Bayerischer Wald

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Die Hängebrücke über die Wolfsteiner Ohe in der Buchberger Leite im Bayerischen Wald. (Foto: Archiv Peter)

Der Bayerische Wald ist ein Mittelgebirge in Ostbayern, das sich über Teile von Niederbayern und der Oberpfalz erstreckt.

Geographie

Winter im Bayerischen Wald

Der Gebirgszug verläuft in nordwestlich-südöstlicher Richtung, geht östlich zur tschechischen Grenze weiter und wird ab dort als Böhmerwald bezeichnet. Seine südöstliche Fortsetzung nach Oberösterreich ist der Sauwald und das Mühlviertel, im Norden grenzt er, unterbrochen durch die Cham-Further Senke, an den Oberpfälzer Wald. Selbst der Neuburger Wald gilt in geographischer Hinsicht als Ausläufer des Bayerischen Waldes.

Zwischen Donau und Regen verläuft der Vordere Bayerische Wald, dann folgt die Niederung der Regensenke, bevor sich im Grenzgebiet der Hintere Bayerische Wald erhebt. Die höchsten Berge des Bayerischen Waldes sind der Große Arber mit 1.456 m und der Große Rachel (1.453 m).

Ein Teil des Gebiets wurde 1970 zu Deutschlands erstem Nationalpark erklärt, dem Nationalpark Bayerischer Wald. Er wurde 1997 erweitert und bildet mit Tschechiens Nationalpark Šumava eines der größten Schutzgebiete Europas. Der 1967 errichtete Naturpark Bayerischer Wald umfasst den größten Teil des übrigen Bayerischen Waldes auf niederbayerischem Gebiet. Nordwestlich schließt daran der Naturpark Oberer Bayerischer Wald an.

Im Bayerischen Wald wurde außerdem das erste E-Werk in Bayern errichtet.

Geologie

Der Bayerische Wald und mit ihm der Oberpfälzer Wald und der Böhmerwald gehören geologisch gesehen zum Moldanubikum. Dies bezeichnet den ältesten Teil der Böhmischen Masse, welche sich im Erdaltertum vor ca. 600 Mio. Jahren gebildet hatte und sich nach Osten hin zum tertiär geprägten Böhmischen Becken abgrenzt. Dieses Gebirge besteht zum größten Teil aus metamorphen Gesteinen. Unter Metamorphose versteht man in der Geologie den Umwandlungsprozess von Gesteinen unterhalb der Zone der Verwitterung, bei dem durch Veränderung von Temperatur, Druck oder chemischer Umgebung der Mineralbestand oder das Gefüge wesentlich verändert wurden. Häufigste Gesteine sind Gneise (einstige Sedimentablagerungen im Urmeer) und Glimmerschiefer, die durch Druck und Hitze im Erdinneren kristallin verformt und während der Periode der Alpenauffaltung gebrochen wurden. Die so entstandenen Hohlräume wurden von eindringendem Magma durchsetzt, das unter hohem Druck langsam erkaltete (so genannte Granitintrusiva). Durch die Verwitterungsprozesse der Jahrmillionen treten diese Bereiche des Hartgesteins jetzt nahe an die Oberfläche. Diese Bereiche sind heute die wichtigsten Gebiete für den Abbau von Granit. Eine mit Quarz gefüllte Spalte zwischen zwei Schollen des Grundgebirges verläuft von Nordwesten nach Südosten durch den gesamten Bayerischen Wald, der so genannte Pfahl. Diese geologische Störungslinie trennt den Bayerischen Wald in zwei fast gleich große Teile, den Vorderen und den Hinteren Bayerischen Wald. Die auffälligsten weißen Quarzfelsen des Pfahls bei Viechtach bezeichnet man als Großer Pfahl. Sie gelten als eine der bedeutensten Naturschönheiten in dieser Region.

Bergbau

Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Bergbau im Bayerischen Wald immer weiter erschlossen. Zunächst in Form von Pingen und Schürfgruben, später auch Untertagebau. Das bekannteste Beispiel ist der heute erschöpfte Abbau am Hühnerkobel auf der Kiesebene bei Rabenstein. Auch im Ortskern von Zwiesel war ein Quarzbruch in dem 1841 das Phosphat-Mineral „Zwieselit“ endeckt wurde. Zudem gab es Quarzbrüche auf der Taferlhöhe bei Frauenau und auf der „Blötz“ nahe Bodenmais. Hier wurden unter anderem Pegmatite abgebaut. Diese besoders reinen Quarze lieferten den Grundrohstoff für die Glashütten des Bayerwaldes. Die auffällig weißen Quarze des Pfahls (auch Pfahlquarze) eigneten sich aufgrund stoffliche Verunreinigung nicht für die Glaserzeugung und wurden andersweitig, zum Beispiel als Straßenschotter gebraucht.

Folgen des Klimawandels

Wie das Projekt „Bioklim“ (Start 2006) der Experten um den Forscher Dr. Claus Bässler zeigt, verhält es sich mit dem Klimawandel im Bayerischen Wald ähnlich wie im Rest der Welt. So erhöhte sich die Temeratur in den Hanglagen in den letzten 130 Jahren von 5 auf 6 Grad Celsius. In den Frühlingsmonaten April und Mai konnten die Forscher in den letzten 35 Jahren einen Anstieg von 0,5 Grad Celsius pro Jahrzehnt feststellen. Seit den 1980er Jahren kann man einen besonders deutlichen Zuwachs an CO2 Ausschüttung feststellen, was auf die wachsenden Industrien zurückzuführen ist.

Mit den steigenden Temperaturen gerät jedoch die Fauna und Flora des Nationalparks ins Ungleichgewicht. So treiben etwa Bäume, wie die Buche jährlich einen halben Tag früher aus, sodass diese 2014 um 3 Wochen früher ausschlagen als noch vor 30 Jahren. Diese verfrühten Reaktionen könnten für Bodendecker wie beispielsweise das Buschwindröschen schlimme Folgen haben, da das bereits dichte Blätterwerk der Buche die Sonne aussperrt und es somit zu ehöhter Nässe kommen kann.

Vor allem Insekten und Vögel zeigen bereits jetzt schon stark verändertes Verhalten. Vögel nisten nämlich in höheren Regionen und Insekten könnten bald sogar eine ganze Generation mehr durchbringen, was bei Schädlingen wie der Zecke sehr unangenehm würde.

Name

Der Behemisch waldt ist unter diesem Namen bereits auf der ersten Landkarte Bayerns von Johannes Aventinus aus dem Jahr 1523 eingetragen. Erst im 19. Jahrhundert, als nach der Säkularisation das Hochstift Regensburg und das Hochstift Passau an Bayern gefallen und damit das diesseitige Gebiet des Waldgebirges von Regensburg bis Passau durchgehend bayerisch geworden war, entstand der Begriff Bayerischer Wald, der 1829 von Johann Daniel Albrecht Höck in seiner Beschreibung des Unterdonaukreises als Landschaftsname eingeführt wurde. Das maßgebende Buch Der bayrische Wald (Böhmerwald) von Bernhard Grueber und Adalbert Müller aus dem Jahr 1846 beinhaltete bereits die bis heute fortbestehende Begriffsunsicherheit. Dort wird zunächst der Böhmerwald beschrieben, wovon Österreich den eigentlichen Böhmerwald und den österreichischen besitze, Bayern dagegen den oberpfälzischen und den bayerischen Wald. Diese Abtrennung des Bayerischen Waldes allein durch die Landesgrenze vom „eigentlichen“ Böhmerwald bildet seit jeher ein Problem, da es in geographischer Hinsicht keine der Landesgrenze folgende Trennlinie gibt.

Nachdem Maximilian Schmidt in Freyung das Böhmerwaldlied entdeckte und 1893 zum Leitmotiv seiner Erzählung Am Goldenen Steig machte, setzte sich die Bezeichnung Böhmerwald auch diesseits der Grenze weitgehend durch. Bis 1918 nannte man den Gebirgsteil bis zur Pfahl-Senke Böhmerwald.[1]

Erst seit dem Ersten Weltkrieg wurde zunehmend auf einer Unterscheidung bestanden. Am 12. Mai 1930 kritisierte die Bayerische Waldzeitung unter der Überschrift „Mangelndes Geographiewissen“ das Kreuzworträtsel einer nicht näher benannten Münchener Wochenzeitschrift, worin nach einem „Berg im Böhmerwald“ gefragt wurde, worauf sich als Antwort das Wort „Arber“ ergab: „Der Verfasser dieses Rätsels weiß entweder nicht, dass sich der Arber, der König des Bay. Waldes, auf bayerischem Gebiete befindet, oder er kennt den Unterschied zwischen Bayerischer Wald und Böhmerwald nicht.“[2]

Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Begriff „Böhmerwald“ für das diesseits der Grenze liegende Gebiet von den bayerischen Behörden vermieden. Einen wichtigen Anteil hatte dabei das von 1948 bis 1951 in Landshut beheimatete Amt für Landeskunde, dessen Einteilung maßgebend für die Gliederung der naturräumlichen Haupteinheiten Deutschlands wurde. Am 15. November 1950 kam es zu einer offiziellen Vereinbarung, wonach die Bezeichnung „Böhmerwald“ auf die außerhalb der deutschen Staatsgrenzen liegenden Gebirgsteile beschränkt werden sollte. Innerhalb Bayerns sollte das betreffende Gebiet „Hinterer Bayerischer Wald“ und „Hinterer Oberpfälzer Wald“ heißen. Diese Sprachregelung wird aus geographisch-geologischen Gründen mit Vorbehalt aufgenommen. Besonders auf überregionalen Karten wird der Begriff Bayerischer Wald meist auf das Vorgebirge (den nach anderer Auffassung Vorderen Bayerischen Wald) beschränkt und so der Bayerische Wald physikalisch vom Böhmerwald unterschieden. Während die Bezeichnung „Vorderer Bayerischer Wald“ häufig weit gefasst und auch auf den Falkensteiner Vorwald bezogen wird[3], hat sich die Bezeichnung „Hinterer Bayerischer Wald“ überhaupt nicht eingebürgert[4].

Tourismus

Abgestorbener alter und nachwachsender junger Wald im Nationalpark Bayerischer Wald

Noch 1855 charakterisierte der Geograph Carl Ritter den Grenzwald als „terra incognita, wenigstens was die genauere Kenntnis der Einzelheiten betrifft“, dem sich nur zögernd die ersten Reisenden näherten. Nicht zuletzt die Werke Adalbert Stifters machten den Böhmerwald einem breiteren Publikum bekannt. 1883 wurde der Bayerische Wald-Verein e.V. gegründet. 1909 fuhr der erste Wintersport-Sonderzug von Regensburg nach Zwiesel.

Während sich der Wintersportverkehr gut einführte, stellte der Bayerische Wald im Sommer ein Reiseziel überwiegend für weniger anspruchsvolle Fußwanderer dar. Eine Belebung brachte in den 1930er Jahren der staatlich organisierte Kraft-durch-Freude-Reiseverkehr in die „Bayerische Ostmark“. Vor allem Gäste aus Sachsen und Thüringen wurden damals in das Gebiet gelenkt.

Nach Kriegsende begann die systematische Erschließung des Bayerischen Waldes für den Tourismus. So erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen im Gebiet um Grafenau von 13.000 im Jahr 1937 auf 439.000 im Jahr 1966 und erreichte damit die höchste Zuwachsrate unter allen bayerischen Fremdenverkehrsgebieten.

Bis dahin blieb der Tourismus wirtschaftlich auf wenige Gasthöfe und kleine Hotelpensionen beschränkt. Anfang der 1970er Jahre entstanden, gestützt auf staatliche Förderungsmöglichkeiten, zahlreiche Ferienzentren und Großhotels der gehobenen Klasse, darunter Hotel Wastlsäge in Bischofsmais, Kurhotel St. Englmar, Steigenberger-Sonnenhof-Ferienhotels in Grafenau, Lam (Oberpfalz) und Bodenmais sowie das Ferienhotel Dreiburgensee am gleichnamigen See.

Die touristischen Großprojekte stellen seit Mitte der 1970er Jahre im Bayerischen Wald einen bedeutsamen wirtschaftlichen Faktor dar. Etwa ab 1976/1977 erreichten die Übernachtungen nicht mehr die extrem hohen Zuwachsraten wie in den beiden Jahrzehnten davor. Seit Beginn der 1980er Jahre blieben sie im Wesentlichen auf dem erreichten Niveau.

Nach den Veränderungen von 1989 auf tschechischer Seite zeichnet sich das Bemühen ab, das gesamte Gebiet wieder mehr als eine Einheit aufzufassen, u.a. in der Euregio Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn. Auch das von 2009 bis 2011 gelaufene Projekt Touristisches Destinationsmanagement Bayerischer Wald – Šumava sollte die Grenze zwischen dem Bayerischen Wald und dem Böhmerwald für den Tourismus durchlässiger machen.

Urlaub in Zahlen

Im Bayerischen Wald gab es 2008 7,08 Millionen Übernachtungen. Das ist im Vergleich zu 2007 (Minus 2,9 Prozent) eine Besserung auf ein Minus von 0,3 Prozent.
Der Landkreis Regen schnitt dabei besser ab als der Landkreis Freyung-Grafenau. Hier liegen bisher nur die Zahlen von Januar bis November 2008 vor. Bis dahin verzeichnet der Landkreis Regen ein Plus von sechs Prozent bei den Übernachtungen, während der Landkreis Freyung-Grafenau ein Minus von 2,8 Prozent zu verschmerzen hat.

Imageoffensive

Im Dezember 2007 wurde die Imageoffensive Bayersicher Wald ins Leben gerufen. Darin gilt es, das Billig-Image des Bayerischen Waldes zurecht zu rücken, und die Kernbotschaften zu vermitteln: unberührte Natur, ursprüngliches Bayern – ohne Make-up, Herzlichkeit der Gastgeber, vielfältige Möglichkeiten beim sanften Sport und sehr hoher Erholungswert für unterschiedlichste Zielgruppen.

Einige Projekte wurden bereits gestartet, wie zum Beispiel Fernsehwerbung bei „sternTV“, Radiowerbung auf Bayern 3, Redaktionsserien in der „Yellow-press“, Engagement bei Bayern-3-Partyschiff und der Bayern-1-Sommerreise über Radio- und TV-Werbung in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen und Großplakaten in Großstädten. So wurden schon rund 100 Millionen Kontakte erreicht.

Der nächste Schritt ist 2009 der Aufbau von Premiummarken. Hierbei stehen vier Schwerpunkte fit & aktiv, Wellness & Gesundheit, Natur & Erleben sowie Familie & Kind im Vordergrund.

Die Produktentwicklung hat bei fit & aktiv zu Goldsteig-Gehnuss (Wandern) und dem EldoRado (Radfahrer) geführt. Bei Natur & Erleben steht das Produkt „Bayerwald-Expeditionen“ (in Nationalpark, Naturparke) in den Startlöchern. Bei Familie & Kind will man mit „WellFitWald“ (Thema Kinderland Bayerischer Wald) punkten.

Ziel ist es, den Bayerischen Wald stärker zu profilieren, und die Gäste – auch mit neuen Erfahrungen – emotional zu binden. In der Umsetzung gehören dazu auch Verbesserung der Infrastruktur, Schaffung kreativer Angebote, verbesserte Zielgruppenansprache und Vernetzung des vorhandenen Angebotes.

Vereine

Der älteste Verein, der den Bayerischen Wald als Gegenstand hat, ist der 1883 gegründete Bayerische Wald-Verein e.V.. In späterer Zeit entstanden neue Gruppierungen zum Schutz des Bayerischen Waldes mit teilweise unterschiedlicher Orientierung. Dazu gehören unter anderem die Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes e.V. sowie die Verein ProNationalpark Zwieseler Winkel und Pro-Nationalpark Freyung-Grafenau. Das areal ist eine Initiative gegen die Landschaftszerstörung im Bayerischen Wald, der Naturkundliche Kreis Bayerischer Wald e.V. hat sich die wissenschaftliche Erforschung des Bayerischen Waldes zum Ziel gesetzt.

Werbung für Holz

Um das Wachstums- und Innovationspotenzial von Holz besser zu nutzen, haben sich die Landkreise Freyung-Grafenau, Regen, Cham (Oberpfalz), Straubing-Bogen, Deggendorf und Passau 2008 zum Netzwerk Forst und Holz Bayerischer Wald zusammengeschlossen.

Einzelnachweise

  1. Fritz Pfaffl: Die Mineralien des Bayerischen Waldes, S. 12
  2. Der Bayerwald-Bote, 13. Mai 2010
  3. Vorderer Bayerischer Wald
  4. Fritz Pfaffl: Die Mineralien des Bayerischen Waldes, S. 12

Literatur