Ruth Drexel
Ruth Drexel (* 14. Juli 1930 in Vilshofen an der Donau; † 26. Februar 2009 in Feldkirchen bei München) war eine bayerische Volksschauspielerin, Charakterdarstellerin und Regisseurin. Einem breiten Publikum bekannt wurde sie unter anderem durch die Rolle der „Resi Berghammer“ im „Bullen von Tölz“.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Engagement in Film und Theater
Ruth Drexel wird am 14. Juli 1930 in Vilshofen im Landkreis Passau geboren. Bis zur Versetzung des Vaters in den Chiemgau verbrachte sie hier ihre ersten Lebensjahre. Im Anschluss an ihre Ausbildung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München beschritt sie als Schauspielerin und Theaterprinzipalin ihren Weg. Schon ab 1953 war sie zunächst an den Münchner Kammerspielen engagiert. Als junge Darstellerin gehörte sie ein Jahr dem Berliner Ensemble von Bertolt Brecht an. Bereits ab Ende der 1950er Jahre folgten die ersten Rollen in Spielfilmen, TV-Serien und Fernsehfilmen. Darunter waren später Auftritte in Krimi-Klassikern wie „Tatort“ oder „Der Alte“ ebenso wie in Helmut Dietls „Münchner Geschichten“ oder „Monaco Franze“ in der 1970ern und 1980ern.
Im Theater war sie jahrzehntelang in Klassikern wie der „Dreigroschenoper“ oder modernen Stücken wie „Jagdszenen aus Niederbayern“ oder „Wildwechsel“ (unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder) zu sehen. Ihr Debüt als Regisseurin feierte sie 1978 am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als erste Frau inszenierte sie 1981 am Bayerischen Staatsschauspiel. 1988 übernahm Drexel als Intendantin und Geschäftsführerin die Verantwortung für das Volkstheater in der bayerischen Landeshauptstadt. Unter schwierigen Bedingungen etablierte sie das fünf Jahre zuvor gegründete Haus im Münchner Kulturleben. Bis 2002 stand Drexel mit einer kurzen Unterbrechung an der Spitze der städtischen Bühne, wo auch ihr langjähriger Lebensgefährte Hans Brenner (1938–1998) immer wieder zu sehen war.
An der Seite des „Büllen von Tölz“
Ihre Paraderolle war wohl diejenige an der Seite des „Bullen von Tölz“. Die erfahrene Theaterfrau sah in der Serie eine Satire auf das Genre Heimatfilm und TV-Krimis. Auf die Frage, weshalb Fischer und Drexel für die Zuschauer ein Traumpaar seien, sagte die Schauspielerin Ende 2008: „Wahrscheinlich weil wir eben kein Traumpaar sind.“ Die Zuschauer sähen ihnen wohl „mit milder Häme und sympathisierender Schadenfreude zu“.
Resolute, pfiffige Frauenfiguren lagen Drexel besonders – so wie eben die vorlaute, aber herzensgute Pensionswirtin Resi Berghammer. Seit der ersten Folge 1996 war Drexel in „Der Bulle von Tölz“ als TV-Mutter von Titeldarsteller Ottfried Fischer zu sehen. Obwohl die Auftritte oft recht kurz waren, drückte sie den Filmen ihren Stempel auf. 2007 musste die Schauspielerin eine längere Drehpause einlegen. Woran Drexel schwer erkrankt war, gab ihre Sprecherin damals nicht bekannt, betonte aber, es handle sich um nichts Lebensbedrohliches. Fünf „Bullen“-Folgen setzte Drexel aus, stand dann aber ab August 2008 für neue Fälle vor der Kamera. Welche Bedeutung sie für die Reihe hatte, wurde schnell klar – die Einschaltquoten gingen zurück. In der Anfang Februar 2009 ausgestrahlten Folge wurde „Resi“ in ihre neue Wahlheimat Mallorca entführt – und deutlich mehr Zuschauer sahen zu. „Sie war super drauf und hat wunderbar gespielt“, sagte Produzent Ernst von Theumer zu den letzten Dreharbeiten mit Drexel.
Nach dem Tod von Ruth Drexel wird Sat.1 die Krimiserie „Der Bulle von Tölz“ voraussichtlich einstellen. Der Sender könne sich einen „Bullen von Tölz“ ohne Drexel und die von ihr verkörperte Mutter von Kommissar Benno Berghammer, alias Ottfried Fischer, „nur schwer vorstellen“. Auch Produzent Ernst von Theumer zeigte sich überzeugt, dass die Reihe ohne „Resi“ nicht weitergeführt werden könne. „Man kann Ruth Drexel nicht ersetzen, so einfach ist das.“ Ohne sie fehle der ganze komödiantische Strang in der Serie, „den sie so wunderbar verkörpert hat“.
Fischer, der wie Drexel aus dem Landkreis Passau stammt, erreichte die Todesnachricht in Kanada. „Es ist sehr schwer, Worte zu finden, wenn sich ein Mensch, der einen ein großes Stück des Weges begleitet hat, für immer verabschiedet. Ohne sie wäre ein Teil meines Lebens und ein Teil der Kultur des bayerischen Volksschauspiels sicher anders und weniger erfolgreich verlaufen“, schreibt Fischer in einer Mitteilung.
Ruth Drexel wurde am 2. März 2009 im engsten Familienkreis in Feldkirchen bei München beigesetzt. Die Schauspielerin hinterlässt zwei Töchter.
Auszeichnungen
- 1983: Ludwig-Thoma-Medaille der Stadt München
- 1989: Adolf-Grimme-Preis für die Fernsehserie Zur Freiheit
- 1994: Oberbayerischer Kulturpreis des Bezirks Oberbayern
- 1997: Goldener Gong für Der Bulle von Tölz, gemeinsam mit Ottfried Fischer
- 1999: Deutscher Fernsehpreis „Beste Schauspielerin Serie“ für Der Bulle von Tölz
- 2000: Bayerischer Theaterpreis
- 2000: Goldene Ehrenmünze der Landeshauptstadt München
- Tiroler Adler-Orden in Gold
- Bayerische Verdienstmedaille in Silber
- Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ in Gold
- 2000: Bayerischer Verdienstorden
- 2001: Bayerischer Poetentaler
- 2003: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 2004: Goldene Romy „Beliebtester weiblicher Serienstar“ für Der Bulle von Tölz
- 2004: Bayerischer Fernsehpreis Sonderpreis für ihr Lebenswerk
- 2005: Tiroler Landespreis für Kunst – überreicht am 11. November 2005 in Innsbruck
- 2006: Goldene Romy „Beliebtester weiblicher Serienstar“
- 2006: „Krenkel-Preis“ der Münchner SPD für Zivilcourage und bürgerschaftliches Engagement
- 2007: Bayerische Verfassungsmedaille in Gold.
Literatur
- Ulf Vogler, Marina Antonioni: Eine Schauspielerin fürs ganze Volk. In: Passauer Neue Presse vom 5. März 2009 (S. 3)
- Isabel Metzger: „Servus Mamma!“ In: Passauer Neue Presse vom 5. März 2009 (S. 3)