Paulus Sladek

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Das Grab von Paulus Sladek auf dem Friedhof Zwiesel

Dr. habil. Paulus Sladek OSA (* 28. Januar 1908 in Trebnitz; gebürtig Fritz Sladek; † 2. November 2002 in Zwiesel) war Augustiner-Eremit, Dozent der Theologie und Mitbegründer der Ackermann-Gemeinde.

Leben und Wirken

Der Lehrersohn Fritz Sladek, der deutsche und tschechische Verwandte hatte, wuchs in Böhmisch Leipa auf, wo er das Realgymnasium besuchte, direkt dem Kloster der Augustiner-Eremiten gegenüber, in das er später eintreten sollte. Bald fand er zum 1920 gegründeten „Bildungs- und Wanderbund Staffelstein“, der seit 1921 das nahe gelegene Schlösschen Schwoika als Schulungsstätte zur Verfügung hatte.

Als Novize lebte er im fränkischen Münnerstadt, und sein Theologiestudium absolvierte er in Prag. Die Priesterweihe empfing er am 28. Juni 1931, woran sich ein Kaplansjahr in Böhmisch Leipa anschloss. 1933 erfolgte seine Promotion zum Dr. theol., und ab 1934 vertrat er den verwaisten Lehrstuhl für Dogmatik. Schon zu dieser Zeit war ihm der Ordensnachwuchs anvertraut, und auch auf die Kanzel der Prager Salvatorkirche wurde er als akademischer Prediger für die deutsche Studentenschaft berufen. Hier ließ er als einer der ersten Priester einen „Volksaltar“ errichten, was ihm großem Argwohn an höchster kirchlicher Stelle eintrug, so dass er zur Rechtfertigung vorgeladen wurde. Seine Habilitation erfolgte 1939. P. Paulus meldete sich nach zunehmender Einengung und Bespitzelung schließlich freiwillig zum Sanitätsdienst in der deutschen Wehrmacht.

Sofort nach Kriegsende 1945 hatte er durch die Kirchliche Hilfsstelle in München als Anlaufadresse und die Ackermann-Gemeinde als bergenden Freundeskreis einen wesentlichen Anteil an der Seelsorge für die Heimatvertriebenen. Die von ihm 1949 initiierte „Eichstätter Adventsdeklaration“ von 17 Persönlichkeiten quer durch alle Parteien und die 1950 folgende „Detmolder Erklärung“ der Sudetendeutschen Landsmannschaft sowie die am 5. August 1950 verkündete „Charta der Heimatvertriebenen“ wurden ebenfalls von ihm beeinflusst.

In gleicher Weise war P. Paulus aber auch von seinen Mitbrüdern, den sudetendeutschen Augustinern, in Anspruch genommen, die ihre Eigenprägung nicht verlieren wollten. Nach einer ersten Bleibe in Messelhausen, von wo die Flüchtlingswallfahrten nach Walldürn ihren Antrag nahmen, entstanden die Niederlassungen in Stuttgart-Sillenbuch, Günzburg und Zwiesel, und schon ab 1950/51 gelang auch die Wiederbelebung des 1327 erstmals gegründeten Augustinerklosters in der Wiener Altstadt und in Verbindung damit die Bildung einer eigenen „Vizeprovinz Maria Trost“, der sich auch tschechische Mitbrüder anschlossen, soweit sie der kommunistischen Verfolgung entkommen konnten.

Bis 1980 war P. Paulus Geistlicher Bundes-Beirat der Ackermann–Gemeinde und bis 1981 Leiter der katholischen Arbeitsstelle für Heimatvertriebene/Süd, welche die 1950 aufgelöste Kirchliche Hilfsstelle ersetzte. Zu einem der Marksteine in diesen Jahren wurde 1955 seine Haidmühler Predigt bei einem deutsch-tschechischen Gottesdienst an der böhmischen Grenze, in der er im Namen seiner Landsleute um Verzeihung für alles den Tschechen angetane Unrecht bat, nachdem die gleiche Bitte des tschechischen Generals a. D. Lev Prchala auf dem Nürnberger Sudetendeutschen Tag desselben Jahres ohne entsprechendes Echo geblieben war. Nur ein beiderseitiges Bekenntnis der eigenen Schuld, so war seine Auffassung, und eine beiderseitige Bitte um Vergebung könnten beide Völker freimachen von dem Bösen, das sie beide belaste.

Sein eigenständiges Vorgehen brachte ihm und der Ackermann-Gemeinde auch Kritik aus den Reihen der Sudetendeutschen Landsmannschaft ein, zum Beispiel auch, als er noch 1988 in einem Leserbrief mit guten Gründen die Ziffer 250.000 als zu hoch angesetzte Anzahl unmittelbarer Vertreibungsopfer unter den Sudetendeutschen in Frage stellte, wie es später auch die deutsch-tschechische Historikerkommission tat.

Seine letzten Jahre verbrachte Pater Paulus im Augustinerkonvent in Zwiesel. Die Wende 1989 erlaubte ihm, dass er 82-jährig am 23. Juni 1990 noch einmal die Kanzel der Prager Thomaskirche bestieg und zur Wiedereröffnung des Augustinerklosters deutsch und tschechisch predigte. Am Allerseelentag 2002 verstarb er in Zwiesel und wurde am 8. November 2002 auf dem Friedhof Zwiesel zu Grabe getragen.

Weblinks

  • "Not ist Anruf Gottes" Der Kirchenhistoriker Rudolf Grulich zum 100. Geburtstag des Vertriebenenseelsorgers Pater Paulus Sladek