Ross

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Das bairische Wort Ross meint das Pferd als Nutztier (Haustier). Es steht im Sprachgebrauch neben dem Wort Pferd, das zur Benennung der Tiergattung verwendet wird.

Erläuterung

Das Pferd gibt es in bairischen Raum seit Jahrhunderten nur als Nutztier, Wildpferde sind im Lebens- und Wirtschaftsalltag fremd. In der bäuerlichen wie auch in der bürgerlichen Wirtschaft waren stets Pferde nötig, die zum Ziehen von (landwirtschaftlichem) Gerät und von Fuhrwerk dienten und auch vor leichte Kutschen und Schlitten gespannt werden konnten. Zum Reiten dienten sie nur nachrangig.
Auch beim Militär waren Mehrnutzen-Pferde wie das Rottaler Pferd zahlreich genutzt. Reitpferde waren Gutsherren, Großbürgern und Offizieren vorbehalten.

Zum Aderlassen von Pferden gab es spezielle „Roßschnäpper“.[1]

Das Wort Ross

Die altgermanische, ahd. und mhd. Herkunft des Wortes ros hat sich im Hochdeutschen in der Redensart „(untergehen) mit Ross und Reiter“ erhalten.
Eine alte Schreibweise ist „Roß“.
„Niemand sagt: ‚Wir haben ein Pferd.‘ Bei uns gibt’s nur ein Roos mit einem sehr gedehnten ‚o‘ und einem stimmlosen ‚s‘ am Ende. (…) Dieses Wort steht sowohl für die Ein- als für die Mehrzahl.“[2]

Das abwertende Wort „Gaul“ ist nicht gebräuchlich, ein Ross, das wegen seines Alters oder bei unzureichender Ernährung und schlechter Haltung geringe Leistung bringt, heißt „Heida“. Das Fohlen heißt in der Einzahl wie in der Mehrzahl „Heißen“ (mask.)[3].

Das Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch[4] führt zahlreiche Belege, u.a.: Sp. 36: i han’s Roß vakaaft, afa ollwei [immer] is ma hart drum, wei’s so laut [tüchtig] is gwen Wildenranna WEG – Sp. 51: moanst, wannst erst mit de Roßdiab nachm Weißn Sunta zum Beichten gehst, kriagst d ’Abluzion leichta? N‘viehbach DGF – Sp. 148 f.: früara hods a extrige Heislgruabn gebn, nochad an Roßodl, an Küaodl und an Sauodl, wei ja bei jedn Firscht [Vieh] a kloane Gruabn dabei gwen is O’neukchn MÜ (Anm.: Die Interpretation Firscht=Vieh ist evtl. falsch, es kann auch First gemeint sein, also jedes einzelne Stallgebäude unter eigenem Dachfirst.) – Sp. 149: [Roß]a. Pferdejauche, °OB, °NB, °OP vereinz.: der Roßodl raßelt „ist scharf“ Erding – Sp. 167: darnach soll man dem roß die knieader lassen M. BRUNNBAUER, Ein anon. Roßarzneib. aus dem Jahre 1589, München 1972, 149.

Pferdefleisch gilt in Altbayern nicht als hochwertig. Rosswurst ist als derbe Brotzeit gebräuchlich, sie besteht anteilig aus Pferdfleisch, durch Beimengung von Schweinespeck wird sie verzehrfreundlicher gemacht.
Das Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch nennt in Sp. 1034 das Lemma Bani (oder Bane) für Rossfleisch: „(geräuchertes) Pferdefleisch, °OB, °NB, °OP vereinz.: °da Roßmetzger haut Banni aus Halfing RO; ‚Aber der Langhauser hat sich in Unterstimm auch einen Bani gekauft, ein Roßgeselchtes‘ QUERI Rochus Mang [2. Aufl. 1911] 44“

Ross oder Pferd

Franz Stelzenberger schreibt in seinem Buch „Ross und Rottal“: „Das Buch führt uns in große Roßställe und (…) auf weite Pferderennplätze.“[5] Es ist die Rede vom „Rossmarkt“, weil dort dem Pferd als Nutztier das Augenmerk gilt, aber die Freizeitattraktion heißt „Pferdeschau“. Und ebenso heißt es „Rossmetzger“ (sprich: „Roosmetzga“), denn er hat gewöhnlich Rösser geschlachtet und verwertet.

Der oberösterreichische Dichter Richard Billinger unterscheidet in seinen vielzitierten Versen „Mit dem Roß und Pferde | Gott gelobet werde“ Zug- und Reittier mit den beiden Begriffen.

Siehe auch: Heidda, Pfeadl.

Literatur

  • Franz Stelzenberger: Ross und Rottal. Passau (Neue-Presse-Verlag), o.J. (1968). Signatur Staatliche Bibliothek Passau: S/Mlf 431 und 750/LC 22100 S824
  • Werner König: dtv-Atlas zur deutschen Sprache, München (Deutscher Taschenbuch Verlag) 1978 (2. Aufl.), ISBN 3-423-03025-9

Anmerkungen

  1. Das Freilichtmuseum Massing hat einen Ross-Schnäpper im Inventar.
  2. Franz Stelzenberger, a.a.O., S. 7
  3. Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. II. Bayern. Bayerisches Wörterbuch (BWB). Herausgegeben von der Kommission für Mundartforschung, München (R. Oldenbourg) 1995-2002, ISBN 3-486-56629-6 ([1]), Sp. 1258: Dear Roßknecht duad Heißn passn „auf die Geburt des Fohlens warten“ Rottal
  4. Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. II. Bayern. Bayerisches Wörterbuch, a.a.O.
  5. Franz Stelzenberger, a.a.O., S. 2