael Popp, am 26. Januar 1989 ist sie in Viechtach gestorben. „Meine Mutter war eine leidenschaftliche Stenografin und hat die Kurzschrift bis ins hohe Alter angewandt“, erinnert sich Hermann Popp. Obwohl sie nie darüber gesprochen haben, hält er es für möglich, dass seine Mutter auch an der Gründung des Stenographen-Vereins in Viechtach maßgeblich beteiligt war. Eine Vielzahl von „Diplomen“ beweist aber, dass Hermine Beutmüller überaus aktiv und offensichtlich die Nummer eins der Stenographen war. Von 1918 bis 1927 gibt es Urkunden, mit denen ihr der 1. Preis bei „Richtig- und Schönschreiben“ oder in der „Deutschen Einheitskurzschrift“ zuerkannt wurde. Darüber hinaus hat sie erfolgreich an Preisschreiben des „Kaufmännischen Stenographenvereins Gabelsberger e. V. München“ teilgenommen. Und in der letzten Urkunde aus Landshut vom 21. Mai 1932 spricht der Kreisverband der niederbayerischen Stenographen-Vereine Frau Hermine Popp, „dem eifrigen und erfolgreichen Förderer der Kurzschrift, Dank und Anerkennung“ aus.  

Theateraufführungen

Der Viechtacher Stenographen-Verein hat das kulturelle Leben mit Theateraufführungen bereichert. Dies dokumentiert zum Beispiel die schriftliche Einladung zu einer Theateraufführung am Sonntag, 8. Februar 1920 im Saal der „Alten Post“ in Viechtach. Gespielt wurde „Im weißen Rössl“, ein Lustspiel in drei Aufzügen und die Liste der Darsteller enthält eine Reihe altbekannter Viechtacher Namen. Das gleiche gilt für eine weitere Aufführung mit einem Marsch aus Wagners Tannhäuser und einem „stenographischen Schwank“. Da alle Mitwirkenden Mitglieder des Stenographen-Vereins waren, ist denkbar, dass damit Anschaffungen für den Verein finanziert werden sollten.

Literatur