Carlo Lurago

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Frontansicht des Stephansdoms in Passau

Carlo Lurago (* 14. Oktober 1615 in Pellio Superiore; † 12. Oktober 1684 in Passau) war ein italienischer Architekt und Stukkateur, der zunächst vor allem in Böhmen und später auch als Dombaumeister in Passau tätig war. Er war einer der bedeutendsten Baumeister des böhmischen Barock und ist in Passau Namensgeber der Luragogasse.

Herkunft

Carlo Lurago wurde 1615 als Sohn von Giovanni Antonio di Cesare und Margarita Lurago geboren und zählt wegen seiner Herkunft aus dem Gebiet um den Comer See (nahe Mailand) zu den sogenannten „Comasken“; das waren lombardische Künstler, die vor allem in Böhmen, Schlesien, Österreich und im südostdeutschen Raum tätig waren.

Berufliches Wirken

In Prag

Im Jahr 1638 kam Lurago nach Prag und war dort vor allem im den Dienst des Jesuitenordens tätig. Bis 1648 war er mit der Erfüllung seines ersten Auftrags beschäftigt, der Stuckdekoration der gotischen Salvatorkirche am Kreuzherrenplatz.

Das Bürgerrecht inkl. der Gewerbefreiheit erwarb Lurago 1648. Daraufhin gründete er eine Baugesellschaft, die er gemeinsam mit seinem Neffen Francesco Anselmo Lurago sehr erfolgreich leitete. Immerhin wurde er dadurch zu seinem der meistbeschäftigten Architekten seiner Zeit und erhielt seine Aufträge nicht nur durch die Kirche, sondern auch durch den Adel.

1649 bis 1659 arbeitete er – in kaiserlichem Auftrag und gemeinsam mit Giovanni Pieroni und Santino Bossi – an den Prager Befestigungsbauten. Abgesehen von verschiedenen Kirchen und Klosterbauten (z.B. in Bresnitz oder Königgrätz) begann Lurago im Jahr 1654 mit einem seiner größten Projekte, mit dem Bau des Clementinums (vermutlich nach Entwürfen Francesco Carattis). Von diesem größten jesuitischen Baukomplex in Böhmen kann er allerdings nur den Westflügel und die Eligiuskapelle sowie Teile des Nordtrakts vollenden, bevor er 1679 durch Domenico Orsi abgelöst wird.

Werkübersicht

Weitere Bauprojekte in Böhmen und insbesondere in Prag unter Luragos Mitwirkung waren:

  • 16371659: Barockes Rathau, Náchod
  • 16381648: Gotische Salvatorkirche am Kreuzherrenplatz, Prag
  • 16421650: Jesuitenkolleg und Kirche St. Franziskus und Ignatius, Bresnitz (B?eznice)
  • um 1650: Kirche St. Maria unter der Kette, Prag
  • 16501659: Schloss und Schlosskapelle, Náchod
  • 1651: Palais Lobkowitz, Prag
  • 16541666: Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt, Königgrätz (Hrádec Králové)
  • 16541679: St.-Ignatius-Kirche, Klattau (Klatovy)
  • 16541679: Gebäudetrakt Clementinum, Prag
  • 16551661: Schloss, Neustadt an der Mettau (Nové M?sto nad Metují)
  • 16571661: Wallfahrtskirche in Sankt Johann unter dem Felsen, Beroun
  • 1658: Steinerne Vogelhäuser, Prag
  • 16591674: Kirche und Kreuzgang der Wallfahrtskirche, P?íbram
  • 16631671: St.-Ignatius-Kirche, Komotau (Chomutov)
  • 16631668: Kloster im Wald, Kladno
  • 16651670: St.-Ignatius-Kirche, Prag
  • 16651670: Dreifaltigkeitskirche, Klösterle
  • 16661668: Schloss Humprecht, Sobotka
  • 15781653: St.-Salvator-Kirche im Clementinum, Prag
  • 1673: Professhaus Sankt Nikolaus, Prag

In Passau

Am 27. April 1662 wurde der Passauer Dom durch einen Stadtbrand zu einem Großteil zerstört. Für den Neubau verantwortlich zeichnete von 1668 bis 1683 Carlo Lurago, inzwischen Dombaumeister. Im Verlauf dieser Tätigkeit wurden sieben Verträge mit Lurago stipuliert. Nach seinen Plänen wurden die doppeltürmige Westfassade und ein neues Mittelschiff errichtet. Die beeindruckende Stuckdekoration entstand in Zusammenarbeit mit Giovanni Battista Carlone.

Betrachtet man die weiteren Bauten Luragos, so sollte vor allem noch die Wallfahrtskirche Maria Taferl bei Poggstal in Niederösterreich (1670 bis 1671) sowie die Karmelitenkirche St. Joseph in Regensburg (1641 bis 1672) erwähnt werden.

Literatur

  • Franco Cavarocchi: Die Passauer Domkünstler aus dem Intelvital, in: Der Passauer Dom, Festschrift, Passau 1980