Loud

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Eine Loudhitn (Lohhütte) ist ein temporäres Holzrahmenbauwerk, dessen Wände außen mit Holzrindentafeln beschlagen sind und dessen Dach mit ebensolchem Material eingedeckt ist.

Der Begriff

Das Wort Lohe, dessen bairische (Bayerischer Wald und Oberpfalz?) Ausformung Loud ist, wird gewöhnlich nur für Gerberlohe[1] verwendet. Hier bezieht sich das Wort auf die Tafeln abgelöster Rinde (vor allem von Tanne, Fichte oder Buche), die zum Verschlagen von Wänden oder Belegen von Dächern an einfachen Holzbauten verwendet werden. Zur Gewinnung werden Loheisen[2] verwendet.

Etymologisch wird das Wort Lohe auf das ahd. und mhd. Wort für „Abgeschältes, Losgelöstes“ zurückgeführt[3].

Beschreibung

Im Buch „Schee is gwen, owa hirt – Alte Bilder aus dem Bayerischen Wald“[4] sind historische Fotografien von Rindenhütten abgebildet. Dort ist vermerkt: „Bevor ein neuer Schlag angegriffen wurde, bauten sich die Holzhauer eine ‚Loudhüttn‘ als Unterkunft. Weil es ein sonniges trockenes Waldstück war, wo sicher ein Quellwasser nahe war, hatte sich der Förster zuvor schon einen Hochsitz aufrichten lassen.“ Der Platz wurde nach Möglichkeit so gewählt, dass er von der Morgensonne belichtet wurde und dass der Boden trocken war.

Errichtet wurden diese Hütten als Holzrahmenbau aus ungerindelten (ungeschälten), vor Ort gewonnenen Rundhölzern. Üblich war ein Pultdach, denn die Ausbildung einer wasserdichten Firstüberdeckung war aufwendig. Wände und Dach wurden mit frischen Rindentafeln benagelt, ursprünglich mit kleinen zugespitzten Holznägeln aus Zweigabschnitten, in jüngerer Zeit mit industriell gefertigten Drahtstiften. Der Boden wurde gegen die Bodenkälte und -feuchte mit frischen Nadelholzästen („Grassert“) ausgelegt. Eine obere Schicht wurde aus dürrem Astwerk gelegt.

In den Staatsforsten wurden in Rundholzblockbau auch dauerhaftere Hütten errichtet, die zur Verbesserung der Winddichtheit und zum Schutz der Wände gegen Schlagregen mit Rinde beschlagen wurden. Ab den 1950er Jahren wurde auch in den Forsten des Inneren Bayerischen Waldes gewöhnlich nicht mehr genächtigt. Am Hirschkopf bei Finsterau waren nahe einer Quelle zunächst temporäre Rindenhütten aufgestellt worden, 1907 folgte unter dem Haumeister Johann Degenhart ein erster fester Bau[5], der später zu einer komfortableren Hütte mit Herd und festen Schlafstätten ausgebaut wurde.

Anmerkungen

  1. Das Lemma „Gerberlohe in Wikipedia
  2. Zum Werkzeug Loheisen siehe Lisa Maria Ornezeder: Pragmatischer Leitfaden zur Inventarisierung von Forstwirtschaftswerkzeug und -gerät (= Inventarisierungsleitfaden der Freilichtmuseen Finsterau und Massing, Band 8, hg. v. Martin Ortmeier), S. 76 f.
  3. Das Lemma Lohe für „zum Gerben verwendete Rinde“ in: Duden. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim-Wien-Zürich 1963, S. 408, ISBN 3-411-00907-1
  4. Martin Ortmeier: Schee is gwen, owa hirt. Alte Bilder aus dem Bayerischen Wald. Amberg 2003 (wesentlich erneuerte 6. Auflage Regenstauf 2022), S. 66 und 67
  5. Es gibt einen Eintrag zur sogenannten Hirschkopfhütte in Niederbayernwiki.