Schwirzen

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Schwirzer oder Schwärzer ist ein bairisches Wort für Schmuggler. Das betreffende Verb ist schwirzen oder schwärzen. Es ist gebräuchlich im Bayerischen und Oberpfälzer Wald.

Begriff

Gewöhnlich wurde Schmuggel nachts über die „grüne Grenze“ – im Einzugsbereich des Begriffs Schwirzer nach Böhmen (Tschechoslowakei) und Österreich – getätigt. Zur Tarnung haben die Schmuggler ihr Gesicht mit Ruß geschwärzt. Davon leitet sich der volkstümliche Name her.

Schmuggel und Wildern haben, vielmehr hatten in der Landbevölkerung soziale Aspekte. Es war für nicht Landbesitzende und nicht zünftisch ein Handwerk Betreibende eine wesentliche Quelle, Familieneinkommen zu generieren. Erfolgreiche Schmuggler genossen in ihrem sozialen Umfeld gesellschaftliche Anerkennung.
Praxis und Gefahren stellt Max Matheis 1950 in seinem Roman „Die Falkin“ eindrücklich dar.

Der Aspekt des Kriminellen wird in der Folklore des 20. Jahrhunderts ausgeklammert. Im Bayerischen Wald wurden Faschingsbälle unter dem Motto „Schwirzer“ abgehalten, bei Heimatumzügen wie dem Mauther Heimatfest gibt es eine Themengruppe „Schmuggler und Grenzer“.

In Neuaign bei Eschlkam ist seit 1988 ein lebensgroßes kunsthandwerkliches Denkmal aus Granit aufgestellt, das einen Schmuggler mit einem Ochsen und einem begleitenden Hund darstellt.

Belege

„Den Wildschützen und Panschern wurde ihr dunkles Handwerk gelegt; die letzten fahren jetzt, durch die mit der Schwärzung von Saccharin erzielten Erfolge ermutigt, am lichten Tag im Auto herum, was gegen die Überlieferung ist.“ (Josef Blau)[1]

„Endlos sind die Nachrichten über das ‚Paschen‘[2] oder ‚Schwärzen‘, wie der Schmuggel landläufig auch genannt wurde. (…) Schmuggel war zwar streng verboten, doch niemand empfand es als unehrlich. Für manche Familien war es lebensnotwendiger Zuerwerb. Nach Böhmen schmuggelte man Tabak, Salz, Saccharin, Feuerzeuge, oder Emailgeschirr. Aus Böhmen heraus brachte man Schnaps, Vieh, Zucker oder Schuhe.“ (Winfried Helm)[3]

Belegt ist ein Lied im bairischen Dialekt „De Schwirzer vom Landl“.[4]

Das „Schwärzen“ wird als Fasnacht-Brauchtum im Dorf Effeltrich (Oberfranken) beschrieben.[5] Er stellt Zusammenhang mit dem Aschermittwoch-Brauchtum der katholischen Tradition her, nicht jedoch mit dem Schmuggel.

Literatur

  • Marita Haller, mit Sven Bauer, Reinhard Haller und Jan Jirák: Schmuggler und Schwirzer an der böhmischen Grenz‘, Zwiesel (Verein Über d’ Grenz e.V.) 2012, ISBN 9783000398964

Anmerkungen

  1. Josef Blau: Böhmerwälder Hausindustrie und Volkskunst, Band 1, Wald- und Holzarbeit, Prag (Calve) 1917/18 (= Beiträge zur deutsch-böhmischen Volkskunde, Band 14,1), S. 404
  2. Paschen ist ein Lehnwort aus dem Tschechischen: Schmuggel heißt pašeráctví, schmuggeln heißt pašovat.
  3. Winfried Helm: Grenzgänge. Hranični styki. In: Martin Ortmeier (Hg.). Bauernhäuser in Südböhmen. Jihočeská lidová architektura. Passau 1992, S. 80–93 (zum Schmuggel siehe S. 85–86)
  4. Der Liedtext in (Boarische) Wikipedia, ohne Herkunftsnachweis [1]
  5. Hans Scherzer: Gau Bayerische Ostmark. Land, Volk und Geschichte, München (Deutscher Volksverlag), o.J. (1940), S. 365 f.