Geistlicher Widerstand

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Viele Geistliche in Niederbayern leisteten Widerstand gegen die braunen Machthaber.

Geschichte

1933 kam es zur Machtübernahme von Hitler. Aus Angst vor den Nazis hatte ein großer Teil der Bevölkerung allzu schnell die Farbe gewechselt. Die Nationalsozialisten wollten die Dorfgeistlichen in die Defensive drängen, indem sie den kirchlichen Vereinen jedes öffentliche Auftreten verboten. Pfarrer Ludwig Osterer von Kößlarn hatte sich gegen die Zerstörung der christlichen Gewerkschaften und katholischen Arbeitervereine zur Wehr gesetzt. Trotz aller Schikanen kam es am 21. März 1933 in der Kößlarner Pfarrkirche zu einem eindrucksvollen Bekenntnis für den Glauben.

Der Lokalzeitung ist zu entnehmen: „Der Kath. Arbeiterverein und der Kath. Burschenverein Kößlarn hielten am Josefi-Tag eine Generalkommunion ab. Eine besondere Note erhielt der Tag durch die Anwesenheit des Diözesansekretärs der Kath. Burschenvereine, Herrn Kooperator Wasmaier. Die Kommunionfeier gestaltete sich zu einer mächtigen, erhebenden Kundgebung der Kath. Burschen- und Arbeiterschaft Kößlarns für ihren Glauben und ihr Christentum, zu einer Heerschau vor ihrem Führer Christus. Der Herr Präses des Arbeiter- und Burschenvereins dankte Herrn Sekretär Wasmaier für seine zündenden und aufrüttelnden Worte, womit er der Arbeiter- und Burschenschaft Kößlarns wieder neuen Kämpfergeist eingeflößt und neue Impulse gegeben habe.“

So mancher Geistliche hatte sich durch sein unangepasstes Verhalten den Zorn der Nazis zugezogen. Auch der Klerus war von einer gerichtlichen Verfolgung betroffen. Bereits im Juni 1933 wurden im Dekanat Aigen bei sechs Geistlichen Hausdurchsuchungen vorgenommen. In der Pfarrei Kößlarn im Benefiziatenhaus. Die Durchsuchungswelle ging weiter. Über 12 000 Weltpriester, so auch Pfarrer Alois Geier von Wittibreut, gerieten ab 1933 mit den braunen Machthabern in Konflikt.

Die NS-Propaganda unternahm alle nur denkbaren Anstrengungen, um die Glaubwürdigkeit der Kirche zu untergraben. Das bedeutete allerdings nicht, dass alle Geistlichen ihren Frieden mit der neuen Regierung gemacht hätten. Gerade die Pfarrer waren der eigentliche Gegenpol gegen die Nazis im Ort. Pfarrer Ludwig Osterer von Kößlarn misstraute der Partei. Er hatte eine gesunde Abscheu gegenüber den Braunhemden. Von Anfang an hatte er aus seiner Abneigung gegen das NS-Regime keinen Hehl gemacht. In seinen jährlich abgefassten Seelsorgeberichten kommt das ganz deutlich zum Ausdruck. 1933 schrieb er: „Die Hitler Partei betreibt Verhetzung gegen die Geistlichkeit.“

Pfarrer Osterer wollte wachrütteln. Sein Vorbehalt gegen das NS-Regime zeigte sich auch in der Ablehnung der Beflaggung der Kirchengebäude mit Hakenkreuzfahnen. Erst am 16. August 1934 kaufte der zum Geistlichen Rat und Dekan ernannte Ludwig Osterer beim Schneidermeister Franz Wagner eine drei Meter lange Reichsfahne (schwarz-weiß-rot).

Von der Kößlarner Gendarmerie wurde die Herausgabe des Vermögens der „Jungfrauen-Kongregation“ verlangt. Sie wurde von der Kirche strikt verweigert und es folgte keine weitere Aufforderung mehr. Die Wut mancher Kößlarner über das Auftreten war groß, doch wagten sie nicht, gegen den beliebten Geistlichen einzuschreiten.

Regimekritische Äußerungen oder Handlungen erwiesen sich als gefährlich. Gezielte Provokationen des braunen Mob waren dann die Folge. Dass Drohungen ernst gemeint waren, erfuhr der Pfarrer von Wittibreut, dem man die Fensterscheiben im Pfarrhof eingeworfen hatte.

Eine abschätzige Bemerkung über den Reichskanzler und „Verführer“ sollte in Wittibreut dem Pfarrer zum Verhängnis werden. Selbst im Wirtshaus konnte man nicht mehr wissen, wen man vor sich hatte. Denunzianten in Wittibreut erstatteten gegen den Pfarrer Anzeige. Die Presse notierte weiter: Wittibreut. Am 29. Juni wurde der katholische Pfarrer Alois Geier von Wittibreut von der Gendarmerie in Schutzhaft genommen und in das Amtsgerichtsgefängnis Simbach eingeliefert. Dem Vernehmen nach hat sich Pfarrer Geier am 26. Juni abends im Kellerhause der Friedlmeier’schen Brauerei in Wittibreut in Gegenwart mehrerer Gäste beleidigende Äußerungen über unseren Reichskanzler Adolf Hitler erlaubt.

Üblicherweise wurden man nach der Verbüßung der Haft ins KZ Dachau eingewiesen, also „Schutzhäftlinge“. Um sie vor der Wut der loyalen nationalsozialistischen Bevölkerung zu schützen, wie die scheinheilige Begründung damals hieß.

Ein Schachzug der Kirche war natürlich die Heiligsprechung des Bruders Konrad von Parzham im Jahr 1934. Diese Feierlichkeit wurde zu einer machtvollen Demonstration für den Glauben. Rotthalmünster, 8. Februar: Aus Rom traf die Nachricht ein, dass die Heiligsprechung unseres Landsmannes, des seligen Bruder Konrad von Parzham am Josefitag (19. März 1934) stattfindet. Aus diesem feierlichen Anlasse sind 3 Sonderzüge nach Rom vorgesehen. Am Tag der Heiligsprechung müssen ab 11 Uhr die Glocken sämtlicher Kirchen der Stadt Rom (800 an der Zahl) eine halbe Stunde lang geläutet werden.

Literatur